Stadt Kempen Mit phänomenaler Harmonie

Stadt Kempen · Constanze Friend und Thomas Fellow gastierten in der Paterskirche.

Kaum war die letzte Note von Nancy Vieira in der Paterskirche verklungen, erhob sich dort bereits die nächste große Frauenstimme. Im Rahmen der Muziekbiennale Niederrhein gastierte Constanze Friend mit ihrem Partner, dem Gitarristen Thomas Fellow. Sie 25 Jahren sind sie als "Friend'n Fellow" unterwegs und können neben dem weltweit bekannten, ähnlich angelegten Duo Tuck & Patti aus den USA ohne weiteres bestehen.

Die Alt-Stimme der Constanze Friend zu beschreiben, ist allein schon eine Aufgabe. Sie arbeitet überdurchschnittlich intensiv mit ihrer Bauchstimme, sodass das Klangbild häufig noch tiefer wirkt, als die objektive Note. Der Farbenreichtum, auf den sie dabei zurückgreifen kann, ist verschwenderisch. Und so gelang es ihr auch scheinbar mühelos, Anklänge an große Kolleginnen so in ihren eigenen Vokalstil zu integrieren, dass sie wiedererkennbar blieben und doch nie nachgeahmt wirkten. Man durfte sich zwar an Odetta, Miriam Makeba, Nina Simone, Annisette Koppel, Julie Driscoll, Joan Armatrading, Tracy Chapman und nicht zuletzt an Ella Fitzgerald, die Kaiserin des Scat-Gesangs, erinnert fühlen, doch Friend hat vor allem das, was jede einzelne dieser Sängerinnen auch hat(te), nämlich eine unverkennbare, persönliche Phrasierung, und das macht sie zu einer wirklich großen Sängerin.

So wurde zum Beispiel "My Baby Just Cares For Me" ihr ganz eigener Song, gleichwertig neben dem Original der großen Simone. Fast noch besser als die Vorlage gelang ihr Joni Mitchells Ode "A Case Of You" an Leonard Cohen. Und Gershwins "Summertime" mit einer iberisch anmutenden Midtempo-Rhythmik zu unterlegen, erwies sich ebenfalls als glänzende Idee. Lediglich der Versuch, Johnny Cashs "Ring Of Fire" auf Uptempo zu beschleunigen, ging auf der vokalen Schiene schief. Diesen Titel hätte der famose Thomas Fellow lieber allein auf seiner - ab und an elektrisch verstärkten - nylonsaitigen Akustik-Gitarre gespielt, so wie er auch eine beeindruckende Reise durch die stilistischen Gebiete, die er beherrscht, mit unterschiedlichsten Zupf- und Anschlagtechniken und überbordender rhythmischer Vielfalt rein instrumental vortrug. Vor allem aber haben die beiden in den Jahren ihrer musikalischer Partnerschaft eine phänomenale Harmonie miteinander erreicht.

Schließlich wusste das Paar wusste auch mit eigenen Songs zu begeistern. Besonders "Train Of Tears" in bester US-folkloristischer Tradition und das a capella gesungene "Grandma's Hands", den großen, rauen und liebevollen Händen ihrer Großmutter gewidmet, ragten heraus. So wurde es ein Konzert erster Sahne, das nicht ohne Zugabe enden durfte.

Constanze Friend und Thonas Fellow studierten beide in Weimar, sie modernen Gesang, er zunächst klassische Gitarre. Sie sang in verschiedenen Formationen und begeisterte u.a. bereits James Brown. Er leitet inzwischen als Professor die Ausbildung im Fach Gitarre/ Worldmusic an der Hochschule in Dresden.

(RP)
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