Stadt Willich Jazzmusik von hoher Virtuosität und besonderem Spielwitz

Stadt Willich · Jazz voller Leidenschaft und Feuer - das servierte das Quartett "Klaro !" um die Altsaxophonistin Karolina Strassmayer zum Ausklang des diesjährigen Willicher "Jazzfrühlings" in der Motte von Schloss Neersen. Zuletzt vor vier Jahren war das Quartett zu Gast. Damals noch mit dem Gitarristen Cary DeNigris und dem Bassisten Ingmar Heller. Die zierliche Frau aus der Steiermark wird von Jazzkennern zu den fünf besten Saxophonistinnen der Jazzwelt gezählt. Sie weiß ihr Instrument ebenso machtvoll wie gefühlvoll einzusetzen. In Willich spielte sie mit ihrem Ehemann Drori Mondlak, einem in Mexiko geborenen Amerikaner, an den Drums sowie dem Pianisten Rainer Böhm und dem Bassisten John Goldsby fast ausnahmslos eigene Kompositionen von der aktuellen CD "Of Mystery and Beauty".

Ein Wiederhören gab es dabei zu Beginn mit "Heidis Dream", einem Titel, der Strassmayers Mutter Heidemarie gewidmet ist. "Of Mystery and Beauty" war der nächste Titel, der dem Bassisten die Chance auf ein Solo bot, bei dem er den Bass auf seine ganz eigene kreative Weise spielen konnte und der große Klangkörper dieses Instruments voll zum Tragen kommt. John Goldsby, der zusammen mit Karolina Strassmayer in der WDR Big Band zusammen spielt, lebte viele Jahre lang in New York und ist mit seinem Improvisationstalent und seiner Musikalität ein sehr geschätzter Partner.

Neben dem erfahrenen Bassisten bewährte sich im Quartett der junge Jazzpianist Rainer Böhm, der vor zwei Jahren sogar mit dem "Echo" in der Kategorie Jazz nominiert war und in New York ein Masterstudium am Queens College absolvierte. Er versteht es, sich ganz zurück zu nehmen, herrlich gefühlvoll zu begleiten, dann aber auch kraftvoll in die Tasten zu greifen. Drori Mondlak wirbelt mit seinen Stöcken wie eh und je, hat Erfahrung aus zwei Jahrzehnten Jazzszene in New York und spielte in Europa mit Jazzgrößen wie Barbara Dennerlein, aber unter anderem auch mit Lee Konitz und David Friedman.

Im Mittelpunkt des Jazzabends aber natürlich die unglaubliche Karolina Strassmayer. Es ist immer wieder ein Vergnügen, ihrem wunderbaren und ausdrucksstarken Spiel auf dem Altsaxophon zu lauschen. Das groovet mächtig, ist an den richtigen Stellen explosiv und kann dann wieder ganz lyrisch und in den Balladen sehr poetisch sein. Diese Jazzmusikerin setzte sich mit ihrer starken Präsenz und ihrer hohen musikalischen Virtuosität bereits in der New Yorker Jazzszene durch und hat auch in Europa längst einen herausragenden Namen.

Zwischendurch erzählt sie, wie sie zur Jazzmusik kam: Angeregt wurde die aus Bad Mitterndorf stammende Saxophonistin durch das Spiel des legendären Cannonball Adderley. "Das war für mich eine Fanfare aus einer anderen Welt", sagt sie schmunzelnd und spielt prompt die nächste eigene Komposition "Fanfare from another world". Es folgten "Gently spoke the Mermaid" und nach der Pause "From her pale blue Home", das eindringlich vom Bassisten und vom Pianisten intonierte "Side to Side" und "On Space and Rest". Ein Jazzabend mit sanftem Soul und knallhartem Bop gleichermaßen, bluesig in den Balladen und mit ganz feinen Nuancierungen.

Das Publikum, das in erfreulich großer Zahl zu diesem Jazzkonzert in die Motte kam, zeigte sich begeistert, geizte nicht mit Applaus und bekam nach dem hörenswerten "Call oft he forefathers" eine ruhig ausklingende Zugabe mit auf den Heimweg. Es bedarf keiner besonderen Prophezeiung, dass man dieses spielfreudige Quartett nicht zum letzten Mal in Willich gehört hat.

(RP)
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