Stadt Kempen Orgelvirtuose von Rang in der Propsteikirche

Stadt Kempen · Interessant, wenn auch anders als zuerst vorgesehen, gelang der Start in die neue Orgelsaison. Jürgen Sonnentheil, Kirchenmusiker an St. Petri in Cuxhaven und künstlerischer Leiter der "Bach-Festbiennale", wollte ursprünglich eine Orgelfassung der gesamten Goldbergvariationen von Johann Sebastian Bach vortragen. Da wären spannende Vergleiche möglich geworden. Noch im Januar war dieses Werk in Kempen auf dem Klavier zu hören (Alexandre Tharaud) und im April vom Trio Zimmermann in einer Fassung für Streichtrio. Nun, ein abwechslungsreiches Programm war trotz der Änderung zu hören, zumal die Goldberg-Variationen nicht ganz unberücksichtigt blieben. Jürgen Sonnentheil spielte in der Propsteikirche einen Auszug aus dieser mitreißenden Komposition und kombinierte ihn mit Werken wenig bekannter, durchaus aber hörenswerter Komponisten.

Einer von ihnen war der aus Westfalen stammende Deutsch-Amerikaner Wilhelm Middelschulte, von dem auch die Orgelfassung der Goldberg-Variationen stammte. Seine Bearbeitung ging nicht ganz eins zu eins vor; er erlaubte sich einige individuelle Freiheiten. Der Cuxhavener Organist unterstützte durch geschickte Registrierung die verschiedenen Charaktere der Variationen.

Von Middelschulte stammten auch drei Sätze aus einem Konzert für Orgel über ein Thema von Bach. Die erfordern eine immense technische Beherrschung des Instruments, vor allem die beiden Sätze für Pedal Solo. Sonnentheil blieb nichts schuldig. Er imponierte, nicht nur in dieser Komposition, als Orgelvirtuose von Rang. Bestechend war auch seine rhythmische Exaktheit, in schnellen wie in langsamen Sätzen. Ein Maximum an Virtuosität verlangt auch die Französin Jeanne Demessieux. Für die Geschicklichkeit der Füße, soll Messiaen einmal geäußert haben, verlange sie soviel wie Chopin für die der Hände. Sonnentheil bewies in der Etüde "Pointes" eine bewundernswerte Souveränität.

Eine heitere Note steuerten die "Tangos ecclesiásticos" des 1942 geborenen Schweizers Guy Bovet bei, der übrigens selbst schon als Organist in der Propsteikirche zu Gast war. Bekanntes zum Wiederhören gab es zum Schluss mit Bachs Air aus der Orchestersuite D-Dur. Die geschickte Orgelbearbeitung stammte aus der Feder Karg-Elerts.

Leider waren nicht viele Zuhörer gekommen. Die kleine Fan-Gemeinde kam allerdings voll auf ihre Kosten und bedankte sich mit herzlichem Beifall.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort