Stadt Willich Klangvoller Ibach-Flügel in besten Händen

Stadt Willich · In der Friedenskirche Neersen gab der junge litauische Pianist Vadim Chaimovich seinen Einstand. Er spielte Werke von Mozart, Liszt, Tschaikowsky und Chopin. Zum Schluss wollte der Applaus nicht enden.

Wohl dem, der in seiner Kirche einen veritablen Konzertflügel zur Verfügung hat! Kreiskantor Klaus-Peter Pfeifer ist ein solcher Glückspilz. Seit im November 2015 der zwar ältere, aber bezüglich seines Innenlebens komplett erneuerte Ibach-Flügel in der Neersener Friedenskirche seinen Einzug gehalten hat, ist der Kreiskantor bestrebt, das kostbare Instrument durch qualitätvolle Konzerte ins rechte Licht zu rücken. Die Musikfreunde danken es ihm mit eifrigem Besuch - so wie am vergangenen Sonntag anlässlich eines Klavierabends mit dem noch recht jungen, aber bereits mit zahlreichen Preisen gewürdigten Pianisten Vadim Chaimovich.

Der aus dem litauischen Vilnius stammende Pianist begann seinen Vortrag mit drei gegensätzlichen Sonaten von Domenico Scarlatti, ehe er zum ersten Hauptwerk des Frühabends kam - der 1777 in Paris entstandenen Sonate F-Dur KV 332 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Tonsprache des damals 21-Jährigen, der in der französischen Hauptstadt mit Ablehnung und Enttäuschungen zu kämpfen hatte, ist dennoch erfüllt von liebenswürdiger Herzlichkeit der Empfindungen und einer Fülle intimer Momente. Chaimovich entsprach dieser Vorgabe dank lichten, luftigen Anschlags und leichtfüßiger Technik.

Nicht ganz so überzeugen konnte die Wiedergabe des von Franz Liszt so großartig für Klavier gesetzten Liedes "Leise flehen meine Lieder" aus dem "Schwanengesang" von Franz Schubert. Hier meißelte der Gast die Melodiepassagen derart intensiv in den Flügel, dass der Charme dieses feinsinnigen Liedes verloren ging. Mit der "Ungarischen Rhapsodie Nr. 10 E-Dur", an deren Ende eine fulminante, hier bestens gemeisterte Stretta steht, schickte der Künstler sein enthusiastisch applaudierendes Publikum in die Pause.

Im zweiten Teil lud Chaimovich mittels der einfühlsam modulierten "Méditation 72 Nr.5" von Peter I. Tschaikowsky zum Träumen ein. Aus dessen selten zu hörenden "Jahreszeiten op.37a" stellte er anschließend sechs Beispiele vor. Hier lässt der russische Komponist teilnehmen am ausgelassenen "Fasching", an blühenden "Schneeglöckchen", einer beredten "Barkarole", dem Gewusel der "Ernte", dem nebelverhangenen "Herbstlied" und der Freude der "Weihnacht" - ganz ungewöhnlich im Dreivierteltakt. Der Interpret wusste mit viel Einfühlsamkeit, unterstützt von der bestechenden Klangfülle des kostbaren Instrumentes, dem zum Glück jegliche klirrende Kälte fehlt, die vielfältigen Farbschattierungen und Stimmungen überzeugend auszuloten.

Der Schlussapplaus wollte nicht enden, und Chaimovich gab als virtuose Zugabe ein beispielhaft gestaltetes "Nocturne" von Chopin.

(oeh)
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