Kommentar Kreis-Einfluss geschwächt

Viersen · Der Kreis Viersen wählt traditionell etwas anders als der Bund: wertkonservativer, liberaler, weniger grün, weniger sozialdemokratisch. Insofern war es gestern so etwas wie eine in Watte gepackte kleine Bundestagswahl, die die Menschen im Kreis Viersen wählten.

Auch hier gab es Verluste für die Regierungskoalition CDU und SPD, aber bei weitem nicht so dramatisch wie im Bund. Die SPD erzielte gar ein besseres Ergebnis als im Bund. Auch im Grenzland rückte die AfD über die Fünf-Prozent-Hürde, aber eben nur auf 7,5 Prozent statt auf mehr als 13 Prozent wie im Bund. Auch im Grenzland gewannen Grüne (weniger als im Bund) und freie Demokraten und Die Linke (beide mehr als im Bund) hinzu.

Der Kreis Viersen wird im 19. Bundestag gleich mit drei Abgeordneten vertreten sein. In den zurückliegenden Jahren waren es stets nur einer oder zwei, die die rund 300.000 Einwohner des Kreises im Parlament repräsentierten. Uwe Schummer (CDU) und Udo Schiefner (SPD) gehören dem Gremium schon seit Jahren an, haben durch unaufgeregte Sachpolitik manches für den Kreis Viersen erreichen können, sind gut vernetzt.

Dass nun noch ein Abgeordneter mehr in Berlin sitzt, stärkt den Kreis nicht zwangsläufig, eher erscheint die Stimme des Grenzlands geschwächt. Der SPD-Abgeordnete Udo Schiefner zieht in die Opposition. Und Kay Gottschalk von der AfD, der bisher nur auf lokaler Ebene in Hamburg Politikerfahrung sammeln konnte und seinen Wahlkreis Viersen erst richtig kennen lernen muss, wird unter Beweis stellen müssen, dass die AfD mehr kann als radikale Sprüche klopfen.

martin.roese@rheinische-post.de

(RP)
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