Stadt Willich Gewagt und gewonnen

Stadt Willich · Eine positive Resonanz ziehen Festspielleitung und Intendant Jan Bodinus im Rückblick auf die gerade zu Ende gegangenen Neersener Schlossfestspiele. Im Schnitt erreichen die Aufführungen eine Auslastung von fast 90 Prozent.

 Intendant Jan Bodinus (3. von rechts) und das Leitungsteam des Festspielvereins präsentierten gestern die Zahlen zur gerade abgelaufenen Festspielsaison.

Intendant Jan Bodinus (3. von rechts) und das Leitungsteam des Festspielvereins präsentierten gestern die Zahlen zur gerade abgelaufenen Festspielsaison.

Foto: Wolfgang Kaiser

Es war nicht die beste Neersener Theatersaison aller Zeiten, aber mit 24.737 Zuschauern war die Saison 2017 eine sehr gute. Da sind sich Sabine Mroch, erste Vorsitzende des Festspielvereins, Geschäftsführerin Doris Thiel und Intendant Jan Bodinus einig. "Im Jahr 2003 haben wir die 25.000er-Grenze überschritten", weiß Doris Thiel, "das haben wir in diesem Jahr nicht geschafft, aber mit einer durchschnittlichen Auslastung von 89,1 Prozent sind wir sehr zufrieden." Zum Vergleich: Im Vorjahr, als die beiden Hauptstücke "Ziemlich beste Freunde" und "Die Feuerzangenbowle" im Programm waren, lag die Auslastung bei 88,1 Prozent.

"Wir sind ein Risiko eingegangen, indem wir einen Klassiker wie 'Der zerbrochene Krug' ins Programm genommen haben", sagt Sabine Mroch. Das sei allen Beteiligten bewusst gewesen. Klassiker zögen nun mal nicht das breite Publikum an. "Vor dem Hintergrund ist es umso beachtlicher, dass der Krug eine Auslastung von 76,7 Prozent zu verzeichnen hat", findet Mroch. Dem stimmt Jan Bodinus zu. "Theater hat auch einen Kulturauftrag und soll zur Diskussion anregen", sagt der Intendant, mit dem "Zerbrochenen Krug" von Heinrich von Kleist sei das Ensemble dem Auftrag nachgekommen und habe im Vergleich zu anderen Theatern, die klassische Stücke zeigen, erstaunlich viele Menschen erreicht.

Dass unterm Strich vermutlich eine schwarze Null herauskommt, wie Geschäftsführerin Doris Thiel weiß, liege aber vor allem an dem zweiten großen Stück, "Honig im Kopf". 8674 Menschen haben die Inszenierung von Matthias Freihof mit R.A. Güther in der Hauptrolle gesehen und waren begeistert. Aufgrund der großen Nachfrage hat die Festspielleitung sogar noch einen Zusatztermin angeboten, der ebenfalls innerhalb von einer Woche ausverkauft war. Die Auslastung des Stücks lag schließlich bei 96,4 Prozent. Erfolgreicher war nur die Feuerzangenbowle im Vorjahr.

Fast ebenso viele Menschen, nämlich 8617, sahen in dieser Saison das Kinderstück "Michel aus Lönneberga", bei dem sich der großartige Schauspieler Gideon Rapp erstmals als Regisseur versuchte und auch dabei alles richtig machte. "Auch das war ein Risiko, aber wir haben gewagt und gewonnen", bilanziert Sabine Mroch. Enorm sei die Nachfrage in diesem Jahr auch bei den Sonderveranstaltungen gewesen. Komplett ausverkauft waren die Frank-Sinatra-Story, der Heinz-Rühmann-Abend "Jawoll meine Herr'n", der portugiesische Fadoabend und die Gartenlesungen.

Auf die Frage, ob die Theatersaison angesichts des Erfolgs im nächsten Jahr länger dauern wird, sagt Intendant Bodinus: "Wir hatten insgesamt 67 Vorstellungen. Es ist toll, dass wir so erfolgreich waren und eine so hohe Auslastung verzeichnen können, aber wir werden jetzt nicht größenwahnsinnig." Sprich: Auch in der nächsten Theatersaison, wenn die Neersener Schlossfestspiele ihr 35. Jubiläum feiern, wird es nicht mehr Vorstellungen geben als bisher.

Dafür soll es aber wieder heiterer werden. "Wir haben schon zwei starke Stücke im Blick", verrät der Intendant, der mehr aber erst im Oktober sagen will, wenn die Schauspieler verpflichtet sind. Ob Michael Schanze, der in diesem Jahr zum zweiten Mal dem Ensemble angehörte, wieder dabei sein wird, will Bodinus nicht sagen, er schließt es aber auch nicht aus. "Auf jeden Fall werden wir bei den Sonderveranstaltungen drei bis vier 'Best of'-Stücke reinnehmen, nach denen die Leute immer wieder fragen." Das Vertrauen der Festspielleitung hat Bodinus für seine Pläne. Sabine Mroch bescheinigt ihm "ein Näschen für das, was geht und was ankommt."

(WS03)
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