Tönisvorst Es soll erste Stolpersteine in Vorst geben

Tönisvorst · In Vorst soll an jüdische Mitbürger erinnert werden. Ein Initiativkreis will von Gunter Demnig Stolpersteine für die in der NS-Zeit ermordeten Juden aus Vorst verlegen lassen

 Gunter Demnig verlegte im August vergangegen Jahres in St.Tönis auf der Hochstraße Stolpersteine ins Pflaster vor ein Haus, in dem früher in der NS-Zeit ermordete Juden lebten.

Gunter Demnig verlegte im August vergangegen Jahres in St.Tönis auf der Hochstraße Stolpersteine ins Pflaster vor ein Haus, in dem früher in der NS-Zeit ermordete Juden lebten.

Foto: Kaiser

In Vorst soll an jüdische Mitbürger erinnert werden. Ein Initiativkreis will von Gunter Demnig Stolpersteine für die in der NS-Zeit ermordeten Juden aus Vorst verlegen lassen

Seit Januar dieses Jahres gibt es in Vorst einen Initiativkreis. Sein Ziel: Auch in diesem Stadtteil sollen "Stolpersteine" an die einst jüdischen Mitbürger erinnern. Initiativ-Sprecher Peter Joppen geht davon aus, dass die ersten Stolpersteine im nächsten Jahr vor die einstigen Wohnhäuser gesetzt werden können. 21 Stolpersteine könnten dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt sein. Und danach ist an zentraler Stelle noch eine Gedenktafel vorgesehen.

Auf den Tag der Verlegung des ersten Stolpersteins Vorst freut sich unter anderem die 85-jährige Christel Tomschak: "Denn das ist für mich dann ein ganz besonderer Tag." Vor allem auch deshalb, weil ihr Vater, der kein Jude war, aufgrund seiner politischen Gesinnung von den Nazis in den 1930-er Jahren verhaftet und eine einjährige Gefängnisstraße in Anrath verbüßen musste.

"Was in der NS-Zeit den Verfolgten, den Minderheiten und den jüdischen Mitbürgern widerfahren ist, darf sich nie mehr wiederholen", sagt Peter Joppen. Über den Stand der Dinge berichteten jetzt im Vorster Rathaus die Verantwortlichen der Initiative, die es erst seit dem Frühjahr gibt und die im Laufe des Jahres aus Reihen der Politik, Verwaltung, des Handels und der Banken immer mehr "Verbündete" bekommen hatte.

Die Idee war bei der Gedenkfeier für die Opfer des Nazi-Regimes im Januar dieses Jahres in Vorst entstanden. Und der Arbeitskreis, darunter auch Manfred Tripp und Edith Mascini, hat recherchiert. Unterstützung kam auch von Heinz-Gerd Schuh vom Heimatverein. Er hatte herausgefunden, dass zumindest 1843 vier Hausbesitzer jüdischen Glaubens in Vorst lebten, die Familien von Benjamin Horn, Leopold Willner sowie von Emanuel und Salomon Lehmann. In den etwa hundert Jahren danach schätzte Schuh die Zahl der Familien auf 15, mithin 50 bis 60 Personen.

In einer vorläufigen Liste sind bislang die Namen von 21 jüdischen Vorstern erfasst, für die an der Clevenstraße, Steinpfad, St. Töniser Straße und an der Lindenallee Stolpersteine platziert werden könnten. Darunter sind unter anderem: Textilwarenhändler Hermann Katz, der bei der Pogromnacht 1938 derart schwer verletzt wurde, dass er starb; Schuhhändler Ernst Willner, der 1938 nach Argentinien floh oder Berta Rosenberg, die im Alter von 85 Jahren 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort umgebracht wurde.

Auch Edith Mascini (48) vom Initiativkreis hat einen nahen Angehörigen, der das KZ nicht überlebte: ihr Opa Maximilian starb im KZ Ausschwitz.

Der Initiativkreis hat bereits Kontakt mit dem Kölner Bildhauer Gunter Demnig aufgenommen, der diese Stolpersteine verlegt. "Und derzeit gibt es bei ihm wegen der weiterhin starken Nachfrage Wartezeiten von etwa sechs Monaten", berichtet Manfred Tripp.

(wsc)
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