Stadt Willich Kreisarchiv: CDU will belastbare Zahlen

Stadt Willich · Landrat Andreas Coenen möchte ein neues Kreisarchiv bauen. Das Willicher Stadtarchiv könnte darin aufgehen. Hiesige Politiker wollen das nur, wenn die neue Einrichtung in Willich gebaut wird. Die CDU will sich nicht unter Druck setzen lassen.

 Stadtarchivar Udo Holzenthal und Mitarbeiterin Marlene Mathes zeigen einige besonders wertvolle Archivalien, die im Keller des Verwaltungsgebäudes St. Bernhard untergebracht sind.

Stadtarchivar Udo Holzenthal und Mitarbeiterin Marlene Mathes zeigen einige besonders wertvolle Archivalien, die im Keller des Verwaltungsgebäudes St. Bernhard untergebracht sind.

Foto: Wolfgang Kaiser

Landrat Dr. Andreas Coenen macht Druck: Bis Juli sollen sich die Städte Willich und Viersen entscheiden, ob sie ihre Stadtarchive ins Kreisarchiv integrieren wollen. Die Kreiseinrichtung soll bis Ende 2020 aus der Kempener Burg ausziehen und einen mehrere Millionen Euro teuren Neubau erhalten - ob in Kempen, Willich, Viersen oder Grefrath wird derzeit diskutiert, Ende völlig offen. Die Willicher CDU-Fraktion will sich von Parteifreund Coenen aber nicht drängen lassen, zu viele Fragen seien noch nicht beantwortet. Und ganz nebenbei bringt sie noch eine weitere Variante ins Spiel: die Zusammenarbeit der Stadtarchive Willich und Viersen.

Für die Mai-Sitzung des Willicher Kulturausschusses hatte die Stadtverwaltung vier mögliche Varianten für inhaltliche Konzepte vorgelegt. Schnell zeichnete sich bei den Politikern ab: Favorisiert wird die Zusammenlegung des Kreisarchivs mit dem Stadtarchiv an einem neuen Standort in Willich. Eine Überraschung war das nicht, schon vorher hatten sich die Fraktionen in diese Richtung geäußert und den Wert des Archivs in Schiefbahn betont. Fazit: Das Stadtarchiv soll auf jeden Fall in Willich gehalten werden. Landrat Coenen sieht das vermutlich nicht als zwingend an; ihm geht es wohl vorrangig darum, fünf Millionen Euro Fördergelder vom Bund zu erhalten. Das Geld ist nicht zweckgebunden, muss aber bis 2020 verwendet werden. "Aus Kreissicht kann ich ihn daher verstehen", sagt Johannes Bäumges, Vorsitzender der Willicher CDU-Fraktion und Mitglied des Kreistags. Aber Bäumges möchte nicht, dass die Willicher "die Katze im Sack kaufen", da weder Kosten noch Standortfrage geklärt sind.

Die Willicher CDU will nun zu den seinerzeit von der Verwaltung ausgearbeiteten Konzepten auch die Kosten vorgelegt haben - denn eine Kostendarstellung fehlt bisher. Entsprechende Fragen kündigt die Union daher für die morgige Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses an. "Ohne eine konkrete Kosten-Darstellung möchten wir keine Entscheidung treffen, da es sich immerhin um eine Millionen-Investition mit unter Umständen erheblichen Folgekosten für die Stadt handelt", sagt der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion und Obmann im Sport- und Kulturausschuss, Wolfgang Dille. Außerdem sei zu klären, ob und welche Zuschüsse der Kreis für das Neubau-Projekt erhalten kann und wie künftig die Unterhaltungskosten auf die beteiligten Kommunen verteilt werden. Für folgende vier Varianten möchte die CDU-Fraktion nun eine Kostenkalkulation haben:

A) Die Stadt Willich gibt ihr Archiv komplett an den Kreis ab - unter der Voraussetzung, dass der Neubau des Kreisarchivs in Willich erfolgt. Zudem sei hier noch zu klären, so die CDU, ob die Stadt überhaupt ein Grundstück hat, das den Anforderungen des Kreises genügt. Und: Reichen die fünf Millionen Euro Fördergeld aus?

B) Die Stadt behält ihr Archiv und holt die derzeit im Kreisarchiv untergebrachten Alt-Bestände (vor der kommunalen Neuordnung) nach Willich zurück. Die CDU gibt zu bedenken, dass auch dies mit Baukosten verbunden wäre. Denn das Stadtarchiv ist bereits jetzt zu klein.

C) Beibehaltung des jetzigen Zustands: Im Willicher Stadtarchiv wird künftig der Archivbestand ab der kommunalen Neugliederung betreut, das übrige Archiv-Gut wird im Kreisarchiv betreut.

D) Interkommunale Zusammenarbeit mit einer anderen Stadt - zum Beispiel ein gemeinsames Archiv mit der Nachbarstadt Viersen. Dabei geht es laut Dr. Paul Schrömbges, Erster Beigeordneter der Stadt Viersen und selbst Willicher CDU-Mitglied, lediglich um eine "Kooperation auf fachlicher Ebene", zudem um Organisatorisches wie beispielsweise Urlaubsvertretungen, nicht aber um eine Zusammenlegung.

Auch die Viersener möchten ihr Stadtarchiv in ihrer eigenen Stadt behalten. Denn laut Schrömbges haben sich das Viersener und das Willicher Stadtarchiv in den vergangenen Jahren positiv verändert, indem sie sich den Bürgern geöffnet haben. "Sie sind identitätsstiftend" - und das gelte es, bei der Standortfrage zu bedenken. Ein Druckmittel in Richtung Coenen, um den Neubau nach Willich zu bekommen, sei der Vorschlag einer Kooperation der beiden Stadtarchive mitnichten, betont Bäumges. "Denn diese Karte könnte ja auch Viersen ziehen." Vielmehr gehe es darum, endlich zu erfahren, welche Kosten auf Willich zukommen.

"Außerdem möchten wir darüber sprechen, wie mit den momentan in Willich beschäftigten Mitarbeitern des Stadtarchives verfahren werden soll'", so Dille weiter. Derzeit sind im Stadtarchiv zwei Mitarbeiter beschäftigt: Archivar Udo Holzenthal und Fachangestellte Marlene Mathes.

(RP)
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