Tönisvorst Formschnitt für Weihnachten

Tönisvorst · Wenn andere die Koffer für den Sommerurlaub packen, bringen Weihnachtsbaumzüchter wie Rudolf Platen ihre Nordmann-Tannen in Form. Ohne diese Arbeit blieben die Produzenten zum Fest auf den Christbäumen sitzen.

 Die Spitzen der Nordmann-Tannen wachsen hierzulande sehr stark. Deshalb greift Weihnahctsbaumzüchter Rudolf Platen zur Schere.

Die Spitzen der Nordmann-Tannen wachsen hierzulande sehr stark. Deshalb greift Weihnahctsbaumzüchter Rudolf Platen zur Schere.

Foto: Schulz

Rudolf Platen muss das ganze Jahr über an Weihnachten denken. Das ist beruflich bedingt. Der Landwirt aus Tönisvorst pflanzt und verkauft Weihnachtsbäume. Gerade jetzt ist eine entscheidende Zeit für künftige Christbäume. Platen bringt sie in Form, damit sie zum Fest den Ansprüchen der Kunden an einen Weihnachtsbaum genügen. Besondere Zuwendung brauchen die Nordmann-Tannen, die der 36-Jährige züchtet.

Die aus dem Kaukasus und dem Schwarzmeergebiet stammenden Tannen haben in hiesigen Breiten ein Problem, sagt Platen: "Sie neigen auf unseren Böden dazu, dass die Baumspitzen sehr stark wachsen. Das will der Kunde aber überhaupt nicht." Also muss Platen ein wenig nachhelfen, um das Spitzenwachstum einzuschränken.

Er zieht eine Top-Stopp-Zange aus der Tasche. Sie erinnert an eine Rosenschere, die eine verbreiterte Schneide hat. Platen setzt sie unterhalb des neuen Austriebes der Spitze an, dort wo der Baumstamm schon verholzt ist. Er drückt die Zange einmal kurz zu, das war's.

Platen, der dem Arbeitskreis Weihnachtsbäume der Landwirtschaftskammer NRW angehört, erläutert: Die Zange — übrigens eine Erfindung von einem dänischen Nordmanntannen-Züchter — verfügt über fünf Messer, die so angeordnet sind, dass sie die Rinde der Tanne einschneiden. Die ist für den Saftstrom in die Baumspitze verantwortlich. So behandelt wächst die Baumspitze bis zu 30 Prozent weniger als bei nicht behandelten Nordmanntannen.

Für Weihnachtsbaumzüchter wie Rudolf Platen markiert der Einsatz der Top-Stopp-Zange den Schlusspunkt dreier arbeitsintensiver Monate. Im April düngt er die Bäume, zu einer Zeit, wo Tannen und Fichten noch nicht ausgetrieben haben. Folglich können die Düngerkörner, die mitunter mit hoher Geschwindigkeit auf die Bäume treffen, die jungen Triebe nicht beschädigen. Im Mai kümmerte sich Platen um den Formschnitt der Bäume. Der ist notwendig, damit der Baum den Vorstellungen der Kunden genügt, wenn er als Weihnachtsbaum geschlagen wird. Hinzu kommen wöchentliche Kontrollen der Bestände auf "Untermieter", wie Rudolf Platen sagt. Damit meint er unter anderem Blattläuse, Milben und Pilze.

200 Stunden für ein Hektar

Damit Christbäume zum Fest in den Wohnstuben für eine heimelige Atmosphäre sorgen, müssen Weihnachtsbaum-Produzenten viel Zeit in ihre Plantagen und die Pflege der Bäume stecken. Platen rechnet vor: Um einen Hektar Getreide zu produzieren, investiere ein Landwirt rund sieben Stunden. Um einen Hektar Weihnachtsbäume zu produzieren, müsse ein Weihnachtsbaumzüchter mehr als 200 Stunden Arbeit einkalkulieren.

(RP)
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