Stadt Willich Nässe dringt in die Wohnungen

Stadt Willich · Das Haus Goethestraße 64 in Willich ist in einem desolaten Zustand. Bewohner versuchen seit Jahren, den Verwalter zu erreichen, doch ohne Erfolg. Nun wurde ein Zwangsverwalter eingesetzt.

 Ahmet Özkaya zeigt den Sperrmüllhaufen vor dem Haus an der Goethestraße 64. Im Inneren des Hauses sieht es nicht viel besser aus. Dort kriecht Wasser die Wände hoch, Leitungen sind undicht.

Ahmet Özkaya zeigt den Sperrmüllhaufen vor dem Haus an der Goethestraße 64. Im Inneren des Hauses sieht es nicht viel besser aus. Dort kriecht Wasser die Wände hoch, Leitungen sind undicht.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Ich bin sprachlos, schäme mich schon fast, hier zu wohnen, und fühle mich von den Behörden überhaupt nicht geschützt", sagt Ahmet Özkaya. Der 40-jährige Gebäudereiniger, der seit vielen Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit hat, wohnt seit 1997 in einem der Hochhäuser an der Goethestraße in Willich. Dort, an der Goethestraße 64, gibt es auf acht Etagen insgesamt 64 Wohnungen. Viele haben erhebliche Mängel. Unter anderem dringt Wasser ein, langsam klettert die Nässe die Wände in den unteren Etagen hoch, und wegen durchrosteter Wasserrohre prasselt das Regenwasser auf die Balkone. Seit einigen Jahren ist teilweise die Klingelanlage defekt. "Keiner kümmert sich, wir kommen seit vielen Jahren auch nicht an den Verwalter heran", klagt Özkaya.

Dabei gehört Özkaya zu den wenigen, die dort selbst Eigentum haben. "Ich habe vor 18 Jahren die rund 70 Quadratmeter große Wohnung für 135.000 Mark gekauft", sagt der Willicher, dessen Ehefrau Meryem im April Nachwuchs erwartet. Der Eigentümer zeigt seine Wohnung im Erdgeschoss, an einigen Wänden haben sich unter dem Putz kleine Blasen gebildet. Den Grund findet man im Keller: Dort stehen teilweise zentimeterhohe Wasserlachen, gibt es offenbar Leckagen in einem Zuleitungsrohr. Einige der holzvertäfelten Kellerwände sind triefnass. Was Özkaya vermutet: "Der Eigentümer der Mietwohnungen will uns hier raushaben." So habe man ihm vor Jahren schon einmal das Angebot gemacht, seine Wohnung zurückzukaufen - für etwa 10.000 Euro.

Özkaya zeigt einen dicken Ordner mit zahlreichen Briefen an verschiedene Verwalter und Gesellschaften. Große Reaktionen erfolgten nicht. "Oft haben die Verwalter gewechselt, so waren Gesellschaften nur kurze Zeit tätig, wurden dann, als die Proteste und Forderungen auch vieler Mieter zunahmen, neue Gesellschaften gegründet, und das ist bis zum heutigen Tage so geblieben." So seien beispielsweise in den Jahren 1997 bis 2003 für Gemeinschaftsaufwendungen (unter anderem für Aufzug, Flurbeleuchtung oder Dachreparaturen) Sonderumlagen an den damaligen Verwalter gezahlt worden, die aber nicht für die notwendigen Instandsetzungen eingesetzt wurden. "Die haben nur abgesahnt und nichts getan", klagt Özkaya. Dies bestätigt auch seine Nachbarin Gisela Jungbluth. Dies betreffe auch die Nebenkosten. Seit 2007 würden diese direkt an die Stadtwerke gezahlt. Jahresabrechnungen früherer Jahre haben sowohl Özkaya als auch Jungbluth nie zu Gesicht bekommen.

Ein anderer Mieter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, zeigt einen Beschluss des Amtsgerichtes Krefeld vom 14. August 2015. Danach hat das Gericht mit dem Düsseldorfer Rechtsanwalt Jan Swieca einen Zwangsverwalter eingesetzt, der auch Forderungen der Stadtwerke Willich aus früheren Versorgungslieferungen von über 20.000 Euro einfordern soll. Ein Vertreter des krankheitsbedingt nicht anwesenden Anwalts sagt: "Da es sich um eine Zwangsvollstreckung handelt, dürfen wir Informationen nur an Beteiligte des Verfahrens herausgeben."

Nicht nur drinnen gibt das Hochhaus eine größtenteils schlechte Visitenkarte ab. Draußen direkt daneben hat sich seit Jahren ein riesiger Berg von Sperrmüll angesammelt. Auf mehr als hundert Quadratmetern stapelt sich dort alles, was direkte Bewohner, aber auch andere nicht mehr gebrauchen können -von Bettrahmen über Matratzen bis zu vermoderten Schränken oder Regalen. Und nahezu täglich wächst dieser Berg.

"Uns ist das Problem bekannt, wir sind an der Sache dran, werden uns jetzt erst einmal an den Zwangsverwalter wenden", sagt dazu Hubert Zischewski vom Ordnungsamt. Eine Möglichkeit sei, nach einer ergebnislosen schriftlichen Aufforderung die Sperrmüllabfuhr selbst durchzuführen und sich dann die Kosten vom Eigentümer der Mietwohnungen und den einzelnen Eigentümern erstatten zu lassen. Wer jetzt Eigentümer der etwa 50 Mietwohnungen ist, weiß Zischewski auch nicht. Er will jetzt mit Jan Swieca oder dem Vollstreckungsgericht Kontakt aufnehmen.

(wsc)
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