Stadt Willich Lebendige Herzen für die Gemeinde

Stadt Willich · Es summt und brummt von Gesprächen in der Schiefbahner Hoffnungskirche. Zahlreiche Menschen stehen an Stehtischen zusammen, sitzen in Gruppen beieinander und unterhalten sich lebhaft. Das könnte ein normales Bild nach dem Gottesdienst sein und ist doch etwas anders, denn es ist ein erweitertes Kirchencafé in Form eines Neujahrsempfanges, zu dem die Emmaus Kirchengemeinde eingeladen hat. Die Evangelische Kirchengemeinde hat derzeit 7900 Mitglieder. "Wir haben in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich ein Prozent der Gemeindemitglieder verloren. Im Jahr 2006 waren wir noch 8700 Mitglieder", bemerkte Pfarrer Dr. Michael Haarmann.

 Bernd-Dieter Röhrscheid, Mitglied im Vorstand des Heimatvereins, sprach auf dem Neujahrsempfang über die Ökumene in Schiefbahn.

Bernd-Dieter Röhrscheid, Mitglied im Vorstand des Heimatvereins, sprach auf dem Neujahrsempfang über die Ökumene in Schiefbahn.

Foto: WOLFGANG KAISER

Verglichen mit weiteren Gemeinden aus dem Kirchenkreis liegen die Werte im Durchschnitt. Zwar verzeichnete die Gemeinde in den vergangenen vier Jahren einen Anstieg der Austritte von normal durchschnittlich 40 bis 50 auf 70 bis 90 Menschen, aber dieser Trend war im Jahr 2016 leicht rückläufig. "Es bleibt eine Herausforderung, für die Zukunft eine offene und vielfältige Gemeinde zu sein und zu bleiben", sagte Dr. Haarmann in diesem Zusammenhang.

Der Pfarrer dankte allen Gemeindemitgliedern, die sich mit einbringen und die Gemeinde so lebendig und auf Kurs halten. Für die langjährigen Presbyteriums-Mitglieder gab es außerdem ein Jubiläumsgeschenk in Form einer Jubiläumsausgabe der Luther-Bibel. Das Reformationsjahr spielte in der Neujahrsansprache eine weitere Rolle, auch wenn der Pfarrer betonte, es sei kein Lutherjahr. Luther habe, zusammen mit anderen wichtigen Personen, Impulse gegeben, aber er sei kein Held und kein Heiliger gewesen. Vieles, was er gesagt habe, gehöre ins mittelalterliche Gruselkabinett. In seinen Augen gehe es vielmehr darum, dass sich Menschen vor 500 Jahren getraut hätten, gegen Missstände und für Toleranz einzutreten. "Es ist ein Fest der Freiheit. Wir müssen nicht alle gleich sein und das ist auch gut so. Wir und das Leben sind vielfältig, das ist von Gott so gewollt", sagte Dr. Haarmann. Es stellt sich die Frage, wie mit den Unterschieden umgegangen wird und nicht, wie alles einheitlich werden kann.

In der Jahreslosung 2017 spreche Gott davon, ein neues Herz zu schenken und einen neuen Geist in die Menschen zu legen. "Wir brauchen lebendige Herzen, die sich begegnen. Das Leben ist nicht schwarz-weiß, sondern bunt. Es ist nicht gerade, sondern voller Kurven, schwieriger Strecken und auch Dunkelheit", bemerkte der Pfarrer, der in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des Friedenslichtes aus Bethlehem einging. Licht und Freude bringt auch die neue Kita am Herderweg, die Mitte Februar bezogen wird. "Wir werden dort drei statt zwei Gruppen haben und erstmals eine Nestgruppe für U2 anbieten", informierte Pfarrer Joachim Schuler, der zudem von einer grünen Kita sprach, da Geothermie und Photovoltaik zum Einsatz kommen.

Auf die Ökumene blickte indes Bernd-Dieter Röhrscheid in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Heimatvereins. Was einst in den Jahren des Nationalsozialismus von Dr. Macke ins Leben gerufen wurde und mit neun evangelischen Gläubigen in Schiefbahn startete, ist heute ein intensiver Austausch zwischen der Emmaus Kirchengemeinde und St. Katharina. "Aus dem Pflänzchen ist eine Pflanze geworden", sagte Röhrscheid. Ein Pflanze mit starkem Stamm, deren Bedeutung besonders im Reformationsjahr hervorgehoben werden sollte.

(tref)
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