Stadt Willich Eltern geht es nicht um Rache oder Strafe

Stadt Willich · Im Prozess um den Pfarrer Georg K., sagten gestern die Eltern der beiden Jungen aus, die der Geistliche sexuell missbraucht haben soll. Die Ereignisse sind für sie unbegreiflich, die Mutter bezeichnete den Angeklagten als "pervers".

 Georg K. muss sich derzeit vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Am Freitag will er sich zu den Vorwürfen äußern.

Georg K. muss sich derzeit vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Am Freitag will er sich zu den Vorwürfen äußern.

Foto: Thomas Lammertz

"Wenn ich die Spur eines Zweifels gehabt hätte ...", begann der Vater der Jungen, die Pfarrer Georg K. sexuell missbraucht haben soll. Das Ende des Satzes blieb offen. Im Prozess gegen den wegen Kindesmissbrauchs angeklagten Pfarrer, der aus Willich stammt, haben gestern die Eltern der mutmaßlichen Opfer ausgesagt. Der Mann soll zwischen 2001 und 2006 zwei ihm anvertraute Jungen, sein Patenkind und dessen Bruder, in insgesamt 26 Fällen sexuell missbraucht haben. Die Kinder waren zu Beginn der ihm vorgeworfenen Taten acht und elf Jahre alt.

"Er war uns sympathisch, und wir hatten Vertrauen", sagte der Vater der Jungen über den Mann, den er lange Jahre für einen guten Freund hielt. Jahre vor der Geburt des ältesten Sohnes hatten sie sich kennengelernt, angefreundet und sich oft in der Gemeinde getroffen. Man habe ihm die wichtige Aufgabe eines Paten übertragen, damit er später einmal positiv auf den Ältesten einwirken könne und ihr Sohn einen Ansprechpartner für Dinge habe, über die man mit Eltern vielleicht nicht so gerne redet. Geburtstage und Weihnachten wurden gemeinsam gefeiert. Als die Söhne älter wurden, wurde der Kontakt noch intensiver.

Das unendliche Leid, das den Kindern zugefügt wurde, sei noch immer unbegreiflich. "Es geht nicht um Rache und Strafe", lauteten dennoch die Worte des Zeugen. Eines sei ihm aber ganz wichtig: "Dieser Mensch darf nie wieder die Chance haben, ein Kind zu missbrauchen!" Auch solle er nie wieder in einer Gemeinde als Geistlicher arbeiten dürfen. Als der Pfarrer damals von Plänen sprach, nach Afrika zu gehen, habe man noch nichts von den Taten geahnt. Da war das Verhältnis allerdings nicht mehr so gut wie zuvor. Der Pfarrer sei mit rassistischen Äußerungen aufgefallen, außerdem sei sein Lebensstil zu auffällig für einen Geistlichen gewesen.

Erst als er im Ausland war, hatte der jüngere Sohn sich der Mutter anvertraut. Sie sagte im Zeugenstand, das Auftreten des Angeklagten gegenüber den Jungen sei vorbildlich gewesen. Bekannte seien voller Lob gewesen, weil der Mann so gut mit Kindern umgehen könne. Der einzige Makel: Für einen Geistlichen sei der Mann etwas zu sehr auf sein Erscheinungsbild bedacht gewesen: moderne Kleidung, schnittige Wagen und viermal im Jahr neue Handys. Andererseits habe sie sich gedacht, dass er ja keine Familie versorgen müsse. Was später folgen sollte, sei in keiner einzigen Geste erkennbar gewesen.

Gern und mit gutem Gewissen habe man seine Angebote genutzt, die Kinder zum Sport mitzunehmen und auch mal zu sich zu holen. "Dass wir ihnen damit jemand an die Seite stellen, der pervers ist, hätten wir nicht geglaubt", sagte die Frau, immer noch fassungslos darüber, dass so etwas passieren konnte. Der Angeklagte hätte sich von Kindern fernhalten und eine Therapie machen sollen, anstatt ihnen solches Leid zuzufügen, so die Mutter weiter.

Schlimm sei auch, dass der 56-Jährige nicht einmal jetzt die Verantwortung tragen wolle. Das hätte bedeutet, den jungen Männern die Aussagen vor Gericht zu ersparen. Der Angeklagte hatte bisher keine Angaben machen wollen, aus Angst, nach so langer Zeit den Überblick zu verlieren, wie sein Verteidiger anführte. "Schuld eingestehen ist anders", kommentierte die Zeugin diese Haltung. Sie wünschte aber auch, dass durch den Prozess zukünftig weitere Missbrauchsopfer schneller einen Weg finden, sich jemandem anzuvertrauen.

(bil)
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