Willich Milch mit Gülle als Dünger

Willich · Die Willicher CDU hat sich öffentlichkeitswirksam hinter die streikenden Milchbauern gestellt. Auf dem Berderhof von Georg Heyes lud die Junge Union zum Besuchstermin. Milch fließt dort auf die Felder.

Schiefbahn (RP) "Grauenhaft" fühlt sich Georg Heyes, wenn er die täglich rund 840 Liter Milch entsorgt, die er wegen des Streiks seit Tagen nicht mehr an die Molkerei abgibt. Der Landwirt sieht sich gezwungen, das Lebensmittel mit Gülle vermischt auf seinen Äckern hinter der Schiefbahner Realschule zu vergießen. Und das ist für ihn nur schwer zu ertragen.

Während SPD und Grüne das Thema Milchstreik gestern im Landtag auf die Tagesordnung brachten, erklärten sich in Willich viele CDU-Mitglieder mit den streikenden Bauern solidarisch — und machten Käufer bei Aldi in Schiefbahn auf die Interessen der Bauern aufmerksam. Ein ungewöhnlicher Vorgang, da man die Konservativen sonst eher selten an der Seite von Streikenden findet, die auch schon mal Werkstore blockieren.

Preis niedriger als Kosten

"In der Region sind Existenzen bedroht. Das betrifft uns letztlich alle", betont Christian Pakusch, Willicher Vorsitzender der Jungen Union, der ein Pressegespräch im Berderhof moderierte. Einen "fairen Preis", der ein paar Cent über den Produktionskosten liege, müssten die Bauern bekommen. Heyes' Kosten liegen bei 35 bis 36 Cent pro Liter Milch wie der Landwirt angibt. Verkaufen könne er die Milch zurzeit für 35 Cent. Die Milchviehhalter fordern daher 43.

"Die Spritpreise erreichen immer neue Rekorde und werden bezahlt. Und hier geht es um ein Lebensmittel. Man sollte doch viel mehr auf die Ernährung achten als auf das Auto", sagte CDU-Sprecher Guido Goertz. Peter Joppen, Landwirt aus Vorst, warnte davor, ständig Milch und Milchprodukte als künstlich billiges Lockangebot in den Supermärkten zu verwenden. Michael Glücks vom Bund Deutscher Milchviehhalter rief zum Durchhalten auf. Er rechnet darauf, dass es schon am Freitag deutliche Fortschritte in den Verhandlungen gibt. Heyes betonte, dass die Bauern mit dem Streik keinesfalls die Verbraucher schädigen wollten.

Bei dem Pressetermin wurde allerdings auch deutlich, dass die Milchbauern-Funktionäre die Flexibilität des Handels unterschätzt haben. Denn der von den Streikenden erhoffte Milch-Engpass in den Supermarkt-Regalen blieb hier weitgehend aus. Die Handelskonzerne versorgen sich lieber zu erhöhten Preisen im Ausland mit dem Lebensmittel. "Wir dachten, nach zwei Tagen sind die Regale leer. Das war wohl eine Fehleinschätzung", gab Joppen zu. In der Schiefbahner Aldi-Filiale versuchte die Junge Union durchs Aufkaufen der Milchvorräte schon mal für eine fühlbare Verknappung zu sorgen. Diese Milch wurde übrigens nicht weggeschüttet, sondern ging hinterher an die Willicher Tafel. Frage des Tages

Mehr Infos unter: www.rp-online.de/kempen

(RP)
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