Willich "Ich habe mich verpflichtet, einzuspringen"

Willich · Dr. Ralf Oerschkes (48) rückt für die SPD in den Rat der Stadt Willich nach.

Herr Oerschkes, Sie nehmen das Ratsmandat an, das Ihr Bruder Alexander niedergelegt hat. Ist Ihnen diese Entscheidung schwergefallen?

Dr. Ralf Oerschkes Mein Beruf hat mir die Entscheidung schwer gemacht. Ich bin in einem sehr arbeitsintensiven Beruf beschäftigt (promovierter Chemiker im Bereich Gefahrstoff-Management in einem Mönchengladbacher Software-Unternehmen, Anm. der Red.) und die Hälfte meiner Arbeitszeit im Außendienst im gesamten Bundesgebiet tätig. Es stellte sich die Frage, ob ich mir die Arbeit im Rat der Stadt Willich zeitlich noch zutraue. Letztlich habe ich mich als Stellvertreter meines Bruders im Wahlkreis aber auch dazu verpflichtet, in einer Situation wie dieser einzuspringen. Sonst hätte ich mich nicht aufstellen lassen.

Haben Sie sich mit Ihrem Bruder Alexander beraten?

Oerschkes Ich habe mit ihm gesprochen und überlegt, wie ich jetzt vorgehen sollte. Klar ist, dass ich nicht die Positionen von Alexander anstrebe. Ich möchte derzeit nicht stellvertretender Fraktionsvorsitzender und auch nicht Vorsitzender der Anrather SPD werden. Ebenfalls ist es nicht mein Ziel, 20 Stunden die Woche politisch tätig zu sein, wie er es die letzten anderthalb Jahre oder unser Vater Werner fast 40 Jahre lang gemacht hat.

Kam die Entscheidung Ihres Bruders, alle politischen Ämter aufzugeben, auch für Sie überraschend?

Oerschkes Ich wusste, dass ihn die Wirtschaftskrise hart getroffen hatte. Der Zeitpunkt seines Rücktritts kam aber trotzdem überraschend für mich. Er hatte es mir mitgeteilt kurz bevor er die Fraktion und den Parteivorstand informierte.

Sie sind in den 80er Jahren politisch bereits aktiv gewesen, zuletzt aber nicht mehr. Was hat sie bewogen, sich wieder zu engagieren?

Oerschkes Ich bin seit 30 Jahren Mitglied der SPD und war in den 80er Jahren als sachkundiger Bürger im Schul- und im Bauausschuss. Damals habe ich auch für den Rat kandidiert, es aber mit Listenplatz 16 nicht ganz geschafft. Der Beruf und die Familie haben mich dann kürzer treten lassen. Erst mit der Kandidatur von Alexander als Bürgermeister habe ich mich wieder intensiver mit der Parteiarbeit befasst.

Verfolgen Sie politisch ähnliche Ziele wie Ihr Bruder?

Oerschkes Wir haben viele Übereinstimmungen bei unseren Ansichten und Zielen. Aber er ist Selbständiger, ich Angestellter. Er ist Arbeiter, ich inzwischen eher Büromensch. Wir haben mit dem Schützenwesen ein gemeinsames Hobby. Aber auch dort hat er sich als langjähriger Präsident der Anrather Bruderschaft immer mehr engagiert als ich als Gruppenführer der Medizinergruppe

Andreas Cüppers führte das Gespräch.

(RP)
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