Stadt Willich Kinder fragen: Was ist Heimat?

Stadt Willich · Trotz Ferienzeit beschäftigen sich gerade mehr als 50 Kinder der Schiefbahner Astrid-Lindgren-Grundschule mit dem Thema Heimat. Auch in den kommenden Wochen wird sie das Thema begleiten.

Für Lucy ist der Fall klar: "Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle." Für Luca dort, wo die Familie wohnt, die Eltern oder Oma und Opa. Und der junge Südkoreaner Si Yon sagt in perfektem Deutsch: "Korea bleibt meine Heimat, weil ich dort geboren bin." Trotz Ferienzeit beschäftigen sich gerade mehr als 50 Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren in der OGS der Schiefbahner Astrid-Lindgren-Grundschule mit ihrer direkten Umgebung, aber auch mit den Ländern, aus denen ihre Angehörigen kommen oder bisher die Flüchtlinge lebten.

Nicole Röhrscheid leitet die unter der Trägerschaft der Stadt stehende Offene Ganztagsschule (OGS). Sie ist wie Rita Bürse und Ruth Vennen von Anfang an dabei. Die OGS startete 2005 mit 63 Kindern, derzeit kümmern sich in nahezu fünf Gruppen acht Erzieherinnen mit den zwei Jahrespraktikanten Sabrina und Eva um die 125 Kinder. Und anlässlich des ersten kleinen Jubiläums hat man sich eine vierwöchige Projektarbeit zum Thema "Meine Heimat - Deine Heimat" ausgedacht. Ab der nächsten Woche kommen die anderen Kinder dazu, die jetzt noch in den Ferien sind.

Jetzt trafen sich die Kinder erst einmal, bevor es mit der Gruppenarbeit weiterging, in der großen Runde. Sie schilderten ihre Eindrücke von den Tagen zuvor. "Obwohl mir das ein wenig zu salzig war und ich Kokosnuss nicht so mag, habe ich doch Einiges gelernt", sagt Ino. Der Vater von Joey, ein Thailänder, war kurz davor in der OGS gewesen, hatte eine Nachspeise gekocht, den Kindern danach Bildergeschichten aus Thailand einige Verhaltensregeln aus seinem Land erklärt. An die konnte sich Luca noch genau erinnern: "Je tiefer in Thailand bei der Begrüßung von Gästen die Verbeugung ist, umso inniger ist die Freundschaft und Höflichkeit." Und Ino wusste auch noch, was Hallo auf Thailändisch heißt: sawaddee krab.

In der ersten Woche waren die jungen Heimatforscher einige Male draußen unterwegs, sahen sich unter anderem die Polizeistation, die beiden Kirchen, die Feuerwehr, das Altenheim oder den Gänsejungen an. Die Kinder lernten auch das Zuhause von einigen Mitschülern kennen, malten anschließend ihre Lieblingsplätze. Beim einen war es das Kinderzimmer mit Computer und Bett, bei anderen die Pferdekoppel oder das gemeinsame Essen mit den Eltern. Collagen wurden gemacht, Rezepte zusammengestellt, ein Quiz durchgeführt, bei dem zum Beispiel der Name des Schiefbahner Ferrnsehturms erraten werden musste. Dieser soll früher wohl der "Lange Lulatsch" genannt worden sein.

Die Schüler lernen sich durch dieses Projekt besser kennen, erklären den Mitschülern auch, woher ihre Eltern kommen. Beispielsweise wurde der Vater von Bennj in Polen geboren, die Mutter in Weißrussland. Bennj zeigte stolz eine Spieluhr seiner Mutter und eine weiße weißrussische Wintermütze aus dickem Fell. Einen "Asienkoffer" hatte der achtjährige Ju Won unter anderem mit einfachen Rezepten, Spielen oder Ansichtskarten aus der südkoreanischen Heimat seiner Eltern gepackt. Ju Won lebt schon seit seiner Geburt in Schiefbahn.

Neben einer großen Collage mit einigen Wahrzeichen des Willicher Stadtteils wurde ferner viel gebastelt und gesungen. So das "Schiefbahner Heimatlied", bei dem es unter anderem sinngemäß heißt: "Schiefbahn ist eine schöne Stadt, weil es einen Bäcker, Schreiner, Maurer oder Metzger hat." Und vor allem jetzt neue kleine Heimatforscher. In zwei Wochen, wenn alle mitmachenden OGS-Schüler und Schülerinnen das Projekt beenden, werden sie offiziell ihre Urkunden als "Heimat-Profis" bekommen.

(wsc)
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