Interview Mit Christoph Bonsmann, Vorstand Von Action Medeor Hungernde Menschen nach verheerender Dürre in Malawi

Willich · Action Medeor versorgt täglich Gesundheitseinrichtungen in einem der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt.

 Die magere Ausbeute eines abgeernteten Maisfeldes in Malawi.

Die magere Ausbeute eines abgeernteten Maisfeldes in Malawi.

Foto: action medeor

Tönisvorst (RP) Der Süden und Osten Afrikas wird von der schlimmsten Dürre seit drei Jahrzehnten heimgesucht. Millionen Menschen sind von Hunger, Wassermangel und Krankheiten bedroht. Besonders betroffen ist zurzeit Malawi. Action Medeor hat Ende vergangenen Jahres seine zweite Medikamentenverteilerstelle in der Hauptstadt Lilongwe in Malawi eröffnet und versorgt Krankenhäuser und Gesundheitsstationen mit Medikamenten. Christoph Bonsmann, Vorstandsmitglied von Action Medeor, war vergangene Woche in Malawi. Fünf Fragen an Christoph Bonsmann:

 Christoph Bonsmann, Action Medeor, in Malawi.

Christoph Bonsmann, Action Medeor, in Malawi.

Foto: action medeor/B. Breuer

Die UN warnen vor einer großen Hungerkrise in Ländern südlich der Sahara. Das im Südosten gelegene Malawi soll besonders betroffen sein.

CHRISTOPH BONSMANN Malawi gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Jeder Zweite hat weniger als einen US-Dollar am Tag zum Leben, 80 Prozent der Menschen sind von der Landwirtschaft abhängig. Mangelernährung ist in Malawi schon seit vielen Jahren ein Problem. Dort kommt es immer wieder zu Dürreperioden und Überflutungen, zudem herrschen Monokulturen vor. Im Norden wird vor allem Tabak angebaut, im Süden Mais.

Warum hat sich die Lage in Malawi in diesem Jahr so extrem verschlechtert?

BONSMANN Im vergangenen Jahr wurde der Süden des Landes durch anhaltende Regenfälle überschwemmt. Die diesjährige Regenzeit kam zu spät, und es regnete viel zu wenig. Das ist jetzt bereits das zweite schlechte Erntejahr mit katastrophalen Auswirkungen.

Die UN sagen, jeder Zweite wird in den kommenden Monaten von Hunger bedroht sein.

BONSMANN Die Regierung hat die internationale Gemeinschaft bereits im April um Hilfe gebeten. Das Welternährungsprogramm der UN hat die Verteilung von Nahrungsmitteln bereits begonnen, allerdings ist die Finanzierung nicht gesichert.

Wie wirkt sich die Nahrungsmittelknappheit auf die Menschen aus?

BONSMANN Besonders schlimm ist die unzureichende Ernährung für Kinder unter fünf Jahre. Sie können sich nicht richtig entwickeln und leiden möglicherweise lebenslang unter körperlichen und geistigen Einschränkungen. In Malawi sind viele Kinder davon betroffen. Armut begünstigt die einseitige Ernährung, schmutziges Wasser und mangelnde Hygiene führen zu Durchfallerkrankungen und machen anfälliger. Das staatliche Gesundheitssystem ist vollkommen unzureichend ausgestattet und kann diesen Problemen nicht entgegenwirken. Es gibt nicht genug qualifiziertes Personal und die Medikamentenversorgung ist unzureichend. Viele Kinder, aber auch Erwachsene, sterben, weil keine Medikamente vorhanden sind.

Das staatliche Gesundheitssystem kann diesen Problemen nicht ausreichend entgegenwirken. Was tut Action Medeor?

Bonsmann In Malawi gab es bisher keine gemeinnützige Beschaffungsorganisation für Medikamente. Um die Gesundheitsversorgung in diesem extrem armen Land zu verbessern, haben wir nach dem Vorbild unserer lokalen Medikamentenverteilerstelle in Tansania eine weitere Landesfiliale in Lilongwe in Malawi eröffnet. Von dort aus gehen jeden Tag Medikamentenlieferungen an die Gesundheitseinrichtungen. Aufgrund der akuten Not haben wir unsere Hilfe deutlich aufgestockt und versorgen die geschwächten Kinder mit zusätzlichen Medikamenten gegen Fieber, Durchfall und andere schwere Infekte wie zum Beispiel eine Lungenentzündung. Für diese Hilfe sind wir dringend auf Spenden angewiesen.

(RP)
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