Stadt Willich Hitze im ICE: Schüler im Zug kollabiert

Stadt Willich · Auf der Rückfahrt von Berlin sind einige Schüler des St. Bernhard-Gymnasiums in einem völlig überhitzten Zug zusammengebrochen. Die Klimaanlage war ausgefallen. Der Vater eines Schülers möchte die Bahn nun verklagen.

Fünf erlebnisreiche Tage in Berlin — so sollte die Abschlussfahrt der zehnten Klasse für die Schüler des St. Bernhard Gymnasiums aus Schiefbahn in Erinnerung bleiben. Wäre sie vermutlich auch. Dann aber kam die Rückfahrt am Samstag mit der Bahn. Bei tropischen Temperaturen fällt die Klimaanlage im ICE von Berlin nach Düsseldorf aus. Die Gruppe aus Willich wird in die erste Klasse verlegt. Auch dort streikt die Klimaanlage. In Hannover steigen Schüler und Lehrer in einen anderen ICE um. "Wir wurden gedrängt, diesen Zug zu nehmen. Es sei der letzte, hieß es", erzählt Lehrerin Dagmar Reichenberg-Arnoldy.

Die Klimaanlage funktioniert aber auch in dem Zug nicht. "Es kam uns schon beim Einsteigen warm vor", sagt die 16-jährige Schülerin Michaela Brux. Die Gruppe muss auf dem Gang stehen, der Zug ist überfüllt. "Alles war klitschnass vor Schweiss, wir haben richtig getropft", erzählt Michaela Brux. Es dauert nicht lange, bis die ersten Passagiere Panik bekommen. "Die Jungs haben im Zug versucht, die Notbremse zu finden, eine Frau hat versucht, die Scheibe einzuschlagen", erzählt die Gymnasiastin. Zunächst sei kein Bahn-Mitarbeiter im Zug zu sehen gewesen. Es werden keine Getränke verteilt. "Die Kinder im Zug sind dann zuerst umgekippt." Weitere Passagiere kollabieren. Später werden in dem Zug 60 Grad gemessen.

Nach 50 Minuten Fahrt hält der Zug. Am Bielefelder Hauptbahnhof wird der ICE evakuiert. "Die Bahn lügt, wenn sie sagt, da seien direkt Rettungskräfte vor Ort gewesen", empört sich Lehrerin Dagmar Reichenberg-Arnoldy, "Wir haben selber erste Hilfe geleistet. Zum Glück war ein Arzt an Bord." "Ich bin Sanitäterin und habe versucht, andere zu beruhigen. Aber dann bin ich selbst zusammengebrochen", sagt Schülerin Michaela Brux.

Erst zehn Minuten nach dem Aussteigen sei ein Krankenwagen eingetroffen. Vier Mädchen von der Schule werden in ein Krankenhaus gebracht. Insgesamt 44 Menschen müssen nach der Zugfahrt behandelt werden. "Als wir ausgestiegen sind, war uns kalt. Wir haben gezittert, obwohl es über 30 Grad heiß war", berichtet Michaela Brux. Alle hätten geheult, seien total fertig gewesen.

Auch die Lehrerin ist nach der "Horror-Fahrt" mit den Nerven am Ende. "Man hat so viel Verantwortung, ist aber so machtlos, wenn man in diesem geschlossenen Abteil sitzt", sagt Dagmar Reichenberg-Arnoldy. Sanitäter, die Feuerwehr und die Bundespolizei hätten alle super reagiert, so die Pädagogin. "Nur die Bahn hat uns im Stich gelassen." Der Vater eines Schülers will sich damit nicht zufrieden geben. Er beabsichtigt, Klage wegen Körperverletzung gegen die Bahn einreichen. Frage des Tages

Titelseite A1

(RP)
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