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Ausblick für 2017 In Willich ist jetzt Sparen angesagt

Stadt Willich · 2017 wird in Willich wieder ein spannendes Jahr. Die Politik wird einige unangenehme Entscheidungen treffen müssen. Die Finanzlage macht das erforderlich.

 Im Februar sollen die Kugelahorne auf dem Markt gefällt werden.

Im Februar sollen die Kugelahorne auf dem Markt gefällt werden.

Foto: Kaiser Wolfgang

Wer Willichs Politiker kennt, weiß, dass einige es sich nicht nehmen lassen werden, in diesem Jahr auch im Stadtrat Wahlkampf zu machen. Schließlich stehen im Mai Landtagswahlen in NRW und im September die Bundestagswahl an. Geschenke für die Wähler hat vor allem die CDU bereits mit dem Haushalt 2017 verteilt - obwohl angesichts drastisch sinkender Gewerbesteuer-Einnahmen Sparen angesagt gewesen wäre. Die entscheidenden Beratungen über den Willicher Etat 2018 werden nach den Wahlen geführt, und dann muss Tacheles gesprochen werden, braucht es Mut für Einschnitte bei freiwilligen Leistungen der Stadt, die manchem Bürger und Wähler nicht passen werden. Anlass für Veränderungen wird auch die Umsetzung der Verwaltungsreform sein. Über Monate haben Politiker und Verwaltungsmitarbeiter daran gearbeitet und sich damit beschäftigt, wie eine moderne Verwaltung aussehen muss und welche Aufgaben sie wie erfüllen muss.

Geprägt sein wird das Jahr 2017 auch von Entscheidungen, die in den vergangenen Monaten gefallen sind. Gespannt sein darf man zum Beispiel darauf, wenn im Februar die Kugelahorn-Bäume auf dem Alt-Willicher Markt gefällt werden sollen, um Fakten für die Umgestaltung des Platzes zu schaffen. Ob der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) das so einfach hinnehmen wird? Beginnen sollen die eigentlichen Baumaßnahmen erst nach dem ASV-Schützenfest im Juli. Das historische Hinzen-Haus soll bei der Gelegenheit gleich einen modernen Anbau für Gastronomie erhalten. Die Kirchengemeinde St. Katharina hat allerdings denkmalrechtliche Bedenken angemeldet. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es einen Kompromiss geben wird.

 Zudem muss die Politik entscheiden, ob das Areal "Villa Langels" bebaut werden darf. Die Bauarbeiten für das Seniorenheim in Neersen beginnen Mitte 2017.

Zudem muss die Politik entscheiden, ob das Areal "Villa Langels" bebaut werden darf. Die Bauarbeiten für das Seniorenheim in Neersen beginnen Mitte 2017.

Foto: Fotos (5). Archiv

Um Denkmalschutz geht es auch beim Neubaugebiet hinter der Villa Langels an der Bahnstraße, wo ein Investor bis zu elf Einfamilienhäuser bauen möchte. Die Politik muss entscheiden, ob sie der Änderung des Bebauungsplans zustimmt. Inzwischen hat sich nicht nur aus direkten Anwohnern eine Bürgerinitiative gegründet, die den jetzigen Zustand erhalten will. Für die Änderung des B-Plans zu stimmen, würde also auch hier Mut von den Politikern verlangen. Gebaut werden soll auch am "Reinershof", kombiniert mit einer Verkehrslösung für die Alt-Willicher Feuerwache, die eine zweite Zufahrt erhalten soll. Das Haupotgebäude auf dem Grundstück "Reinershof" soll umgebaut werden, auf einem Acker sollen zudem Einfamilienhäuser, Doppelhäuser und Geschosswohnungsbau entstehen. Wichtig ist dies auch im Zusammenhang mit der Sanierung des großen Kreisverkehrs, die jedoch wahrscheinlich noch bis 2018 auf sich warten lassen wird. Ursprünglich war 2017 angepeilt. Doch nun soll alles "aus einem Guss" gestaltet werden.

Das gilt auch für die Erneuerung der Skate-Anlage am Freizeitzentrum, die aus Frischbeton gegossen werden soll. Bis zu 225.000 Euro wird die Stadt dafür in die Hand nehmen, gesucht werden allerdings noch Förderprogramme oder Sponsoren, und bei der Gestaltung sollenjunge Leute mitreden können - wie der leidenschaftliche Skater Tim Rieve, der das Thema durch eine Online-Petition überhaupt erst angestoßen hat. Die CDU griff sein Ansinnen auf und formulierte einen entsprechenden Antrag.

 Die Lärmschutzwand am "Verseidag-Gelände" soll noch verkleidet werden.

Die Lärmschutzwand am "Verseidag-Gelände" soll noch verkleidet werden.

