Stadt Willich Kaisersaal ganz unter Denkmalschutz?

Stadt Willich · Die Obere Denkmalbehörde will nicht nur die Fassade, sondern das ganze Gebäude unter Denkmalschutz stellen. Der neue Eigentümer hat Widerspruch eingelegt. Die Willicher Vereine machen sich für die neue Halle neben De Bütt stark.

 Im Planungsausschuss der Stadt Willich am 10. September und tags darauf im Rat soll die Entscheidung fallen, ob nicht nur die Fassade, sondern der ganze 1897 erbaute Kaisersaal zum Denkmal erklärt wird.

Im Planungsausschuss der Stadt Willich am 10. September und tags darauf im Rat soll die Entscheidung fallen, ob nicht nur die Fassade, sondern der ganze 1897 erbaute Kaisersaal zum Denkmal erklärt wird.

Foto: Wolfgang Kaiser

Nicht nur die Fassade, sondern der ganze 1897 erbaute Kaisersaal soll zum Denkmal erklärt werden. Nach einer entsprechenden Absichtserklärung der Oberen Denkmalbehörde und erfolgter Anhörung soll darüber jetzt im Planungsausschuss der Stadt Willich am 10. September und tags darauf im Rat eine Entscheidung fallen. Welche Auswirkungen und Einschränkungen dies bei der zukünftigen Nutzung haben wird, ist derzeit höchst ungewiss. Noch geht der neue Eigentümer Ralf Jungermann davon aus, dort bis zu 14 altengerechte und barrierefreie Mietwohnungen zu errichten.

Jungermann hat Widerspruch gegen die Unterschutzstellung eingelegt. "Wir sind im laufenden Verfahren und müssen abwarten", sagt er. Was aber seiner Meinung nach auf keinen Fall passieren darf: "dass der Kaisersaal zu einer Bauruine verkommt, weil sich dann das Ganze aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr rechnet." Seine weitere Bemerkung, dass auch die Stadt Willich Interesse an einer weiteren Nutzung des historischen Gebäudes und an einer städtebaulichen Aufwertung des Innenstadtbereichs haben müsste, sieht auch die Technische Beigeordnete der Stadt, Martina Stall, so: "Wir werden Herrn Jungermann jederzeit unterstützen, aber dies alles muss kompatibel mit den Vorstellungen der Denkmalbehörde sein."

"Wir stellen nach wie vor die Denkmalwürdigkeit der Fassade und des Innenbereiches infrage", sagt auch der Bruder des Investors, Architekt Daniel Jungermann (Anrath). Er macht die Planung und erinnert an die vielen Ausbesserungen, die am Kaisersaal drinnen wie draußen im Laufe der Zeit entstanden seien, an aufgeklebte Stuckelemente an den Decken und viele ergänzende Bauteile, so unter anderem an Fassade, Bühne oder Kulisse. Und er hat noch gut die Äußerungen des alten Eigentümers, Heinz Schiffer, im Gedächtnis, wonach vor etwa drei Jahrzehnten schon einmal Denkmalpfleger dort eine Unterschutzstellung geprüft, dann aber davon Abstand genommen hätte.

"Ich bin ja bereit, Fragmente stehenzulassen, wenn das sinnvoll und machbar ist", erklärte Ralf Jungermann noch. Er wartet jetzt erst einmal mit seinem Bruder den Ratsentscheid im September ab. Gar nicht abwarten will indes der Vorsitzende des Vereinigten Männerchores 1820 (VMC) Willich, Michael Atsuki. Als Sprecher der Willicher Brauchtums- und Kulturvereine hatte er schon 2013 zu einem "Krisengipfel" eingeladen. Atsuki hat sich schon längst vom Kaisersaal verabschiedet und hofft, dass die neue Veranstaltungshalle in Alt-Willich in absehbarer und naher Zeit realisiert wird.

Atsuki sagte, dass er als Sprecher der Willicher Vereine im August zu einer weiteren Besprechung auch die Anwohner der neben dem Freibad geplanten Halle einladen will. Und er meinte weiter: "Sicherlich müssen die Bedenken der Anwohner ausgeräumt werden, aber wir müssen der Bevölkerung auch klar machen, dass wir diese neue Halle unbedingt und schnell brauchen."

Einige Vereine haben schon reagiert. So unter anderem die Karnevalsgesellschaft "Edelweiß" die ihre Veranstaltungen demnächst bei Krücken durchführt. Auch der VMC führt dort im Oktober 2015 gleich sechsmal die Komödie "Currywurst und Kaviar" auf. Was passiert aber bei größeren Events in der Übergangszeit? Wenn der Kaisersaal definitiv am 31. März nächsten Jahres dicht macht und sich der Bau der neuen Halle immer mehr hinauszögern sollte? Atsuki: "Wir suchen dafür händeringend Alternativen." So für größere Konzerte aber auch zum Beispiel für die Hausfrauennachmittage des VMC zu Beginn des Jahres 2016. Der VMC-Vorsitzende schlägt dafür die Aufstellung eines Festzeltes auf dem Willicher Schützenplatz vor.

(wsc)
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