Stadt Willich Komik, Melancholie und Leichtigkeit

Stadt Willich · Im Ratssaal von Schloss Neersen begeisterten Michael J. Westphal und Pianist Uli Schmid beim Heinz-Rühmann-Abend "Jawoll, meine Herren" mit einer Mischung aus Ernst und Komik.

 Michael J. Westphal in der Rolle von Heinz Rühmann. Der Schauspieler und Musiker (Hannovers Kultband "Los Tumpolos") arbeitet auch als Sprecher für Rundfunk, Fernsehen und Synchron.

Michael J. Westphal in der Rolle von Heinz Rühmann. Der Schauspieler und Musiker (Hannovers Kultband "Los Tumpolos") arbeitet auch als Sprecher für Rundfunk, Fernsehen und Synchron.

Foto: WOLFGANG KAISER

Die Stimme klang täuschend echt, und auch Auftreten und Wesen des großen kleinen Mannes waren bestens getroffen: Zum Heinz-Rühmann-Abend bei den Schlossfestspielen Neersen personifizierte Michael J. Westphal den großartigen Charakterdarsteller und Komiker Heinz Rühmann auf berührende Weise. Wandlungsreich gestaltete er eine Mischung aus Komik, Melancholie und Leichtigkeit. Der Pianist Uli Schmid war ihm dabei nicht nur Begleiter am Flügel, sondern bei Bedarf auch Bühnenakteur und Stimme aus dem Off. Gemeinsam nahmen beide ihr Publikum zu Bettina Päselts Regie mit auf eine Reise von den Anfängen bis zu den Höhepunkten in Rühmanns Karriere. Die Aufführung war bereits Wochen zuvor ausverkauft gewesen. Festspiel-Intendant Jan Bodinus zeigte sich in der Begrüßung überhaupt hoch zufrieden angesichts der Besucherzahlen 2017.

Der Einstieg in den Abend "Jawoll, meine Herren" war vergnüglich: Pianist Uli Schmid gab die Melodie vor zum Lied "Wozu ist die Straße da", und Westphal durcheilte einem singenden Wandersmann gleich den Saal. Damit erinnerte er an Rühmanns Erfolge im komischen Fach. Doch gleich darauf wagte er den Bruch und gab den braven Soldaten Schwejk und damit eine von Rühmanns Paraderollen im ernsten Schauspiel. So ließ der Darsteller den Blick schweifen auf die tragikomischen, traurigen, hintergründigen, gewitzten und unbeschwerten Rollen, die Rühmann verkörpert hat. Westphal gab mit schelmischem Augenzwinkern "Charleys Tante", erinnerte mit komödiantischer Nonchalance an die "Schwips-Rolle" aus dem Film "Der Mustergatte" und natürlich an den Pennäler Pfeiffer mit drei F aus dem Kultfilm "Die Feuerzangenbowle". Ebenso traf er die nachdenklich stimmende Melancholie aus dem Nachspann des Films. Während sich Westphal in Charleys Tante verwandelt hatte, probte Pianist Schmid in Anlehnung an eine Filmszene mit den Zuschauern einen Kanon. Die sangen gerne mit und zeigten sich insgesamt recht textsicher. Am Ende dankten sie mit großem Beifall. Unendlich behutsam sang Westphal dafür das Schlaflied "La, Li, Lu, nur der Mann im Mond schaut zu". Als der Applaus dann immer noch nicht enden wollte, gab es noch ein Medley durch Rühmanns Schlagerhits obendrauf.

(RP)
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