Stadt Willich Jeden Abschied persönlich gestalten

Stadt Willich · Beim Tag der offenen Tür im Krematorium Niederrhein in Willich gab es vielfältige Informationen rund um das Thema Feuerbestattung. Im vergangenen Jahr fanden in dem früheren Gutshof 3500 Einäscherungen statt.

 In der Zeremonie-Halle kann die Angehörigen von ihrem Verstorbenen würdevoll Abschied nehmen.

In der Zeremonie-Halle kann die Angehörigen von ihrem Verstorbenen würdevoll Abschied nehmen.

Foto: Achim Hüskes

Das Thema Tod und die Frage nach der Bestattungsart sind in Deutschland oftmals ein Tabu. Trotzdem ergeben sich für viele Fragen nach den Möglichkeiten der Bestattung. Grund genug für das Krematorium Niederrhein Willich, zu einem Tag der offenen Tür in den früheren Gutshof Haus Bönninghausen einzuladen. Nahezu alle Räume wie die zwei Zeremonie-Hallen, Kondolenzzimmer oder der Kremationsraum waren an Samstag für Besucher zugänglich. Auf Wunsch führten Mitarbeiter durch das Gelände und beantworteten die Fragen der Gäste. Die gab es reichlich an diesem Tag, angefangen von der Dauer des Einäscherungsvorgangs, der Temperatur dabei oder der Frage, ob etwas außer der Asche bei der Verbrennung übrig bleibe.

Im vergangenen Jahr fanden im Willicher Krematorium 3500 Einäscherungen statt, Tendenz steigend. Bereits zur Eröffnung im Jahr 2009 gab es einen Tag der offenen Tür: "Damals kamen rund 3000 Besucher, um sich zu informieren", erinnert sich Stefan van Dorsser, Geschäftsführer des Krematoriums Niederrhein Willich. Sein Wunsch: Jedem Verstorbenen und jeder Trauergemeinde eine individuelle Trauerfeier zu ermöglichen: "Ein Abschied ist immer persönlich, wir versuchen, ihn auch so zu gestalten." Egal ob mit Musik oder einem gemeinsamen Umtrunk, ob mit einem Pfarrer oder einem freien Trauerredner, kleinem oder großem Empfang, die Möglichkeiten sind vielfältig. Das Krematorium verfügt zudem über viele Besonderheiten wie beispielsweise die Abschiedsräume, in denen Hinterbliebene ihrer Trauer in Ruhe nachgehen können. Das Besondere: Durch eine Zugangskarte zu diesem Gebäudeteil haben sie 24 Stunden am Tag dazu die Gelegenheit.

Das Krematorium in Willich gehört zu der Facultatieve Gruppe aus Den Haag. Das Unternehmen baut und betreibt Krematorien vor allem in den Niederlanden, in Deutschland betreibt die Gruppe derzeit zwei Häuser. In den Niederlanden seien solche offenen Tage zur Information üblich, generell sei das Thema Tod und das Danach in den Niederlanden "besser besprechbar", erläutert van Dorsser. Diese Erfahrung hat auch Besucherin Ursula Rommerskirchen (67) gemacht, die sich das Krematorium zusammen mit ihrem Mann anschaut. "Als ich gestern im Bekanntenkreis erwähnte, wohin ich heute fahre, gab es bei allen eine leichte Schockreaktion", berichtet sie. Ihr schlugen Sätze wie "Ich lebe jetzt und möchte mich damit nicht befassen" entgegen. Sie dagegen wolle den Ablauf kennen, dies tue ihr gut. Und ihr Mann Jürgen Rommerskirchen (64) ergänzt: "Wir wollen es nicht unseren Kindern überlassen, sich zu überlegen, was wohl im Sinne des Verstorbenen zu tun sei." Auch Helga Feiert (78) nutzte den Tag zur Information. Ihr verstorbener Ehemann hatte eine Feuerbestattung, auch sie will sich verbrennen lassen. "Früher haben wir dieses Thema mit einer gewissen Scheu behandelt: Als mein Mann krank wurde, haben wir begonnen, uns darüber zu unterhalten und uns schließlich für eine Feuerbestattung entschieden." Sie zieht ein positives Fazit: "Ich weiß nun, wie es ablaufen wird. Der Besuch heute gibt mir Frieden."

(eva)
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