Stadt Willich Kinder nicht mit Bildung "überschütten"

Stadt Willich · Unter dem Titel "Bildung Hand in Hand fürs Kind" laden die Schiefbahner Kitas und Grundschulen Eltern für heute zu einem Informationsabend ein. Ab 20 Uhr steht die Bildung im Mittelpunkt.

Die Sorge um die Bildung beim Nachwuchs fängt früh an - im Prinzip beginnt sie schon kurz nach der Geburt. Mütter vergleichen, was ihre Kinder in welchem Alter können oder nicht können. Das reicht vom ersten Krabbelversuch bis hin zum ersten Wort. Terminpläne, die montags Musikunterricht, dienstags Englisch für Vorschulkinder, mittwochs Töpfern, donnerstags Turnen und freitags den Kindercomputerkurs beinhalten, sind keine Seltenheit. Doch das ist nicht der richtige Weg. "Kinder sollten im Alltag gefördert werden - und nicht über immer mehr zusätzliche Kurse und Angebote. Und genau diese Förderung im Alltag leisten wir sowohl in den Kitas als auch die Kollegen später in den Grundschulen", betont Petra Langenbrick von der Schiefbahner Kita Blauland.

Was Kitas und Grundschulen an Bildung leisten und wie sich Eltern einbringen können, ohne in hektische Betriebsamkeit zu verfallen, ist Thema beim Informationsabend heute in der Schiefbahner Kulturhalle. Die Bildung von Null bis zehn Jahre rückt für einen Abend in den Mittelpunkt. Nach der Premiere im vergangenen Jahr gehen die fünf Kitas und zwei Grundschulen aus Schiefbahn gemeinsam erneut das wichtige Thema an, wobei sie als Referenten den Diplom-Sozialwissenschaftler Johannes Steinberg gewinnen konnten.

Bildung kommt beim Kind nicht an, indem es möglichst viele Kurse besucht und Angebote nutzt. Es ist vielmehr das Erwerben von Wissen im Spiel, in der Interaktion zwischen Kindern und in der Familie, so Steinberg. Es handele sich um Wissenszuwachs, den Kinder eher unbewusst aufnehmen. Spielen sei dem Lernen gleichzusetzen. In der Kita ist es dabei so, dass Kindern ein neuer Lern- und Erfahrungsraum angeboten wird. Es sind Angebote für die unterschiedlichsten Interessengebiete, betreut von Fachkräften. Etwas, was sich in der Grundschule fortsetzt, wobei der Übergang von Kita zu Schule dank der guten Zusammenarbeit der Einrichtungen fließend ist. Es handelt sich um aufbauende Systeme und keine getrennten Einheiten.

Schon in der Kita bereiten die pädagogischen Fachkräfte in der alltäglichen Arbeit die Kinder auf die Grundschule vor. Zusätzliche Angebote, die Eltern meinen anbieten zu müssen, sind nicht nötig. "Eltern denken, wenn sie ihren Kindern viel Programm geben, werden sie superschlau", bemerkt Carmen Jansen von der katholischen Kita St. Raphael. Lernen brauche aber keinen Eventcharakter, sondern den Alltag. Lernen gehe ganzheitlich. Das heißt für Eltern, dass sie ihre Kinder mit Zeit und Aufmerksamkeit im ganz normalen Alltag begleiten, auch wenn es von der Kita in die Grundschule geht. Und Sprüche wie solche, dass nun "der Ernst des Lebens" beginne seien wenig förderlich, gelernt werde nämlich schon vom Tag der Geburt an, und nicht erst mit sechs Jahren. Alltägliche Erfahrungen seien die Dinge, die einem Kind viel mit auf den Weg geben. Die Zeit, die Eltern mit den Kindern verbringen, spiele eine viel wichtigere Rolle als zum Beispiel irgendein Lernprogramm für den Kinder-PC. Der gemeinsame Spielabend, der Besuch mit der ganzen Familie im Zoo oder dem Museum, die Radtour oder das Backen mit dem Nachwuchs - all diese intensiv genutzte Zeit, bei der Zuwendung geschenkt wird, fördere das ganzheitliche Lernen.

(tref)
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