Stadt Willich Landwirte sehnen sich nach Frost

Stadt Willich · Der starke Regen hat keine Schäden angerichtet, aber jetzt wünschen sich die Bauen anderes Wetter. Sie bedauern, dass es seit zwei Jahren keinen "richtigen" Winter mehr gegeben hat.

 Auf den derzeit nassen Äckern würden die Maschinen der Landwirte versinken. Deswegen ist auf den Feldern nicht viel los.

Auf den derzeit nassen Äckern würden die Maschinen der Landwirte versinken. Deswegen ist auf den Feldern nicht viel los.

Foto: Wolfgang Kaiser

Trotz des ergiebigen Regens in den vergangenen Tagen bleiben viele Landwirte zuversichtlich, dass es zum Beispiel beim Wintergetreide zu einer guten Ernte kommt. Was sich aber nicht nur der Willicher Ortslandwirt Theo Heyes wünscht: "dass es jetzt wirklich einmal einen Winter gibt, der diesen Namen auch verdient." Die Böden bräuchten jetzt einmal Temperaturen um minus zehn Grad, damit eine "Frostgare" entstehe und die Äcker dadurch von unten aufgelockert würden. So sieht dies ebenfalls Kreis-Landwirt Christian Küskens.

Theo Heyes hat schon längst die Kartoffeln geerntet, die Rüben zu etwa 90 Prozent gerodet und nahezu komplett das Wintergetreide gesät. Durch die vielen warmen Tage im November stünden bereits die ersten Einsaaten des Getreides in einem üppigen Wuchs, hätten sich sehr gut entwickelt.

"Et kütt wie et kütt" - meint schmunzelnd, befragt nach der derzeitigen Situation auf den Feldern, Kreis-Landwirt Christian Küskens. Nachdem die Landwirte wochenlang die fehlende Nässe beklagt hatten, sorgt der Regen jetzt dafür, dass auf den Ackerflächen derzeit nicht allzu viel passiert. "Mit den Maschinen geht derzeit gar nichts, wir sind gerade dabei, den letzten Rotkohl per Hand rauszuholen", beschreibt der Kempener Ortslandwirt Peter Josef Coenen.

Küskens hat mit seinen Zuckerrüben Glück gehabt, diese wegen seiner frühen Liefertermine schon in den trockenen Tagen im November geerntet. Andere Bauern haben spätere Liefertermine und Probleme, die Rüben jetzt aus den nassen Äckern zu holen. "Das ist in jedem Jahr ein Risiko und eine Gratwanderung", so Küskens. Jedenfalls müssten jetzt eigentlich die Rüben raus und mit einem Vlies vor dem möglichen Frost geschützt werden.

Frosttage werden von vielen Landwirten dringend gewünscht. Küskens erklärt, warum: Seit zwei Jahren habe es keinen richtigen Winter gegeben. Und die an besonders eisigen Tagen entstehende "Frostgare" sorge dafür, dass den Schädlingen der Lebensraum genommen wird und der Unterboden aufgelockert wird. Küskens: "Das bekommen sie mit unseren Maschinen nicht so hin, wie es sein müsste."

Einige Landwirte hatten bereits lange das Wintergetreide oder das Gras für das Tierfutter gepflanzt. Und da es viele warme Herbsttage gab, konnten zum Beispiel der Weizen und die Gerste schnell wachsen. Auch hier weist Küskens auf ein anderes Risiko hin: Kommt es jetzt zu einer Schneedecke mit vielen frostigen Tagen, besteht die Gefahr, dass das schon hoch stehende Getreide oder Gras teilweise davon erstickt wird.

Die Kartoffeln sind schon längst eingeholt. Auch auf dem Kartoffelhof Sieben in Clörath herrscht derzeit auf den Feldern absolute Ruhe. Zeit für Hans Leo Sieben und seinen Sohn, die Maschinen zu warten oder mit der intensiven Vermarktung seiner Knollenfrucht für die vielen Verbrauchermärkte und Hofläden weiterzumachen. Rund 1500 Tonnen Kartoffeln werden dort noch bei Temperaturen von etwa sechs Grad gelagert. Und der Sieben-Hof kümmert sich bereits um die nächsten Pflanzkartoffeln. Diese werden derzeit schon in kleinen Mengen in entsprechenden Kisten bei optimalem Licht vorgekeimt, ehe diese dann im Februar und März gepflanzt werden.

"Es wäre schön, wenn es vor allem im Sommer und Frühherbst mehr Regen gegeben hätte", sagt Peter Josef Coenen. Er sorgt gerade mit sogenannten Zwischenfrüchten dafür, dass die Bodenstruktur verbessert wird und wichtige Nährstoffe in den Boden kommen.

Grundsätzlich sei der viele Regen der vergangenen Tage aber nicht schädlich gewesen, sagen die Landwirte. Zumal dadurch die leeren Wasservorräte, so auch der Kommentar von Theo Heyes, in den Böden wieder aufgefüllt werden konnten. Es dürfe aber jetzt nicht mit vielen Regentagen so weiter gehen. Optimistisch bleibt für die kommenden Wochen Christian Küskens, denn: "Et kütt wie et kütt." Also derzeit kein Grund zur großen Besorgnis.

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort