Stadt Kempen Künstlerische Reife mit ungebrochener Vitalität

Stadt Kempen · In der Paterskirche wurde die neue Lautsprecheranlage in Betrieb genommen, finanziert von "Klassik Kempen".

Es werde eine Ausnahme bleiben, versprach der künstlerische Leiter von "Kempen Klassik", Peter Landmann, dass vor einem Konzert eine Rede gehalten würde. Das ist auch gut so. Aber Landmann hatte einen Anlass und einen Grund, vor dem ersten "Klavier-extra"-Abend eine Ausnahme zu machen. Der Anlass: er konnte so die - vom Verein "Kempen Klassik" bezahlte - tadellos funktionierende neue Lautsprecheranlage der Paterskirche vorstellen. Der Grund: Landmann durfte die zahlreich erschienenen Zuhörer darüber informieren, dass den vier Finanz-Säulen der Klosterkonzerte erfolgreich eine fünfte hinzugefügt worden war. Zusätzlich zu Verein (Mitglieder plus Sponsoren), Stadt (Logistik), Kirche (Saal) und Publikum wurde eine Stiftung gegründet, die bereits einen sechsstelligen Betrag vorweisen kann.

Für so großartige Konzerte wie das mit Christian Zacharias ist also erfreulicherweise auch weiterhin ein stabiles finanzielles Fundament vorhanden. Der 1950 in Indien geborene Pianist hätte nach bürgerlichen Regeln in diesem Jahr seinen Ruhestand anzutreten. Aber warum sollte er das tun? Sein Spiel verbindet künstlerische Reife und Erfahrung mit einer nach wie vor ungebrochenen Vitalität, mit einer immer noch bewundernswerten Kondition, mit Kraft und Zartheit gleichermaßen.

Die beiden Brahms-Rhapsodien op. 79 Nr. 1 und 2 spielte er so, wie es für Brahms angebracht ist. Ganz so wild wie bei Liszts Rhapsodien sollte es nicht zugehen, dafür findet sich bei Brahms zu oft die zur Mäßigung mahnende Aufforderung "ma non troppo". Aber umgekehrt betritt man bei Brahms auch keine temperamentfreie Zone. Auf die richtige Mischung kommt es an. Und die stimmte bei Zacharias. Robert Schumanns "Kreisleriana" enthält eine breite Ausdrucksskala. Das machen schon Satzbezeichnungen wie "sehr innig" und "sehr aufgeregt" deutlich. Mustergültig differenzierte Zacharias die Unterschiede, ließ es dabei aber stets nach Schumann klingen. Auch von Franz Schuberts Sonate B-Dur D960 war eine subtile Interpretation zu hören. Die feinen Abstufungen zwischen fast unbeschwerter Leichtigkeit und Melancholie in den schnellen Sätzen beeindruckten ebenso wie die melodische Gestaltung im Andante sostenuto. Wuchtig erklang der Schluss der Sonate.

Das "berühmt hustenarme Kempener Publikum" (so Landmann) durfte noch zwei Zugaben hören, darunter ein Rondo von Mozart.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort