Stadt Willich Hoffnung für den Grenzweg

Stadt Willich · Werden die Grundstücke am Grenzweg als Hochwasserüberflutungsflächen ausgewiesen? Ein neues Gutachten macht Hoffnung, dass das vermieden werden kann. Die Bezirksregierung muss die neuen Informationen nun bewerten.

 Welche Wassermengen muss die Niers am Grenzweg im Falle eines Jahrhunderthochwassers "verdauen"? Diese Frage beschäftigt derzeit Experten und Anwohner gleichermaßen.

Welche Wassermengen muss die Niers am Grenzweg im Falle eines Jahrhunderthochwassers "verdauen"? Diese Frage beschäftigt derzeit Experten und Anwohner gleichermaßen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Nach dem technischen Vortrag kam bei Bürgern, Politik und Verwaltung Hoffnung auf: Es könnte noch eine Möglichkeit geben, um die Ausweisung der Grundstücke entlang der Niers als Hochwasser-Überschwemmungsgebiete zu verhindern - mitsamt aller baurechtlichen Einschränkungen, die eine solche Ausweisung bringen würde. Im Umweltausschuss stellte Dr. Andreas Wahren (Dr. Dittrich & Partner Hydro Consult GmbH, Dresden) die Ergebnisse vor, die seine Überprüfung des bisherigen Verfahrens ergeben hat.

Hintergrund des Prozesses: Die EU möchte den Hochwasserschutz verbessern. Daher müssen die europäischen Länder ihre Gewässer und deren Wasserabfluss daraufhin prüfen, wie sie sich im Falle eines "HQ100" - eines Hochwassers in einer Stärke, die statistisch einmal in 100 Jahren erreicht wird - verhalten und welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen gegebenenfalls erforderlich sind. Im Falle Niers sind die Bezirksregierung Düsseldorf, der Niersverband und das Unternehmen hydrotec für die Umsetzung zuständig. Ihre bisherige Arbeit hatte ergeben, dass die Niers ein solches Hochwasser nicht über ihr normales Bett abfließen lassen kann, sondern dass auch die bewohnten und bewirtschafteten Uferbereiche am Grenzweg als mögliche Überflutungsgebiete ausgewiesen werden müssten. Dagegen wehren sich die Anwohner massiv - denn die Ausweisung würde bedeuten, dass sie erhebliche baurechtliche Einschränkungen befolgen müssten und ihre Grundstücke und Häuser dadurch an Wert verlieren würden. Die Anwohner werden von Politik und Verwaltung unterstützt - so zahlt die Stadt die Kosten für das im Umweltausschuss vorgestellte Gutachten.

Gutachter Wahren hat festgestellt, dass die bisherigen Berechnungen und Konsequenzen auf der Annahme beruhen, dass bei einem HQ100 am Messpunkt Bettrather Dyck aus dem Raum Mönchengladbach/ Willich 27 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ankommen. Diese Menge kann nicht schnell genug über das Niersbett abfließen. Er bemängelt aber, dass zwischenzeitliche erfolgte Maßnahmen wie die Ausweisung einer Retentionsfläche (Überschwemmungsfläche) am Flughafen Mönchengladbach und der Effekt des neuen Regenrückhaltebeckens in Geneicken nicht berücksichtigt wurden. Auf der neuen Informationsbasis berechnet, würde sich am Bettrather Dyck bei einem HQ100 eine Wassermenge von 22 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ergeben. Zweiter Aspekt: Bei dieser geringeren Wassermenge ist der Wirkungsgrad der Schieber an den Entwässerungsgräben aus den seitlichen Einzugsgebieten der Niers ein wichtiger Faktor. Die Einrichtungen haben derzeit aber noch kein "Wasserrecht" und können nicht berücksichtigt. Der dafür zuständige Wasser- und Bodenverband der Mittleren Niers hat seine Unterstützung zugesagt. Der Verbandsvorsitzende Peter Joppen sagte auf Anfrage der RP nach der Sitzung: "Wir prüfen, welche technischen Möglichkeiten es für die Aufrüstung der Schieber gibt."

Wahren erklärte, der Niersverband und dessen Vorsitzender Prof. Dietmar Schitthelm wollten die neuen Erkenntnisse und Maßnahmen noch im Mai der Bezirksregierung bei einem Gespräch vorstellen. Dann müsste diese die Informationen bewerten. Die Situation ist zwar noch keine Garantie für Erfolg, aber die Technische Beigeordnete der Stadt, Martina Stall, brachte es - sichtlich erleichtert - auf den Punkt: "Wir kommen in die Nähe, dass es kein Überschwemmungsgebiet mehr gibt."

Die zahlreich erschienenen Anwohner vom Grenzweg waren ebenfalls zufrieden mit den Informationen. Werner Bögershausen von der IG Grenzweg dankte der Stadt, dass sie diesen ersten Gutachtensschritt finanziert hatte. Er wollte wissen, ob die weiteren Schritte auch umgesetzt würden. Das komme auf die Ergebnisse des Gesprächs zwischen Schitthelm und der Bezirksregierung an, so Stall.

(djm)
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