Stadt Willich Einstimmung in die Karwoche: Lyrik von Christian Lehnert

Stadt Willich · "Mensch gedenke..." heißt eine Reihe, zu der die Gemeinschaft der Gemeinden Willich in der Fastenzeit einlädt. Am Sonntagnachmittag gestalteten Kirchenmusiker Marcell Feldberg aus Willich und Lyriker Christian Lehnert aus Leipzig dazu eine Lesung mit Musik in der Schiefbahner St. Hubertus Kirche. Etwa 25 Menschen kamen, um die Texte des mehrfach ausgezeichneten Lyrikers Christian Lehnert, der zugleich auch evangelischer Theologe ist, zu hören. Marcell Feldberg spielte dazu Stücke von Bach und eigene Improvisationen.

 Der Leipziger Theologe und Lyriker Christian Lehnert.

Der Leipziger Theologe und Lyriker Christian Lehnert.

Foto: ACHIM HÜSKES

"Abendmahl, Tod und Auferstehung - die Karwoche bietet eine Dichte, die kaum wo anders anzutreffen ist", sagt Marcell Feldberg zur Einführung. Und da Dichte und Dichtung in Zusammenhang stünden, passe die literarische Stunde gut in die Karwoche. Tatsächlich sind die Texte von Christian Lehnert, zumal die lyrischen, von solcher Dichte, dass sie mehrfach gelesen werden müssten, um verstanden zu sein. Der Autor selber rät aber davon ab, alles verstehen zu wollen.

"Lyrik entsteht dort, wo ich kein Wort habe und doch nicht schweigen kann", sagt der 46-Jährige. Die Zuhörer mögen seine Texte aufnehmen wie Musik. "Lauschen Sie den Sprachgebilden nach, wie Sie der Musik lauschen", rät Lehnert, bevor er seine Sonette vorträgt. Einiges ist dunkel, anderes hell, fast fröhlich. Es geht um Verlust, um Hoffnung und um einen neuen Aufbruch.

Im zweiten Teil liest Lehnert aus seinem Buch "Korinthische Brocken", einer Auseinandersetzung mit dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus. Er habe in diesem Buch das Erzählen des eigenen Lebens und das Nachdenken über Paulus' Text miteinander verwebt, erklärt der Autor. Bei seiner Betrachtung des Korintherbriefs habe er bemerkt, dass Paulus ein Suchender war, einer, der die Menschen und das Sein ergründen will und dabei auf die Fragilität der christlichen Existenz stößt.

Seinen Text dazu will Lehnert als einen Kommentar, eine Art literarische Resonanz auf den biblischen Text verstanden wissen. Immer wieder baut er eigene Erlebnisse ein, wie etwa seine Zeit in einem DDR-Straflager, wo Lehnert, geboren 1969 in Dresden, als Wehrdienstverweigerer kurz vor der Wende ein paar Monate verbringen musste. Immer wieder werden diese Erlebnisse mit theologischen Betrachtungen verknüpft. Dabei bewegt sich der Text oft auf einer Metaebene, die - ähnlich wie die lyrischen Texte - nicht jedem zugänglich ist. Die besinnliche, fast meditative Stunde in der Pfarrkirche von Schiefbahn kam dennoch gut an bei den Besuchern.

(WS03)
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