Gemeinde Grefrath Monumentale Klangsäulen

Gemeinde Grefrath · Das Bach Ensemble Niederrhein trat in der Grefrather Laurentiuskirche auf. Im Programm ging es um das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Normalerweise beginnt ein Chorkonzert mit Gesang. Nicht so das des Bach Ensembles Niederrhein am Volkstrauertag. Vor erfreulich vielen Besuchern wurde in der Grefrather St.-Laurentius-Kirche erst einmal gesprochen, gepfiffen und gezischt. Das allerdings hatte seinen guten Grund.

Unter dem Titel "70 Jahre Ende II. Weltkrieg" hatte Chorleiter Uwe Schulze nämlich ein Programm zusammengestellt, das Trauermusik aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen zusammenbrachte. Das war sehr gut überlegt. Es fehlte weder die vorklassische Musik (Samuel Scheidt und Heinrich Schütz), noch der französische Impressionismus, noch die Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Und mit der begann das beeindruckende Konzert, mit "Once upon a time" von John Cage.

Dem fehlte es ja nie an originellen Einfällen. Mit rhythmischem Sprechen und Vokalklängen aller Art gab er einem Gedicht von Gertrude Stein einen ganz eigenwilligen Ausdruck. Ein anderer, auf andere Art sehr individueller Komponist stand mit Igor Stravinskij auf dem Programm. Mit tadelloser Intonation wurde sein eindringlich strenges "Pater noster" vorgetragen. Eine noch andere Stilrichtung des 20. Jahrhunderts kam mit Kurt Weill zum Vortrag. Mit Foxtrott- und Tango-Rhythmen konnte der auch sehr ernste Themen musikalisch unterstreichen, beispielsweise in Bert Brechts "Und was bekam des Soldaten Weib". Zu monumentalen Klangsäulen ließ sich der Norweger Knut Nystedt von einem Bach-Choral anregen. Sofern der Chor nicht (sehr sicher) a cappella sang, wurde er im ersten Teil von Alfred Pollmann am Klavier und auf der Orgel zuverlässig begleitet. In solistischen Beiträgen überraschte Pollmann - beispielsweise in Kompositionen von Satie - mit schnarrenden Bassklängen und anderen ungewohnten Register-Kombinationen.

Der zweite Teil des Konzerts bot eine tadellose Wiedergabe des Requiems von Gabriel Fauré. Jetzt kam mit der Sinfonietta Niederrhein noch ein kleines, gut harmonierendes Orchester hinzu. Als stimmkräftige, ausdrucksstarke Sopranistin gefiel Stefanie Kunschke, die auch schon mit Kurt Weills "Es regnet" solistisch in Erscheinung getreten war. Als männlicher Gesangssolist überzeugte Bariton Gregor Finke.

Chor- und Gesamtleiter Uwe Schulze hatte ein sehr interessantes Programm konzipiert und, wie gewohnt, seinen Chor sowie die gesamte Aufführung präzise einstudiert. So wurde es auch von den zahlreichen Zuhörern empfunden, die die Leistungen mit lang anhaltendem Beifall anerkannten.

(RP)
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