Stadt Willich Künstlerischer Austausch trägt reiche Früchte

Stadt Willich · Da mag so mancher innerlich zugestimmt haben, als der stellvertretende Willicher Bürgermeister Guido Görtz im Hinblick auf die aktuellen politischen Ereignisse in den USA von der Notwendigkeit sprach, Brücken statt Mauern zu bauen. Mit diesen Worten begrüßte er das internationale Publikum, das zum Familientag in das Gründerzentrum des Stahlwerks Becker auf der Gießerallee gekommen war. Denn das Medium Kunst verbindet: Willicher Künstler und Kunstschaffende mit Migrations- und Fluchterfahrung präsentieren dort noch bis einschließlich Mittwoch ihre Kunstwerke, vor allem aus dem Bereich der Malerei. Sie haben sich in der Gruppe Art.together zusammengeschlossen und betreiben seit dem Sommer ein gemeinsames Atelier auf der Bahnstraße in Alt-Willich, in den Räumlichkeiten des früheren Schleckermarkts. Gestern nun war ein Schwerpunkt auf den Dialog mit den Besuchern und auf Kunstaktionen mit Kindern gelegt worden. Tatkräftige Unterstützung leistete zudem der Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich, der durch seine vielfältige Vernetzung zu einem guten Gelingen beitragen konnte. Und so erwartete den Besucher ein internationales und fröhliches Fest. Köstlich duftet es vom Buffet mit Speisen aus der ganzen Welt bestückt.

 Gut besucht war gestern der Familientag der Gruppe Art.together im Gründerzentrum des ehemaligen Stahlwerks Becker.

Gut besucht war gestern der Familientag der Gruppe Art.together im Gründerzentrum des ehemaligen Stahlwerks Becker.

Foto: NORBERT PRÜMEN

Das Orchester der Lebenshilfe Anrath unter der Leitung von Mirela Lazar spielt den Pink Panther. Und an einem langen Tisch bemalen Kinder hingebungsvoll Leinwandstücke in bunten Farben. Sarah Ibrahim (7 Jahre) aus Mönchengladbach hat eine Flagge gemalt. Darunter schreibt sie in roten Buchstaben das Wort "Kurdistan". Sie seien syrische Kurden, erklärt ihre Mutter, und seit zwei Jahren in Deutschland. Gleich nebenan hat Liana (5 Jahre) begonnen, ein Haus zu malen. Auch sie gehört zu einer kurdischen Familie aus Syrien und spricht noch kein Deutsch. Doch auf Nachfrage erzählt sie ihrer Mutter, dass dies ein Haus in Deutschland werde. Mit den Bildern sind die Kinder aufgefordert, ihre Heimat und Kultur vorzustellen.

Die Willicher Künstlerin Beate Krempe ist Initiatorin und Gründerin des Art.together-Ateliers. Auslöser sei die Nachricht gewesen, dass mit dem großen Strom an Flüchtlingen auch viele professionelle Künstler in Willich angekommen waren. "Wir wollten auf keinen Fall ein Atelier nur für Flüchtlinge", erzählt sie. Gewünscht und realisiert wurde ein Schaffensraum für deutsche und ausländische Künstler, der vielfältig von Politik, Wirtschaft und Privatpersonen unterstützt wird und reiche Früchte trägt. Denn über den professionellen Austausch hinaus, entstehen persönliche Verbindungen und sogar Freundschaften, erzählt die Malerin Julia Timmer: "Man teilt halt auch das Leben."

(evs)
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