Stadt Willich Landwirte hoffen auf trockenes Wetter

Stadt Willich · Die heftigen Regenfälle der vergangenen Wochen haben der Ernte teilweise stark zugesetzt. Das derzeit schwüle Wetter fördert das Schädlings-Wachstum.

 Wie dieses Feld zwischen St. Tönis und Kempen standen in den vergangenen Tagen einige landwirtschaftliche Flächen unter Wasser.

Wie dieses Feld zwischen St. Tönis und Kempen standen in den vergangenen Tagen einige landwirtschaftliche Flächen unter Wasser.

Foto: Achim Hüskes

Punktuell waren auch Landwirte in der hiesigen Region von den Starkregenfällen der vergangenen Tage arg betroffen. So vor allem in Willich, als es am Sonntagabend entlang der A 44 zu Starkregen und Hagel kam. "Es ist dort auf den Feldern zu enormen Ertragsverlusten vor allem bei den Speiseerbsen gekommen, geschädigt wurden aber auch Rüben und Kartoffeln", sagt Josef Hamm von der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer. Was dem Pflanzenbau-Berater die größten Sorgen macht, sind die Schädlinge und Pilze, die sich bei dem derzeitigen schwülwarmen Wetter rapide vermehren und zu großen Schäden auf den Getreide-, Gemüse- oder Kartoffelfeldern führen könnten.

Hamm weist auf die Kraut- und Knollenfäule im Jahr 2007 hin: "Auch damals gab es eine ähnlich schwüle Witterung, ist uns das alles aus dem Ruder gelaufen." Auch die Blattläuse könnten sich jetzt auch in den Betrieben mit ökologischem Anbau oder in den Hausgärten rasant vermehren - sie haben nämlich ebenfalls derzeit hervorragende Lebensbedingungen. Erschwerend kommt, so Hamm, hinzu, dass es in den vergangenen drei Jahren keinen kalten, sondern einen grünen Winter ohne anhaltenden Frost gegeben hat. Was sich Hamm für die nächsten 14 Tage sehnlichst erhofft: "Trockenheit, Temperaturen zwischen 20 und 24 Grad, keine Schwüle."

Der Willicher Ortslandwirt Theo Heyes bestätigt den Hageleinschlag von Sonntag und nennt insbesondere Hagelschäden auf den Rüben- und Kartoffelfeldern auf Beckers-, Holter- und Votzhöfen. Ansonsten seien aber an anderer Stelle größere Schäden nicht eingetreten.

"Natürlich kann das schnell kippen, wenn wir jetzt bei der Schädlingsbekämpfung nicht aufpassen und den richtigen Zeitpunkt verpassen, aber größtenteils haben wir bisher Glück gehabt, nimmt man andere schwere Unwetter in Deutschland zum Maßstab", kommentiert Kreis-Landwirt Christian Küskens. Sicherlich stehe hier und da noch das Wasser auf einigen Feldern, und gebe es hier und da Probleme, aber dies sei alles noch in einem erträglichen Rahmen.

Von einer "extrem schwierigen Zeit" spricht hingegen der 63-jährige Hans Leo Sieben, der mit seinem Sohn Andre (34) nahezu 50 Hektar des Knollengewächses auf seinem Clörather Kartoffelhof anbaut, nahezu das ganze Jahr über erntet, von Mai bis Oktober. Mehrmals musste er in den vergangenen Wochen aufgrund der Niederschläge die Ernte seiner Frühkartoffeln abbrechen. Außerdem gibt es Probleme bei der späteren Saat: "Diese Sträucher wachsen zu üppig, die Knollen in dem Maße überhaupt nicht." Auch er sorgt sich um die latente Gefahr der Krautfäule. Gerade die lehmigen Böden, auf dem seine spätere Kartoffelauslese stehe, seien derzeit größtenteils zu nass, um darauf die Traktoren für die Schädlingsbekämpfung fahren zu lassen. Auch Sieben hofft inständig, dass der Regen und die schwüle Luft bald ein Ende haben. Aber in Anbetracht der viel schlimmeren Ereignisse und so mancher Flutwelle in einigen Teilen Deutschlands relativiert der Kartoffelanbauer: "Wir müssen da jetzt durch, denn Extremlagen hat es immer mal wieder gegeben."

In anderen Bereichen sieht es besser aus. "Wir sind bisher noch mit einem Blauen Auge davon gekommen", sagt der Vorsitzende der Tönisvorster Ortsbauernschaft, Hermann-Josef Hegger. Der Regen der vergangenen Wochen habe bisher auf den Feldern zwar auch die Bewirtschaftung und die Frühernte, so bei den Kartoffeln, beeinträchtigt, aber noch laufe das alles im Vergleich zu anderen Gegenden relativ glimpflich ab.

Hegger ist selbst Milchbauer und hat bei den niedrigen Literpreisen derzeit ganz andere Probleme als nasse Felder, sagt aber: "Wir müssen dringend raus, denn die Grasbestände sind überreif." Das Gras wird als Viehfutter dringend benötigt. Ansonsten befinde sich das Getreide im vollen Wachstum. Hegger berichtet weiter davon, dass der Platzregen der vergangenen Tage natürlich seine Spuren hinterlassen habe. So habe das Wasser teilweise die Gerste umgelegt. Aber anderswo sei dies sicherlich extremer: "Bei uns hat es in der vergangenen Woche Niederschläge von etwa 120 Millimeter je Quadratmeter gegeben, im Sonsbecker Raum waren dies 220."

Bezogen auf den Schmalbroicher Raum spricht der Kempener Ortslandwirt und Vorsitzende der Ortsbauernschaft, Peter Josef Coenen, zumindest beim Getreide- und Kartoffelanbau derzeit von keiner allzu dramatischen Lage. Coenen sagt, dass man bisher von größeren Schäden verschont geblieben sei: "Jetzt wäre eine regenfreie Woche ganz gut, damit wir zum Beispiel das Gras einholen können."

(wsc)
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