Stadt Willich Freude über niedrige Benzinpreise

Stadt Willich · An den Tankstellen in Willich und Tönisvorst herrscht zurzeit meist reges Treiben. Grund sind die Benzinpreise, die so niedrig sind wie seit Langem nicht mehr. Aber man hört auch zweifelnde Stimmen, die fragen, ob das auch so bleibt.

 Michael Knauf, der die Aral-Tankstelle in Anrath mit seinem Bruder Thomas führt, freut sich über die niedrigen Spritpreise. Denn so steigt auch der Umsatz in den anderen Bereichen, wie dem Shop oder der Waschstraße.

Michael Knauf, der die Aral-Tankstelle in Anrath mit seinem Bruder Thomas führt, freut sich über die niedrigen Spritpreise. Denn so steigt auch der Umsatz in den anderen Bereichen, wie dem Shop oder der Waschstraße.

Foto: Wolfgang Kaiser

"So kann's bleiben", sagt die Schiefbahnerin Nicole Höfges. Sie arbeitet in Kempen, legt jeden Tag etwa 50 Kilometer zurück und steht gerade mit ihrem VW Lupo an der Markant-Tankstelle in St. Tönis. Dort wird mit dem Slogan "Billig getankt" geworben. Obwohl es den Konkurrenzkampf der verschiedenen Gesellschaften gibt, ist dieser Slogan derzeit wohl für alle Zapfsäulen angebracht. Die Spritpreise sind so niedrig wie noch nie in den vergangenen fünf Jahren. Die Rheinische Post hat sich mal umgeschaut.

Durch den billigeren Sprit hat Nicole Höfges etwa 30 Euro monatlich mehr zur Verfügung. Ein Einwand kommt aber direkt von einem 56-jährigen St. Töniser, der nach ihr tankt: "Nicht auszudenken, wenn die Rohölpreise zukünftig im gleichen Tempo nach oben gehen", sagt der Vieltanker, der ebenso die Preise vergleicht wie ein etwa 40-jähriger Monteur an der Anrather Aral-Tankstelle Knauf. Er hat sein Smartphone dabei. Mit einigen Apps, etwa "ADAC Spritpreise" oder "Clever Tanken", im Internet informiert er sich über die derzeit günstigsten Preise. Gerade ist an einer Tankstelle eines Krefelder Autohauses der Preis für Super E 10 drei Cent günstiger als anderenorts zu haben. "Aber dafür fahre ich jetzt nicht nach Krefeld", sagt der Grefrather.

Drinnen bei Knauf bedient Michael Knauf, der mit seinem Bruder Thomas die Tankstelle mit ihren sechs Multi-Funktionssäulen führt. Seit 1930 geben dort die Knaufs in der mittlerweile vierten Generation die Kraftstoffe aus. Seit etwa Oktober sei der Umsatz nach oben gegangen, liege dieser derzeit immer noch um etwa zehn Prozent über normal. Michael Knauf stellt im Vergleich zum erheblich teureren Sprit vor etwa sechs Monaten Veränderungen beim Verbraucher fest: "Früher würde oft wegen der hohen Preise nicht vollgetankt, heute kommen viele zwischendurch vorbei, tanken bei, weil sie wieder höhere Preise befürchten."

"Für mich ist es egal, ob der Liter-Preis zum Beispiel für das Super-Benzin bei 1,60 oder 1,25 Euro liegt, da ich von der Gesellschaft so oder so einen Festpreis von 2,4 Cent pro verkauftem Liter erhalte", stellt Michael Knauf fest. Wie viel Liter genau sein monatlicher Umsatz beträgt, will der Mit-Eigentümer nicht verraten. Einige Hunderttausend Liter dürften es aber sein. "Allerdings kein Vergleich zu vor etwa 20 Jahren, als es noch die spritfressenden Autos gab und wir zu Spitzenzeiten schon mal im Monat rund 900 000 Liter ausgegeben haben", sagt er weiter. Insofern bezeichnet Knauf den Benzin- und Dieselverkauf als ein "Beigeschäft", da er ja auch noch den Shop, die Waschstraße und die Werkstatt habe. Allerdings kommen jetzt mehr Leute ins Geschäft, wodurch auch seine anderen Umsätze ansteigen.

Viel los ist auch um die Mittagszeit bei Jet in Willich oder Markant in St. Tönis. "Bei uns hat sich das nach dem Ansturm zu Beginn, als die Autos hier in Dreier-Reihen standen, wieder normalisiert", sagt Markant-Mitarbeiterin Heidi Wenz. Und auch Stefan Schwenke von der Esso-Tankstelle am großen Kreisverkehr in Alt-Willich spricht zwar von einem etwas gestiegenen Umsatz, sagt aber: "Irgendwann ist der Tank voll, dann ist eh Schluss." Der 53-Jährige ist in diesem Geschäft seit 26 Jahren. Er hat die Tankstelle gepachtet, erhält somit von seiner Gesellschaft nur 1,3 Cent je verkauftem Liter. Auch er hat außerdem Waschstraße, Werkstatt und Shop.

Alle Tankstellenbesitzer haben jederzeit die Konkurrenz im Auge, informieren sich schon frühmorgens über die Preise der Nachbarn und können nach Absprache mit ihren Gesellschaften schnell reagieren. Die Verbraucher freut es. Darunter auch eine Kempenerin, die ihren Osterurlaub jetzt etwas anders gestaltet hat und nun mit ihrer Familie zwei Wochen lang im Wohnmobil quer durch Deutschland fahren möchte. "Aber dann beginnt ja überall die Reisewelle, mal abwarten, was bis dahin noch mit dem Spritpreis passiert", sagt sie zweifelnd. Derzeit spricht aber nichts gegen diese große Tour.

(wsc)
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