Stadt Willich Kiesgrube: Steilwand für den Vogelschutz

Stadt Willich · Für ihren Einsatz für die Uferschwalben zeichnet der Nabu das Unternehmen Holcim mit einer Schwalbenplakette aus. In deren Kieswerken in Willich und Tönisvorst entstehen Lebensräume für die Koloniebrüter.

 Im Willicher Kieswerk Hardt 30A: Über die Nabu-Auszeichnung Uferschwalbenprojekt freuen sich Andreas Richter, Jack und Monica Sandrock, Volkmar Wiefels, Ralf Gahmann und Michael Hansen (von links nach rechts).

Im Willicher Kieswerk Hardt 30A: Über die Nabu-Auszeichnung Uferschwalbenprojekt freuen sich Andreas Richter, Jack und Monica Sandrock, Volkmar Wiefels, Ralf Gahmann und Michael Hansen (von links nach rechts).

Foto: WOLFGANG KAISER

"Dort fliegen gerade welche", sagt Holcim-Projektleiter Andreas Richter und deutet in Richtung des Steilufers an der gegenüberliegenden Seite der Ausbaggerungsfläche auf der Hardt in Willich. Wie zwei kleine Pfeile schießen die beiden Uferschwalben entlang der Wand mit den vielen Löchern und nehmen Kurs quer über den See. Ein weiteres Pärchen dieser kleinsten europäischen Schwalbenart taucht auf. "Aktuell leben hier zwischen 60 und 80 Paare", sagt Jack Sandrock, der mit einem Fernglas den Flug der Vögel verfolgt.

Der Leiter der Nabu Ortsgruppe Willich muss es wissen. Zusammen mit Rolf Cöhnen führt er seit Jahren Vogelbeobachtungen und -zählungen an der Willicher Kiesgrube, an der das Unternehmen Holcim tätig ist, durch. Die Nabu-Mitarbeiter müssen sich anmelden, werden entsprechend mit Sicherheitsausrüstung einschließlich Helm ausgerüstet und dürfen aufs Gelände, zu dem ansonsten nur die Mitarbeiter Zutritt haben.

Die Uferschwalbe steht auf der Roten Liste und hätte ohne Hilfe keine Chance, weiter zu existieren. In den Kieswerken von Holcim in Willich und Vorst hat sie einen Lebensraum gefunden, in dem sie auch für Nachwuchs sorgen kann. Normalerweise leben und brüten sie an Steilböschungen von Flussufern. Doch da es diese so gut wie gar nicht mehr gibt, ist die Population der Uferschwalbe stark zurückgegangen. In den Kiesgruben entstehen indes an den Abbruchkanten neue Lebensräume, wobei die Zusammenarbeit mit dem Kieswerkbetreiber schon seit vielen Jahren besteht. "In den Anfängen haben wir die Abbruchkanten in den Kieswerken selber gestaltet, und zwar per Spaten abgestochen", erinnert sich Jack Sandrock. Vor einigen Jahren haben die Holcim-Mitarbeiter diesen Part übernommen. "Der Naturschutz ist uns wichtig. Wir greifen durch die Auskiesung in die Natur ein, haben aber gleichzeitig die Möglichkeit, Landschaft neu zu gestalten und Rückzugsorte für bedrohte Tiere zu schaffen. Das ist uns wichtig und daher wollen wir uns aktiv mit einbringen", betont Richter.

Oft wird der Rohstoffabbau mit Raubbau gleichgesetzt. Dass dem nicht so ist, zeigt das Unternehmen mit seinem Einsatz, neue Lebensräume für bedrohte Tiere zu schaffen. Dabei profitieren nicht nur die Uferschwalben. Auf dem Gelände, wo keiner die Vögel stört, haben sich auch Austernfischer und Flussregenpfeifer angesiedelt. Für den Flussregenpfeifer haben die Kieswerkmitarbeiter eine Fläche mit Kies per Radlader aufgeschüttet, denn das braucht der Vogel zum Brüten. Der Austernfischer hat sich in diesem Jahr einen besonderen Platz ausgesucht. "Er hat auf einem großen Ankerklotz, auf dem ein Sand-Kies-Gemisch zu finden ist, zwei Eier gelegt. Wir wissen das und berücksichtigten es entsprechend bei unseren Arbeiten. Wir haben alle ein Gespür dafür. Wenn es mit dem Nachwuchs klappt, freuen wir uns riesig", sagt Vorarbeiter Rolf Gahrmann. In einem der Vorjahre hatte sich der Austernfischer im Kieswerk Vorst einen Platz zwischen zwei Endmaterialkegeln ausgesucht. "Wir haben dafür die Anlage ein wenig verschoben, damit wir mit dem Endmaterial nicht das Nest verschüttet hätten", berichtet Richter. Die Schaffung der Steilwände für die Uferschwalben fließt dagegen von vorneherein in die Planungen des Unternehmens ein. "Wo wir Steilufer stehen lassen, können wir ein halbes Jahr nicht abbauen und daher muss dies vorher genau geplant werden", erklärt Richter. Eigens für die Tiere hat das Unternehmen unter anderem eine Insel mit Steilufern im See angelegt. Für all diesen Einsatz gab es jetzt vom Nabu sowohl für Willich wie auch für Vorst die Plakette "Hier sind Schwalben willkommen". Monica und Jack Sandrock betonten bei der Überreichung nochmals, wie sehr man sich freue, dass sich das Unternehmen für die bedrohte Uferschwalbe einsetze und auch ansonsten Rücksicht auf Tiere nehme, die in den Ausbaggerungsflächen einen neuen Lebensraum fänden.

(tref)
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