Foto: Kaiser Wolfgang

Spannend werden dürfte 2017 auch die Diskussion darüber, was nach 2018 aus dem ehemaligen Katharinen-Hospital werden soll. In diesem hat das Land derzeit Flüchtlinge untergebracht, der Mietvertrag läuft in zwei Jahren aus, und die Stadt hat das Grundstück nebst Gebäude einen Tag vor Heiligabend über ihre Grundstücksgesellschaft von den bisherigen Eigentümern, den St.-Augustinus-Kliniken in Neuss, gekauft. Das Areal gilt als Filetstück in der Innenstadt und wird sicherlich viel Platz für planerische Fantasie bieten. Wahrscheinlich ist, dass das ehemalige Krankenhaus abgerissen wird.

In Schiefbahn wird es in diesem Jahr beim Neubaugebiet "Schiefbahner Dreieck" konkret. Wohl im Frühjahr beginnt die Vergabe der einzelnen freien Parzellen an die Kaufinteressenten. Danach werden die Lärmschutzwand entlang der Korschenbroicher Straße, das Blockheizkraftwerk und die der Erschließung des Gebietes angegangen. Ganz zum Schluss - und das wohl erst 2020 - soll der große Kreisverkehr an der Einmündung der Willicher Straße in die Korschenbroicher Straße errichtet werden.

Nicht weit vom "Schiefbahner Dreieck" entfernt liegt die Fontanestraße, in deren Umfeld ebenfalls gebaut werden soll. Los gehen wird es dort demnächst mit neun anderthalbgeschossigen Reihenhäusern für Flüchtlinge. Für das übrige Gebiet muss in den kommenden Monaten erst das Planungsrecht geschaffen werden - vor allem die Frage, wie das Gebiet verkehrstechnisch erschlossen wird, interessiert viele Schiefbahner, die seit Langem über Verkehrsprobleme klagen. Die große Variante einer Umgehungsstraße im Norden des Stadtteils ist zwar vom Tisch, weiter diskutiert wird aber in der Poltiik darüber, wie man eine Entlastung herbeiführen kann - etwa durch die Öffnung und den Ausbau von illegalen Schleichwegen, die ohnehin schon von etlichen Autofahrern genutzt werden.

Bangend verfolgt so mancher Anrather Hausbesitzer die Diskussion um das Fremdwassersanierungskonzept. Grund für Überflutungen ist, dass es in Anrath Fehlanschlüsse an die Schmutzwasser-Kanäle gibt. Weil über die Fehlanschlüsse auch Regen- oder Drainagewasser aus dem hohen Grundwasser-Stand zugeführt werden, können Überlastungen wie 2010 bei Starkregen jederzeit wieder passieren. Um das zu vermeiden, soll unterirdisch umgebaut werden, und dafür müssten bis zu 1000 Hausbesitzer jeweils bis zu 10.000 Euro investieren.

2017 werden auch die ersten Bewohner in ihre neuen Häuser und Wohnungen auf dem Verseidag-Gelände ziehen. Für Unmut sorgte unlängst die Lärmschutzwand an der Jakob-Krebs-Straße, die manchen Anrather an eine zweite Gefängnismauer erinnert. Diese soll zur Straße hin noch verkleidet werden - ob sich der Spott dann legen wird, bleibt allerdings abzuwarten.

Zum Schluss noch in Willichs kleinsten Stadtteil, der mit seinem Kulturprogramm Jahr für Jahr über die Stadtgrenzen hinaus von sich reden macht: Die Schlossfestspiele Neersen werden auch 2017 wahrscheinlich wieder mehr als 20.000 Besucher anziehen. "Vergeben - Vergessen - Verzeihen" lautet diesmal das Motto. Und es gibt einen Prominenten, der nach Neersen zurückkehrt: Michael Schanze wird die Hauptrolle des Dorfrichters Adam in "Der zerbrochene Krug" spielen.

Mitte des Jahres wird es endlich mit den Bauarbeiten für das von vielen seit Jahrzehnten ersehnte Seniorenheim zwischen Rothweg und Verresstraße in Neersen losgehen. Fertig sein soll die Senioreneinrichtung im kommenden Jahr. Noch in diesem Jahr fertiggestellt werden hingegen die Reihenhäuser für Flüchtlinge, die derzeit am Mutschenweg/Ecke Niersweg entstehen. Auch hier hatte es Proteste von Anwohnern und Umweltschützern gegeben - schließlich befindet sich das Grundstück auf einem Acker am Rande eines Landschaftsschutzgebietes. Landschaftsbeirat, Bezirksregierung und am Ende sogar das Landes-Umweltministerium hatten aber ihr Okay zur Bebauung des minderwertigen Ackerlandes gegeben. Der BUND hat allerdings angekündigt, an dieser Stelle nicht locker zu lassen. 2017 wird also mit Sicherheit wieder spannend.

(RP)
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