Stadt Willich Freies Internet wird ausgeweitet

Stadt Willich · Eine Gruppe von Willichern hat sich dem Verein "Freifunk" angeschlossen und möchte das kostenfreie W-Lan in der Stadt ausweiten. Mitmachen kann jeder, einen Stammtisch gibt es im Begegnungszentrum "Krumm".

 Mit einem Smartphone kann man das W-Lan des Vereins Freifunk kostenfrei und unkompliziert nutzen.

Mit einem Smartphone kann man das W-Lan des Vereins Freifunk kostenfrei und unkompliziert nutzen.

Foto: Piratenpartei Meerbusch

Egal, ob der eigene PC, das Handy, Smartphone oder das Tablett - jeder nutzt auf vielfältigste Weise die elektronischen Medien, scheint es. Jeder? Offenbar nicht: "Es gibt viele Personengruppen, die aus Kostengründen nicht dazu gehören, beispielsweise die ankommenden Flüchtlinge, die ihren Angehörigen zu Hause mitteilen möchten, dass ihre Flucht gelungen ist", sagt Christian Lange. Er gehört zu einer kleinen Gruppe von Willicher "Freifunkern", die dabei ist, nicht nur diesen benachteiligten Gruppen diese mittlerweile unverzichtbare Kommunikation zu ermöglichen.

"Wir möchten ein Netzwerk aufbauen und dafür sorgen, dass nicht nur in Flüchtlingsunterkünften, sondern auch bei Dienstleistern, in Seniorenheimen, in den Wartezimmern der Ärzte oder beim Handel in den Innenstädten ein freies Internet möglich ist", sagt der 48-jährige Christian Lange. Gerade treffen sich die Freifunker im Willicher Begegnungszentrum "Krumm" zu ihrem Stammtisch. Darunter sind unter anderem Gisela Michels vom Arbeitskreis Fremde sowie von der SPD Sarah Bünstorf und Lukas Maaßen.

Lange stellt die Initiative und einige seiner Mitstreiter vor. "Das ist unsere Allzweckwaffe und einer unserer wichtigsten Administratoren", sagt er schmunzelnd zum Anrather Klaus Olaf Platz, einem 54-jährigen Informatiker. Als "Pionier" wird Michael Sendrowski vorgestellt. Der 47-jährige, der in einer IT-Firma arbeitet, wohnt in Wekeln, gehört unter anderem dem "Chaos Computer Club" in Kaarst an und hatte etwa Mitte 2015 die Idee, das freie Funken auch in seinem Wohnort bekannt zu machen.

"Gerade in diesem Moment nutzen 177 Leute unser Netz", sagt mit dem Blick auf den Monitor Christian Lange. Denn die Initiative war nicht untätig, hat bereits in wenigen Monaten in allen vier Stadtteilen 46 Router installiert. Unter anderem in den Flüchtlingsunterkünften in Anrath, an der Kochstraße in Willich, in der Niershalle in Neersen; in den nächsten Tagen kommt die neue Unterkunft in der ehemaligen Kirche St. Maria Rosenkranz in Willich dazu. Außerdem nutzt die evangelische Emmaus-Kirchengemeinde das kostenfreie Angebot ebenso wie das Freiwilligenzentrum in Schiefbahn oder die Begegnungsstätte "Krumm".

Vor wenigen Tagen wurde außerdem der gesamte äußere Marktplatz in Willich mit freiem W-Lan versorgt. Langels: "Oben auf einem Eck-Grundstück haben wir an einer Antennenschüssel drei Outdoor-Router angebracht, diese sind weiter mit einem weiteren Zentralrouter im Gebäude und natürlich mit dem Internet verbunden." Finanziert hat diese Investition von rund 300 Euro die städtische Grundstücksgesellschaft. Andere Sponsoren waren unter anderem die Stadt Willich, der Arbeitskreis Fremde sowie SPD und Grüne.

"Es gibt sogar schon von Einigen, die auf dem Marktplatz drinnen die Kaffeehäuser besuchen wollen, die ersten Beschwerden, dass der Empfang zwar draußen optimal aber drinnen nicht so gut sei", wünscht sich daher Langels, dass dort auch weitere Händler, die eine Innengastronomie anbieten, solche Router ordern. Diese kosten bis zu 20 Euro.

Wie funktioniert Freifunk? Zunächst wird ein W-Lan-Zugang zur Installation der Router benötigt. Danach wird von den Fachleuten der Initiative die Freifunk-Software aufgespielt, dann der Freifunk-Router mit dem privaten Router verbunden. Empfohlen wird, den Freifunk-Router möglichst in Fensternähe aufzustellen. Bei der Fremdnutzung seien Zugriffe auf das eigene Netzwerk nicht möglich. Langels: "Der spezielle Router baut eine verschlüsselte Verbindung zum Server und zur Infrastruktur von Freifunk Rheinland auf, und alle Daten werden ausschließlich dahin transportiert."

Der Freifunk Rheinland ist ein gemeinnütziger Verein und hat sich zum Ziel gesetzt, die Verbreitung freier Netzwerke und die Vermittlung von Wissen zu fördern. Kann der Betreiber des eigenen Netzwerkes zur Verantwortung gezogen werden, wenn zum Beispiel durch die Drittnutzung verbotene Downloads erfolgen? Auch dies beantworten die Experten mit einem klaren Nein. Denn durch die Umleitung über den Freifunk-Server des gemeinnützigen Vereins sei eine Haftung ausgeschlossen.

(wsc)
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