Stadt Kempen Max Reger und seine Schüler

Stadt Kempen · Roland Uhl, Organist auf der Bodensee-Insel Reichenau, konzertierte in der Propsteikirche.

 Die im September 1979 eingeweihte Orgel in der Kempener Propsteikirche aus der Lindauer Werkstatt des Orgelbauers Winfried Albiez.

Die im September 1979 eingeweihte Orgel in der Kempener Propsteikirche aus der Lindauer Werkstatt des Orgelbauers Winfried Albiez.

Foto: WOLFGANG KAISER

1899, im Alter von 26 Jahren, schrieb Max Reger, dessen 100. Todestags in diesem Jahr gedacht wird, seine dreisätzige Sonate fis-moll op. 33 für Orgel. Es ist das erste Werk, in dem harmonisch, rhythmisch, kontrapunktisch, dynamisch und im Reichtum des Klangbilds die Regersche Kompositionskunst für die Orgel voll ausgebildet ist. Der vollgriffige Satz mit oktaviertem Pedal charakterisiert schon die Einleitung zum Kopfsatz ('Fantasie'). Die Spielbarkeit ist heute eher noch schwieriger, wenn die zu Regers Zeiten existierende spätromantische Orgel mit ihren zahlreichen Grundstimmen und Spielhilfen nicht zur Verfügung steht. Und die im raschen Tempo zu bewältigenden oktavierten Triolenketten zum Beispiel fordern technisch alles. In einer großen Steigerungswelle wird schon in Takt 37 das volle Werk erreicht, es folgt ein rasches Decrescendo, bis die Anfangstakte verkürzt wiederholt werden. Reger nutzt alle Möglichkeiten der hochtechnisierten Orgel seiner Zeit.

Keine geringe Aufgabe also, die sich Roland Uhl, Organist der drei romanischen Kirchen auf der Insel Reichenau im Bodensee, für sein Konzert in der Kempener Propsteikirche gestellt hatte. Den vollgriffigen Satz mit Triolen im Doppelpedal zum Ende der 'Fantasie' hin bewältigte er tadellos. Für das 'Intermezzo' fand er ausgewogene Registrierungen in stets durchsichtigem Spiel.

Die abschließende 'Passacaglia' mit dem sechsundzwanzig Mal auftretenden achttaktigen Thema fordert vom Spieler den nötigen langen Atem und für die rhythmisch kniffligen Figuren im Manual (Takt 32 ff.) exzellente Fingerfertigkeit. Auch die großen Steigerungen mit den rasenden Läufen (Takt 104 ff.) brachten Uhl nie in Verlegenheit. Aus der Pianissimo-Atempause (T. 151 ff.) entwickelt sich der triumphale Schluss (T. 183 ff.), der für den Gast vom Bodensee noch einmal zur Demonstration seines großen Könnens wurde. Die Umsetzung von Regers Registriervorschriften auf die moderne Orgel gelang in allen drei Sätzen ohne Tadel.

1905 wurde Reger Dozent für Kontrapunkt, Orgel und Komposition an der Königlichen Musikakademie in München. Zwei Jahr später wechselte er als Universitätsmusikdirektor und als Dozent für Komposition zum Konservatorium in Leipzig. Kompositionen von drei seiner damaligen Schüler bildeten den ersten Teil von Uhls Konzert. Von Hermann Grabner (1886-1969) war Präludium und Fuge es-moll op.19 (1938) in relativ strenger Machart zu hören. Es folgten 'Acht Charakterstücke' op. 15 (1907) von Joseph Haas (1879-1960), eingängige Musik, gesanglich bis munter mit einer lebhaften Toccata als Ausklang. Der dritte im Bunde war Fritz Lubrich (1888-1971) mit 'Drei Stimmungsbildern' op. 24 (1912) mit hübscher Chromatik und Einbeziehung von Volksliedern - insgesamt ein trefflicher Einblick in das, was das Vorbild Reger bei seinen Schülern bewirkte in der Aufnahme und Verarbeitung musikalischer Elemente aus des Meisters Schaffen, ohne dass sie seine Höhe erreichten

(WFK)
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