Stadt Willich Flüchtlingsrat NRW wirft der Stadt Willich "Wuchergebühren" vor

Stadt Willich · Nachdem sich im vergangenen Jahr schon die beiden Flüchtlingsbetreuer Wolfgang Lahn und Heinrich Roschu im Gespräch mit der RP über die Erhöhung der Nutzungsgebühr für die Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge in Willich geärgert hatten, meldet sich nun auch Dr. Michael Stoffels, Mitglied im Flüchtlingsrat NRW, zu Wort: "In Willicher Flüchtlingsunterkünften wird ein Mietpreis bezahlt, der in seiner Höhe im Kreis beispiellos ist und alles übersteigt, was an vergleichbarem Wohnraum in Willich angeboten wird."

 Unter anderem am Anrather Bahnhof werden Flüchtlinge untergebracht.

Unter anderem am Anrather Bahnhof werden Flüchtlinge untergebracht.

Foto: wk

306,77 Euro zahlen Flüchtlinge, die ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit sichern, an Miete für eine Schlafstelle in einem Vierbettraum mit vier Eisenbettgestellen und vier Spinds. "Das heißt: Zahlen alle vier, so kommt ein Mietpreis von sage und schreibe rund 1227 Euro zusammen. Zugegeben sei: Die Benutzung eines Sanitärraums und einer Küche, die jedoch nicht nur die vier, sondern gleich alle Bewohner eines ganzen Flurs nutzen, ist im Preis inbegriffen", so Stoffels. Zum Vergleich: In Viersen würden rund 108 Euro für eine Schlafstelle bezahlt, in Kempen rund 85 Euro. "Zu fordern ist, unverzüglich diesen Wucher im Hinblick auf die Vergleichsmiete in anderen kommunalen Unterkünften zu beenden. Daher habe ich mich sicher im Sinne aller Asylinitiativen im Kreis Viersen mit einer Mail an den Willicher Bürgermeister Josef Heyes gewandt", so Stoffels weiter.

Im Gespräch mit der RP verweist Heyes auf die Aussagen des Kämmerers Willy Kerbusch vom Herbst: Jahrzehntelang habe es keine neuen Berechnungen der Mieten gegeben. Dann habe es zahlreiche Maßnahmen gegeben, die allesamt im Bereich der Flüchtlingsunterkünfte gelaufen seien. Zu den beiden Unterkünften an der Koch- und der Lerchenfeldstraße seien viele weitere hinzugekommen. Heute gebe es zehn Einrichtungen. Die Stadt Willich habe umgebaut, neu gebaut und angemietet. Die Neuberechnung der Miete entspreche den heute gegebenen Standards. Bislang seien die Gebühren nicht kostendeckend gewesen. Unter anderem verfügen die Unterkünfte über einen Hausmeisterservice, der Kosten verursache. Zudem bekämen anerkannte Flüchtlinge Leistungen nach dem SGB II, entsprechend würden die Mietkosten übernommen. Außerdem, so Bürgermeister Heyes, solle die hohe Miete auch eine "Erziehungsmaßnahme" sein. Denn in den Unterkünften solle kein Dauerbezug entstehen. Wer als Flüchtling anerkannt sei und Geld verdiene, solle sich auch eine eigene Wohnung suchen.

(RP)
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