Stadt Willich Marktfrauen und strenge Landsknechte

Stadt Willich · Zahlreiche Besucher fanden den Weg zum Anrath Brunnenfest, es gab ein buntes Programm für Jung und Alt. Viele hatten sich in mittelalterliche Gewänder gehüllt und feilschten um die Wette.

 Auch eine Modenschau stand gestern auf dem Programm des Anrather Bauernmarkts.

Auch eine Modenschau stand gestern auf dem Programm des Anrather Bauernmarkts.

Foto: achim hüskes

Mit seinem Bauchladen und im mittelalterlichen Gewand lief gestern beim Anrather Brunnenfest als "Magister Speculatius" Frank Telaer mit seinem Landsknecht durch die Gegend. Die Beiden erinnerten daran, dass Anrath vor 600 Jahre das Marktrecht verliehen bekam. Aber auch die Frauen des Anrather Bürgervereins mit ihrer Vorsitzenden Karla Meiendresch schritten in schönen historischen Kleidern durch die vielen Eventbereiche. Erst am gestrigen Abend ging ein sonniges, schönes Brunnenfest, das 25. seiner Art, zu Ende.

Peter Küppers, Vorsitzender des Anrather Werberinges, war gestern in bester Stimmung. "Schon bei der Musikveranstaltung am Samstagabend waren zu Spitzenzeiten etwa 1700 Besucher hier auf dem Kirchplatz, dreimal so viel als jeweils in den vergangenen Jahren", sagte er. Und gestern wurde die Zahl noch weit übertroffen, als das etwas vorgezogene Brunnenfest auf den Straßen und Plätzen so richtig losging. Anrath verwandelte sich in einen großen Markt, auch in den Nachbarstraßen des Zentrums wurde gefeilscht und gehandelt.

Auch einige Geschäftsinhaber, so ein Hörgeräteakustiker, schickten ihre Mitarbeiter als mittelalterliche Marktfrauen verkleidet durch die Gegend. Die beiden Herren aus den früheren Jahrhunderten, Magister und Landsknecht, überreichten Willlichs Bürgermeister Josef Heyes zu Beginn der Feierlichkeiten noch einmal die Urkunde von Kaiser Sigismund, die ab 1414 den Jahr- und Wochenmarkt erlaubte. Darin stand in alter Schrift unter anderem, dass fortan Fleischer, Brotbäcker Weber, Töpfer, Kesselflicker, Pastetenbäcker, Weber oder Bierbauer ihre Waren feilbieten konnten, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen.

Draußen wie drinnen (gestern war in Anrath verkaufsoffener Sonntag) wurden zuhauf in fester oder flüssiger Form Schnäppchen und Angebote gemacht. So zum Beispiel bei Birgit Feld. Ihre Mutter, Käthe Schuffelen, hatte vor 75 Jahren das Miederwarengeschäft an der Jakob-Krebs-Straße eröffnet. Auf dem Kirchplatz stand die Festbühne, auf der das Duo "You & Me" und danach die Coverband "Hands up" am Samstag anfingen. Gestern stellten sich dort Vereine, Chöre oder Fitness-Studios vor. Es gab dort auch einen Laufsteg. Erfurter Models, darunter Laura, Sophie, David oder Phil, zeigten die aktuellste Bade-, Damen- und Herrenmode; auch in den Dessous machten die Damen einen glänzenden Eindruck. Die Mode und die Accessoires hatten die Anrather Fachfirmen zur Verfügung gestellt.

Apropos glänzend: zu einem Korso in der Innenstadt versammelten sich Liebhaber von Oldtimern und Traktoren. Ihre Vehikel waren aufpoliert und selten. Wie die "Rennziege" des Anrathers Theo Ohligs, ein weißer Lotus Super Seven. Einen schwarzen Ford T (Baujahr 1926) hatte der St. Töniser Michael Velling mitgebracht. "Diesen Wagentyp haben in ihren Filmen Oliver Hardy und Stand Laurel als Dick und Doof immer gefahren", erklärte er. Viele Händler luden die Kinder vor ihren Geschäften zu verschiedenen Spielen oder auch zu einer Stadtrallye ein. "Wir wissen jetzt sogar, wann das Anrather Rathaus gebaut worden ist, nämlich 1906", sagten ganz stolz die zwölfjährigen Zwillinge Tim und Jan Schäfer. Unter anderem stellte sich der Tennisclub vor und gab es auf dem Allee-Schulhof und auf viel Sand ein Handball-Turnier des Anrather Turnvereins. Und dann gab es da noch die vielen anderen Angebote . . .

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort