Stadt Willich Notunterkunft ist Thema Nummer eins

Stadt Willich · Die RP hat sich in Alt-Willich umgehört, wie die Menschen über das geplante Asylbewerberheim denken.

 Demnächst könnten im ehemaligen Katharinen-Hospital mehr als 200 Asylbewerber untergebracht werden.

Demnächst könnten im ehemaligen Katharinen-Hospital mehr als 200 Asylbewerber untergebracht werden.

Foto: KN

Gestern war im Schatten der Pfarrkirche St. Katharina in Willich Wochenmarkt. Inmitten der Händler stellten sich dabei vor dem neuen Quartiersbüro auf der vorderen Bahnstraße Martin Patzer und Jeannette Weber vor. Sie sammelten Ideen, wie man den Ortskern attraktiver gestalten könnte. "Aber doch nicht durch bis zu 200 Asylbewerber, die bald zu erwarten sind", sagte spontan ein 61-Jähriger. Zur Absicht des Trägers des alten Krankenhauses und der Bezirksregierung, aus dem Hospital ein Asylbewerber-Heim zu machen, startete die RP gestern eine kleine Umfrage.

Die meisten Befragten sagten, dass die Menschen aus fremden Krisenländern selbstverständlich menschenwürdig untergebracht werden müssen. Gleichwohl gab es für das neuerliche Vorgehen der St.-Augustinus-Kliniken in Neuss, die im Vorfeld die Stadt nicht über die Pläne informiert, geschweige denn sie beteiligt hatte, viel und deutliche Kritik.

"Die Augustinerinnen wollen erneut der Stadt etwas überstülpen, die Art und Weise ist ein Unding", sagte Hans Stocks. Ihm sei klar gewesen, dass es so weit kommen musste. Auch der 72-Jährige sagte, dass die Asylbewerber ein Dach über dem Kopf bräuchten. "Hoffentlich geht das Zusammenleben der Menschen ruhig ab, und hoffentlich kommt es nicht im Umfeld zu Randale und zu Ausschreitungen", meinte Stocks weiter. Auch vor dem Hintergrund, dass die Polizei ihr Personal auch in Willich verringern wolle.

"Wäre die katholische Kirche Eigentümer des Krankenhauses geblieben, wäre es zu dieser Entwicklung niemals gekommen", sagte Helmut Goedhart (71), der sich wie Fritz Schaarschmidt und Horst Buchholz ebenfalls kritisch zu der geplanten konzentrierten Aufnahme äußerte. Der Kommentar der 46-jährigen Ute Martin: "Es ist nicht gut, dass dann zentral bis zu 200 Menschen unter einem Dach leben." Das Krankenhaus sollte weiter für die Gesundheit da sein, für ein Ärztehaus, aber nicht für ein Auffanglager. Ihre Schwester Beate hat Verständnis dafür, dass man den in Not geratenen Menschen helfen müsse; die Vorgehensweise des Trägers bezeichnete sie aber als eine "Unverschämtheit".

"Es wäre gut, wenn dort möglichst viele Familien untergebracht würden, da sicherlich von einigen alleinstehenden männlichen Asylbewerbern ein Konfliktpotenzial ausgehen könnte", war der Wunsch einer 65-jährigen Schiefbahnerin. Jedenfalls war dies bei vielen Marktbesuchern gestern im Zentrum von Alt-Willich das Thema Nummer eins.

So auch bei Hans und Rosemarie Nielbock. Für den 71-jährigen Hans Nielbock stehen beim Träger bei einer eventuellen Vermietung des Krankenhaustraktes für diesen Zweck einmal nur wirtschaftliche Interessen "und keine Nächstenliebe" im Vordergrund. Er hoffe nicht, dass - wie in anderen Städten vorgekommen - das direkte Umfeld verschandelt werde. Andere Befragte sprachen übereinstimmend dort von einer viel besseren Unterbringung als in einer Zeltstadt in Duisburg.

Auch in Facebook wurde und wird das Thema kontrovers diskutiert. Hier nur einige Kommentare: "Die neue Nutzung sollte man auf ein Krankenhaus beschränken", "Aber es gibt ja genügend kranke Asylbewerber ...", "Willich erstickt dann im Müll", "Die Nutzung ist für einen ganz anderen Zweck genehmigt worden, man kann aus einem Privathaus auch keinen Supermarkt machen" oder "Wieso hat die Stadt erneut das Heft aus der Hand gegeben, die hat das doch nie in Händen gehabt...?!" Einige sagten aber auch dort, dass ein ausgedientes Krankenhaus viel besser sei als eine Zeltstadt.

(RP)
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