Stadt Willich Fürs Helfen geht der Wecker früher

Stadt Willich · Josephine Sauer ist die beste Verkehrshelferin in NRW. Die 14-jährige Schülerin des Lise-Meitner-Gymnasiums siegte beim Landeswettbewerb und startet nun auf Bundesebene.

 Josephine Sauer (5. von rechts) und Isabel Faßbender (7. von rechts) vom Lise-Meitner-Gymnasium waren für den Landeswettbewerb qualifiziert.

Josephine Sauer (5. von rechts) und Isabel Faßbender (7. von rechts) vom Lise-Meitner-Gymnasium waren für den Landeswettbewerb qualifiziert.

Foto: Achim Hüskes

"Mir ist es wichtig, zu helfen. Als ich zur Grundschule ging, hatte ich auch Hilfe, das möchte ich nun ein stückweit zurückgeben", sagt Josephine Sauer. Die Hilfe, um die es geht, ist der Schülerlotsendienst. Genau dort, wo die 14-Jährige regelmäßig steht, querte sie einst als Grundschülerin ebenfalls die Straße. Seit dem vergangenen Jahr unterstützt die Gymnasiastin selbst i-Dötzchen und Co. an der Neersener Straße auf Höhe Lorenz-Schmitz-Straße, damit diese sicher über den Fahrweg zur Schule kommen.

Als vor rund einem Jahr der Aufruf am Lise-Meitner-Gymnasium die Runde machte, als Verkehrshelfer in den Einsatz zu gehen, musste Josephine nicht lange überlegen. Sie meldete sich direkt und absolvierte mit elf weiteren Schülern des Gymnasiums die Ausbildung zum Verkehrshelfer, besser bekannt als Schülerlotse. "Es war eine sehr gute Ausbildung, bei der wir optimal auf die vor uns liegende Aufgabe vorbereitet wurden", sagt Josephine. Dann ging es an der stark befahrenen Straße vor der Albert-Schweitzer-Grundschule los. Wobei jedes der Zweierteams durchschnittlich einmal im Monat für je eine Woche seinen Dienst versieht.

In dieser Schülerlotsenwoche heißt es an fünf Tagen früher aufstehen, denn statt um 8.15 Uhr pünktlich zum Unterrichtsbeginn in der Schule zu sein, geht es an den Einsatztagen bereits um 7.30 Uhr los. "Die Montage sind immer ein bisschen schwierig. Aber man gewöhnt sich daran", erzählt Josephine. Eine halbe Stunde betreuen die Verkehrshelfer die Lotsenstelle, dann geht es rüber zum Gymnasium, das nur wenige Meter hinter der Lotsenstelle liegt.

Im Rahmen ihrer Tätigkeit nahm die 14-Jährige zusammen mit ihren Kollegen Ende April beim Kreiswettbewerb der Schülerlotsen teil. 24 Verkehrshelfer aus fünf Schulen traten an. Fünf davon schafften aufgrund ihrer guten Leistungen den Sprung zum Landeswettbewerb Anfang Juni in Leverkusen. Vom Lise-Meitner-Gymnasium waren dies Josephine und die gleichaltrige Isabel Faßbender. Insgesamt traten 30 Schülerlotsen aus ganz NRW gegeneinander an. Josephine hatte in Leverkusen erneut die Nase vorn. Sie siegte und konnte sich nicht nur über ihre Leistung und eine Urkunde freuen. Die Unfallkasse Nordrhein hatte einen Gabentisch aufgebaut, von dem sich Josephine als Gewinnerin ihren Preis zu allererst aussuchen durfte. Sie entschied sich für einen Flachbildschirm. Isabel, die sich über den sechsten Platz freute, wählte eine Kamera aus. "Dass ich gewinne, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich habe mich riesig gefreut", erzählt die erfolgreiche Schülerlotsin.

Wenn sie an den Bundeswettbewerb in Fulda Ende September denkt, macht sich Aufregung breit. Sie sei schon gespannt und wolle sich gut vorbereiten, betont Josephine. Das heißt vor allen Dingen, sich mit der Bremstabelle auseinanderzusetzen und Anhaltewege auszurechnen. "Wir sind mächtig stolz, eine Siegerin aus unseren Reihen stellen zu können, zumal wir den Lotsendienst erst seit einem Jahr anbieten", sagt Agnes Regh, die stellvertretende Leiterin des Lise-Meitner-Gymnasiums.

Das Gymnasium übernahm die Aufgabe von der Johannesschule. Aktuell werben die zwölf Verkehrshelfer in den Klassen ihrer Schule für weitere Schülerlotsen. Denn wenn mehr gewonnen werden könnten, kann ein Wunsch der Kreisverkehrswacht in Erfüllung gehen: "Wir würden gern eine zweite Lotsenstelle in Anrath einrichten", sagt Dieter Lambertz. Bei einer ausreichenden Zahl von Verkehrshelfern soll der Übergang an der Kirche bestückt werden, denn "nichts ist sicherer als eine Querung mit Hilfe der Lotsen", bemerkt Lambertz. Bezogen auf den Landeswettbewerb betonen Dieter Bach, Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht, und Verkehrssicherheitsberater André Schmitz, die die Schüler nach Leverkusen begleiteten, wie gut sich alle fünf Schüler auf dem Wettbewerb präsentiert hätten. Immerhin belegten alle Plätze unter den ersten zehn.

(tref)
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