Stadt Willich Markt: Pro und Contra auf der Straße

Stadt Willich · Gestern konnten Bürger im Quartiersbüro in Alt-Willich Fragen zur Bürgerbefragung stellen. Unterdessen machen Befürworter und Gegner des autofreien Marktes Stimmung - etwa mit Umrissen toter Kinder auf der Fahrbahn.

Noch bis zum 8. September läuft die Befragung, in der die Alt-Willicher mit einem Kreuz das Ja oder Nein zum autofreien Marktplatz machen können. Da es dazu, so zuletzt auf dem Wochenmarkt oder per E-Mail an Citymanagerin Christel Holter zahlreiche Fragen gab, hatten gestern im neuen Quartiersbüro an der vorderen Bahnstraße Christel Holter und der Leiter des Geschäftsbereiches Stadtplanung, Thomas Scholemann, zu einer speziellen Sprechstunde zum Thema eingeladen. Es gab Pro und Contra.

Im Vorfeld hatten Händler das Thema und Meinungsbild kräftig geschürt. Unter anderem wurden Flyer mit vielen Argumenten gegen eine Fußgängerzone verteilt. Zusätzlich hängen im Zentrum jetzt großflächige Plakate mit Bildern von Leerständen, darunter auch das ehemalige Krankenhaus, mit der provokanten Aufschrift: "Noch mehr davon? Nein zur Fußgängerzone!" Außerdem wurden Umrisse von Kindern auf die Fahrbahn am Marktplatz gemalt.

Verantwortlicher im Sinne des Presserechts war für die Plakataktion Apotheker Dr. Christian Förster, der dort die Markt-Apotheke betreibt. Er sagte gestern: "Wir werden in Willich etwa 50 Plakate aufhängen, aber mit den toten Kindern, die da auf den Asphalt gemalt worden sind, haben wir nichts tun, das Ganze darf jetzt nicht eskalieren."

Zur Sprechstunde: "Ich habe mich noch nicht entschieden, für was ich bin", sagte ein 57-jähriger Willicher. Jedenfalls müsse es bei einer Umgestaltung des Platzes zu einer wirklichen Verbesserung für die Bevölkerung kommen. Auf jeden Fall müssten dort die Poller weg, stattdessen solle es verschiedene Bereiche geben, die man mit Segmenten oder Bordsteinen vielleicht auf unterschiedlichen Höhen abgrenzen könnte.

"Ich kann beide Seiten verstehen, die Händler, die gegen einen autofreien Markt sind, und diejenigen, die dies wünschen", sagte Claudia Lemm. Sie votierte für eine Testphase und hatte die Sorge, dass einige Händler schließen müssten, wenn gar keine Autos mehr fahren. Sie blieb trotz einiger Bedenken bei ihrem Nein zum autofreien Markt, auch als Thomas Scholemann ihr erklärte, dass unter Umständen auch dann Fördermittel fließen könnten: "Der Marktplatz muss auch dann deutlich aufgewertet werden."

"Ich habe noch nicht abgestimmt, tendiere jetzt aber zum autofreien Markt", sagte einer der direkten Anwohner, KaJo Ruland (64), der seit seiner Geburt direkt neben dem Quartiersbüro wohnt. Zumal Christel Holter ihm versicherte, dass er auch bei einer Sperrung mit dem Auto zu seiner Garage fahren könnte. Ungeklärt war nicht nur für Ruland die Frage, zu welchen Kosten die Anwohner bei einer Umgestaltung herangezogen werden können. "Das hängt von Umfang und Art ab, dazu machen wir noch eine Bürger-Info, wenn die politische Entscheidung getroffen und die Details geklärt sind", sagte sie.

Aus Schiefbahn kam sogar der 73-jährige Heinz Icks mit seinem Motorrad angefahren. "Warum nur in Alt-Willich die Befragung? Bewohner der anderen Stadtteile gehen doch auch hier einkaufen", sagte er. Die kalkulierten Kosten einer kompletten Umgestaltung erschienen ihm zu hoch, zumal auch die Fördermittel Steuergelder seien. Und Icks vermisst ein Verkehrskonzept. Dies soll jetzt dem Planungsausschuss am 10. September mit dem Ergebnis der Befragung vorgestellt werden. Es ist eine sogenannte Wirkungsanlayse, die auch Aussagen über die neuen Verkehrsführungen bei einem autofreien Marktplatz enthalten soll.

(wsc)
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