Stadt Willich Marshmallow-Eis für alle

Stadt Willich · Zum ersten Mal trat das Theater "Demenzionen" im Kreis Viersen auf. Im DRK Seniorenhaus Moosheide zeigten sie eines ihrer Stücke für Menschen mit Demenz.

 Beim Auftritt von "Demenzionen" im DRK-Seniorenhaus wurden Erinnerungen an Italien-Reisen in den 1950er Jahren heraufbeschworen.

Beim Auftritt von "Demenzionen" im DRK-Seniorenhaus wurden Erinnerungen an Italien-Reisen in den 1950er Jahren heraufbeschworen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Ursula Gläser in ihrem roten, mit weißen Punkten versehenem Trägerkleid, unter dem der Petticoat hervorblitzt, löst so manches Lächeln bei den Zuschauern aus, kaum, dass sie auf den Stühlen im Mehrzweckraum des DRK Seniorenheimes Moosheide Platz genommen haben. Die Erinnerung, ein solches Kleid auch einmal getragen zu haben, kommt bei der ein oder anderen Besucherin wieder hoch. Das gilt auch für das alte Radio, das auf dem Beistelltischen neben dem Holztisch sowie seinen beiden, an die 50er Jahre erinnernden Stühlen und dem Bänkchen steht. Der Blümchenhintergrund der Bühne tut das übrige dazu, die 1950er Jahre ein stückweit wieder aufleben zu lassen.

Erinnerungen wecken und damit ein Stück Teilhabe herstellen, das ist auch das Anliegen vom Theater "Demenzionen". Das von der Theaterpädagogin Jessica Höhn vor vier Jahren ins Leben gerufene Projekt richtet sich mit seinen Aufführungen an Hochaltrige und Menschen mit Demenz. "Es gibt Theaterstücke, deren Inhalt sich um die Demenz dreht. Es gibt Theatergruppen, bei denen mit dementiel erkrankten Menschen gearbeitet wird, aber es bestehen kaum Ensembles, die Stücke auf die Bühne bringen, die genau die Menschen ansprechen, die dement sind. Wir machen dies und zwar mit insgesamt fünf von mir entwickelten Stücken", informiert Höhn. Die Kölnerin und ihre Schauspieler reisen dabei durch ganz Nordrhein-Westfalen und besuchen Seniorenheime und Geriatrien, in denen sie spielen.

"Durch unsere gute Netzwerkarbeit sind wir auf das Projekt gestoßen", berichtet die Seniorenbeauftragte der Stadt Willich, Bärbel Blomen. Eva Abels von der DRK-Begegnungsstätte kannte das Angebot und regte an, es nach Willich zu holen. Dabei gelang es, alle drei Senioreneinrichtungen in Willich sowie die DRK Tagespflege unter einen Hut zu bekommen. Innerhalb von drei aufeinanderfolgenden Tagen ist "Demenzionen" in allen vier Häusern zu Gast. Mit auf den Zug aufgesprungen ist zudem die Niederkrüchtener Einrichtung St. Laurentius Elmpt. Sie hatte erfahren, dass die Theatergruppe erstmalig den Kreis Viersen bereist.

Auf der Bühne ist das Stück "Eine Reise in den Süden" indes in vollem Gang. Gläser spielt Mutter Lisbeth, die zusammen mit Ehemann Theo (Joachim Frank) und Tochter Hilde (Bärbel Alberding) in den Erinnerungen eines Italienurlaubs in den 50er Jahren schwelgt. Das Fotoalbum ruft so manchen Moment wach. Die Autofahrt mit der quengeligen Tochter, bei der Lieder wie "Oh, du lieber Augustin" und "Das Wandern ist des Müllers Lust" gesungen werden, lässt so manchen Besucher einstimmen. Und genau das ist auch gewünscht. Es ist ein interaktives Theaterstück, bei dem die Senioren miteingebunden werden. So gibt es beim Picknick Kekse für alle und als am Strand der Adria der Wasserball fliegt ist vorher eincremen angesagt, wobei die Sonnenmilch einmal die Runde bei den Zuschauern macht und jeder, der möchte, an der Tube schnuppern kann. Beim Besuch des Eismannes (Martin Beck) reicht der nicht den Schauspielern ein Eis, sondern alle Besucher bekommen ebenfalls eins. Wobei es sich um kleine Waffeleistüten mit einer Marshmallow-Eiskugel handelt. Eins steht fest: Das Ziel von "Demenzionen". Lebendigkeit und Unterhaltung zu Menschen mit und ohne Demenz zu bringen, ist bestens aufgegangen.

(tref)
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