Willich JVA-Beirat: Ein Ohr für die Gefangenen

Willich · Mit der Landtagswahl im Mai endet auch die Amtszeit des Beirats der JVA Willich I. Die Mitglieder sind Ansprechpartner für die Gefangenen und kümmern sich um deren Probleme.

 Im Gefängnis Anrath trug sich ein spektakulärer Ausbruch zu.

Im Gefängnis Anrath trug sich ein spektakulärer Ausbruch zu.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Probleme eines Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Willich I können manchmal auch für Außenstehende durchaus nachvollziehbar erscheinen. Wie der Fall eines Häftlings, der sich eine Dreier-Zelle als überzeugter Nichtraucher mit zwei Rauchern teilen sollte. "Da konnten wir trotz Überbelegung in der Anstalt recht schnell helfen", sagt Uli Winkler. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Beirats der JVA.

Die sieben Mitglieder sind Ansprechpartner für die Gefangenen und Bediensteten der Anstalt. "Ein Bediensteter hat sich bei uns aber noch nie gemeldet", sagt Winkler. Die Probleme der Häftlinge muss er sich öfters anhören. "Im Schnitt bin ich alle zehn bis zwölf Tage in der JVA", sagt Winkler. Für die Gefangenen gibt es einen Briefkasten, in den sie ein Formular mit der Bitte um ein Gespräch mit dem Beirat werfen können. "Die Gefangenen haben mitunter eine hohe Erwartungshaltung an uns", erzählt Beiratsmitglied Hans Kothen. Etwa der Insasse, der sich beschwerte, dass ihn von seinem Arbeitslohn Geld abgezogen werde. Dass er durch unerlaubten Drogenhandel seine Arbeit in der JVA schuldhaft verloren hatte, verschwieg er. "Deshalb hören wir uns immer beide Seiten an", sagt Uli Winkler. Für viele Gefangene sei es wichtig, einen neutralen Ansprechpartner zu haben, der nicht mit der Anstalt verbunden ist. "Oft ist dann schon allein das Gespräch sehr hilfreich für die Gefangenen", sagt Hans Kothen.

Den ehrenamtlichen Dienst weiß die Anstaltsleiterin Beate Peters zu schätzen. "Es ist gut für uns, einen unverstellten Blick von außen zu bekommen", sagt sie. "Und wenn es Kleinigkeiten gibt, die die Gefangenen belasten und die wir ändern können, ist das eine gute Sache." Man dürfe zwar nicht vergessen, so Uli Winkler, dass die Personen nicht ohne Grund im Anrather Gefängnis sitzen. "Trotzdem kann man sich auch für diesen Teil der Gesellschaft engagieren", findet er.

Deshalb möchten Winkler und die meisten Mitglieder auch weiterhin für den Beirat tätig sein, wenn die Legislaturperiode parallel zu der des NRW-Landtags im Mai endet. Der Kreistag legt der Anstaltsleitung anschließend eine Liste mit den Interessenten für die Arbeit im Beirat vor. Die Auswahl erfolgt durch die Anstaltsleiterin Beate Peters. Die kann sich durch den Beirat auch noch mehr Gehör im Justizministerium in Düsseldorf verschaffen. Einmal im Jahr lädt Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter alle Anstaltsbeiräte zu einer Besprechung ein. Und Ende des Monats will sie die JVA Willich I besuchen. Auch dann wird ihr der Beirat von einigen Wünschen und Sorgen der Gefangenen berichten können. Frage des Tages

(RP)
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