Stadt Willich Großes Leid: Klagen über wilde Katzen

Stadt Willich · Der Tierschutz für Willich hat seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Seit April klettert die Zahl der Katzenmütter mit Jungen nach oben. 179 Tiere sind es inzwischen. Mehr geht nicht. Die Politik schaue tatenlos zu, heißt es.

 Manuela Mihalic und Ralf Thaler schlagen Alarm: Die ehrenamtlichen Tierschützer aus Willich haben die Grenzen ihrer Kapazität erreicht.

Manuela Mihalic und Ralf Thaler schlagen Alarm: Die ehrenamtlichen Tierschützer aus Willich haben die Grenzen ihrer Kapazität erreicht.

Foto: wolfgang kaiser

"Wir haben bereits im vergangenen Jahr gedacht, es wäre eine Katastrophe und könnte nicht schlimmer kommen. Aber dem ist nicht so. Wir haben noch mehr Katzen und deren Nachwuchs bei uns als 2015", sagt Ralf Thaler. Der Blick des Vorsitzenden vom Tierschutz für Willich spiegelt dabei eine Mischung aus Traurigkeit, Resignation sowie einer Portion Wut und Unverständnis wider. Die Gefühle richten sich einmal gegen die Katzenhalter, die es bis heute nicht geschafft haben, ihre freilaufenden Tiere zu kastrieren und auf der anderen Seite gegen Stadt sowie Politik, die tatenlos zusehen, wie sich der Tierschutzverein abrackert, um dem Katzenelend entgegenzuarbeiten. Denn Katzenleid ist es mittlerweile auf der ganzen Linie geworden. "Uns werden Tiere gebracht, deren Zustand unbeschreiblich ist. Das geht mittlerweile in Richtung Tierquälerei", berichtet Manuela Mihalic.

Beispiele dafür hat die zweite Vorsitzende des Vereins reichlich. Drei davon sitzen in einer großen Hundereisebox in ihrem Schlafzimmer, das schon seit Wochen zur Krankenstation mutiert ist. Auf der Kommode türmen sich die Medikamente. Ein Blick in die Box liefert den Grund. Die drei kleinen Katzen sind rund vier Wochen alt, extrem dünn und die Augen sind vor lauter Verkrustungen kaum zu sehen. "Die drei sehen jetzt schon gut aus. Als sie vor anderthalb Wochen kamen, waren sie klapperdürr, voller Parasiten und die Augen so entzündet, dass sie völlig zu waren", beschreibt Mihalic den Zustand und nimmt ein Kitten heraus, um die immer noch laufende Augenbehandlung durchzuführen. Eigentlich waren es vier Stück, aber ein graues Kätzchen hat es trotz aller Bemühungen nicht geschafft und ist gestorben. Eine weitere erwachsene Langhaarkatze war so voller Flöhe, dass sie sich vor lauter Juckreiz das Fell heruntergerissen hat. Der Tierschutzverein musste das Fell bis auf die Haut herunterscheren.

Durchfall, Parasiten, Katzenschnupfen und entzündete Augen seien mittlerweile die Regel und man sei Dauergast beim Tierarzt, so Mihalic. Die Tierarztkosten von Januar bis jetzt belaufen sich auf rund 35.000 Euro und darin fehlen noch die Kastrationskosten für neu dazugekommene Katzenmütter und deren Nachwuchs. Bislang lagen die Tierarztkosten des Vereins inklusive der Kastrationen der Tiere bei durchschnittlich 30.000 Euro für ein ganzes Jahr. "Wir wissen nicht mehr, wie wir das stemmen sollen", sagt Thaler. Das klingende Tierschutzhandy unterbricht die Augenbehandlung. "Ich kann nichts mehr nehmen. Wir haben definitiv keinen Platz mehr", erklärt Mihalic dem Gesprächspartner am anderen Ende, der um die Aufnahme einer Katzenmutter mit Nachwuchs bittet. Sämtliche Pflegestellen des Tierschutzes für Willich sind bis aufs Äußerste belegt. 179 Katzen leben auf Pflegestellen und bei Mitgliedern. "Seit April haben wir allein 100 Katzen dazu bekommen, eine jede davon krank", informiert Thaler. Er kann auf der ganzen Linie nicht nachvollziehen, warum sich die Stadt Willich nach wie vor weigert, eine Kastrationspflicht einzuführen. Bei den ersten Politikern hat, laut Verein, teilweise ein Umdenken eingesetzt. Hier freundet man sich mit dem Gedanken an, dass es anscheinend anders nicht möglich ist, das Katzenleid einzudämmen. "Wer kann eine unkastrierte Katze oder einen Kater guten Gewissens rauslassen, wenn man um das Elend weiß, was daraus entsteht", fragen sich Mihalic und Thaler. Es sei nicht einfach nur gedankenlos, sondern Tierquälerei, fügen die beiden an.

Die ehrenamtlichen Tierschützer des Willicher Vereins rotieren allesamt, um den Katzen zu helfen. Kleine Katzenbabys werden alle zwei Stunden gefüttert, die Katzen erhalten benötigte Pflege und Medikamente, Tierarztbesuche laufen und Boxen werden aufs Penibelste gereinigt. "So oft wie in den letzten Monaten ist meine Waschmaschine noch nie auf dem Kochprogramm gelaufen. Dazu fällt so viel Katzenstreu an, dass wir Müllbeutel dazukaufen", berichtet Mihalic. Der Verein hofft nun von ganzem Herzen, dass das Thema Kastrationspflicht von der Politik nach der Sommerpause aufgegriffen und eingeführt wird.

(tref)
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