Stadt Willich Kaum Elektro-Autos in Willich

Stadt Willich · 35 Elektro-Autos sind in Willich zugelassen. Damit es mehr werden, investieren Stadtwerke und Stadt in die Infrastruktur. Drei weitere öffentliche Ladesäulen gehen in wenigen Wochen ans Netz, weitere sollen bald folgen.

 Christian-Mario Sagner, Vertriebsleiter der Stadtwerke Willich, betankt ein Elektro-Auto. Bisher gibt es erst zwei öffentlich zugängliche Ladesäulen in Willich, doch schon bald soll es viele weitere geben.

Christian-Mario Sagner, Vertriebsleiter der Stadtwerke Willich, betankt ein Elektro-Auto. Bisher gibt es erst zwei öffentlich zugängliche Ladesäulen in Willich, doch schon bald soll es viele weitere geben.

Foto: Marc Schütz

Nur sehr selten steht an den beiden von den Stadtwerken betriebenen öffentlichen Stromtankstellen im Willicher Stadtgebiet tatsächlich ein Elektroauto, um aufzutanken. Eine Zapfsäule befindet sich vor dem Technischen Rathaus in Neersen, die andere vor dem Stadtwerke-Gebäude an der Brauereistraße. Beide wurden im Jahr 2012 installiert. Schon in wenigen Wochen wird es weitere Standorte geben, sagt Christian-Mario Sagner, Vertriebsleiter der Stadtwerke Willich: auf dem Hubertusplatz in Schiefbahn, am Kirchplatz in Anrath und am Schwimmbad "De Bütt" in Willich. Dass diese Ladesäulen von jetzt auf gleich stark frequentiert werden, glaubt zwar niemand, aber Sagner sieht sie als wichtiges Signal an den Verbraucher: "So kann man zeigen, dass es kein Problem gibt, was die Infrastruktur angeht."

Politisch ist die Elektromobilität gewollt. Die Bundesregierung möchte, dass bis zum Jahr 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, bis 2030 sollen es sechs Millionen sein. Das ist laut Sagner zwar kaum zu schaffen, aber die jüngste Diskussion um Diesel-Schadstoffe und -fahrverbote könnte den Elektroautos einen Anschub geben. Der ist bitter nötig: In Willich sind rund 33.000 Pkw zugelassen, nur 35 davon sind Elektroautos - das entspricht einem Anteil von gerade einmal 0,001 Prozent. Insofern sei die Stadt Willich mit bald fünf Ladesäulen gut aufgestellt, sagt Sagner - zumal die Stadtwerke bereits Förderanträge beim Bund für weitere zwölf Ladestationen gestellt haben - unter anderem am Schiefbahner Dreieck, im Gewerbegebiet Münchheide oder am Schwarzen Pfuhl. Und auch die Stadt Willich selbst will zeitnah acht öffentliche Ladesäulen errichten - möglicherweise verstärkt vor Mehrfamilienhäusern. "Die Säulen werden in naher Zukunft wie die Pilze aus dem Boden schießen", prognostiziert Sagner. Zum Vergleich: In der Kreisstadt Viersen gibt es derzeit zwei öffentlich zugängliche Säulen, in Kaarst sieben (vier allein bei Ikea), in Krefeld neun und in Mönchengladbach elf (seltsamerweise keine auf dem Borussia-Parkplatz).

Öffentliche Ladesäulen - bei denen es unter anderem Herausforderungen in Bezug auf einheitliche Stecker und Bezahlsysteme zu meistern gilt - sind allerdings nur die eine Seite der E-Mobilität-Infrastruktur. Denn zu 80 Prozent würden die privaten E-Autos, so Sagner, bei deren Besitzern zu Hause aufgeladen - vor allem in kleineren Städten in Willich, in denen es viele Auspendler in größere Städte gibt. Insofern sei die Elektromobilität durchaus auch ein Thema für die Stadtwerke - wenngleich man sich mit anderen Unternehmen und Kommunen zusammentun müsse, um einheitliche Standards zu schaffen. Außerdem ist das Thema eng verzahnt mit dem Car-Sharing, also der gemeinschaftlichen Nutzung mehrerer Autos, und dem autonomen Fahren.

In Kürze möchten die Stadtwerke Willich ihren Kunden auch eine sogenannte Wallbox anbieten, mit denen sich E-Autos schneller laden lasen lassen als über die normale Steckdose. Zudem sind die Boxen, die in der Regel in den Garagen angebracht werden, gegen Überspannung gesichert. Apropos Garagen: Eine weitere Herausforderung ist die Tatsache, dass viele Garagenhöfe noch nicht über einen Stromanschluss verfügen. Das nächste Problem: Nicht jeder Autobesitzer, der auf ein Elektrogefährt umsteigen möchte, hat überhaupt eine Garage. Und: "Wir brauchen ein dynamisches Lastmanagement", sagt Sagner. Heißt: Wenn alle Autos abends und nachts gleichzeitig an der Steckdose hängen, besteht die Gefahr, dass das Stromnetz überlastet ist. "Aber es gibt durchaus intelligente Ladesäulen, die das berücksichtigen", so Sagner. Zu beachten ist hier allerdings der Datenschutz. Denn die Säulen müssten miteinander kommunizieren.

Für Stromanbieter wie die Stadtwerke ist die Elektromobilität durchaus ein lukratives Geschäft. Denn ein E-Mobil, das im Jahr rund 15.000 Kilometer zurücklegt, verbraucht im Schnitt so viel wie halbes Einfamilien-Haus.

(RP)
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