Stadt Kempen Morgen dreht sich alles um Thomas

Stadt Kempen · Die Stadt Kempen gedenkt alljährlich am Todestag ihres größten Sohnes. Im Archiv finden sich so manche Schätzchen und exotische Übersetzungen. Es ist morgen von 12 bis 14 Uhr geöffnet.

 Angela Janssen und Dr. Ulrike Bodemann-Kornhaas präsentieren im Thomas-Archiv eines der zahlreichen Ausstellungsstücke.

Angela Janssen und Dr. Ulrike Bodemann-Kornhaas präsentieren im Thomas-Archiv eines der zahlreichen Ausstellungsstücke.

Foto: wolfgang kaiser

Morgen wird in Kempen der Thomas-Tag begangen, traditionell am Sonntag nach dem Todestag von Thomas Hemerken, besser als Thomas à Kempis, bekannt. Er starb am 25. Juli 1471 im holländischen Kloster St. Agnetenberg. Der Tag wird stets vom Thomas-Verein organisiert. Er ist aber auch ein guter Anlass, einmal wieder einen Blick in das Thomas-Archiv im Kulturforum Franziskanerkloster zu werfen. Hier haben die Thomas-Stiftung Heinrich und Christine Kiefer, die Pfarre St. Mariä Geburt und die Stadt ihre Bestände zu Thomas' Leben und Werk zusammengetragen. Ebenfalls beteiligt ist die Abtei Mariendonk. Angela Janssen von der Thomas-Stiftung und Archivarin Dr. Ulrike Bodemann-Kornhaas schwärmen fast von ihren Schätzen, die sie dort in vielen großen Stahlschränken verwahren. Wichtig ist beiden aber auch, dass sie ihren Schatz gerne mit anderen teilen. Jeden Donnerstag ist das Archiv zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet und Bodemann-Kornhaas zeigt die gesammelten Bücher und erläutert ihren Hintergrund. Ein Angebot, dass immer wieder von Museumsbesuchern gerne in Anspruch genommen wird, wie sie erzählt.

Im Archiv geht es weder verstaubt noch rein wissenschaftlich zu. Vielmehr dürfen die Besucher in die Sammlung hineinschauen, sie auch selbst in die Hand nehmen. Das ist sowohl Janssen als auch Bodemann-Kornhaas wichtig. Das Werk von Thomas von Kempen mit Leben zu erfüllen, auch noch 544 Jahre nach seinem Tod, ist ihnen wichtig. Laut Internetseite verfügt das Archiv über rund 2000 historische Druckausgaben von Thomas' Werken und Literatur über ihn. Aber es werden auch moderne, manchmal reichlich exotische Ausgaben, gesammelt. Gerade erst brachte ein Besucher eine rumänische und eine neugriechische Ausgabe aus dem Urlaub mit. Es finden sich aber auch rätoromanische Übersetzungen aus der Schweiz, eine kreolische Ausgabe aus Curacao. Intensiv hat Bodemann-Kornhaas geforscht, in welchen Sprachen es Übersetzungen gibt. Und da erstaunt sie den Besucher schon wieder. Bereits ins Jahr 1596 datiert eine japanische Übersetzung. In Armenien ist eine 1674 erschienen, aber auch erst vor relativ kurzer Zeit im Jahr 1996. Es gibt polnische Übersetzungen von 1545, türkische von 1663, außerdem diverse Übersetzungen in indische Dialekte. Es werden wohl Missionare, allen voran die Jesuiten, gewesen sein, die die Übersetzungen in viele Länder gebracht haben. Auch auf dem afrikanischen Kontinent ist das Buch vertreten. Es gibt eine Ausgabe im südafrikanischen Afrikaans, aber auch in der Bantu-Sprache der Xhosa. Selbst eine persische Übersetzung erschien 2004. Darüber hinaus gibt es ein Mikrofilmarchiv mit mittelalterlichen Handschriften der Werke.

Damit ist man dann auch noch direkt bei einem großen Wunsch der Archivarin. Eine Inkunabel, also eine mittelalterliche Handschrift, der "De Imitatione Christi", der "Nachfolge Christi" für das Archiv zu erwerben. Jüngst gab es eine Ausgabe eines bayrischen Klosters. Aber für das Thomas-Archiv wäre aufgrund des regionalen Bezugs eine Ausgabe aus den hiesigen Breiten sinnvoller. Allerdings muss man da bei der Anschaffung mit einem fünfstelligen Betrag rechnen, sagt die Archivarin. Das Archiv will auch gepflegt werden. Unterstützung gibt es dazu von der Stadt mit Überlassung der Räume als auch bei der Betreuung des Computersystems. Außerdem können Bürger, Vereine oder Firmen eine Buchpatenschaft zur Restaurierung der alten Ausgaben übernehmen.

Morgen ist das Archiv anlässlich des Thomas-Tages von 12 bis 14 Uhr geöffnet.

(RP)
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