Stadt Willich Querelen in Willicher SPD-Fraktion: Röhrscheid sagt Interview ab

Stadt Willich · Gestern wollte sich Bernd-Dieter Röhrscheid in einem Interview den Fragen, die der Rücktritt eines seiner beiden Stellvertreter, Martin Dorgarthen, aufgeworfen hatte, stellen. Doch seine Fraktion bremste ihn. Am Montagabend hat "die SPD-Fraktion beschlossen, dass ich kein Interview mit Ihnen führen soll, um die Unstimmigkeiten innerhalb der SPD nicht weiter öffentlich auszutragen." Martin Dorgarthen war am Montagabend nicht zur Fraktionssitzung erschienen. Er kündigte aber eine weitere Stellungnahme für diese Woche an.

Dorgarthen war bereits am 17. Oktober als zweiter stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Willicher Stadtrat zurückgetreten. Sein Ratsmandat übt er weiter aus. Weil die Fraktion die Öffentlichkeit darüber nicht informierte, machte sich Dorgarthen in einer persönlichen Mitteilung am 30. Oktober Luft und griff Fraktions- und Parteivorstände an. Beide hätten eine mangelnde Bereitschaft gezeigt, bestehende Meinungsverschiedenheiten und persönliche Vorwürfe innerhalb der Fraktion auszuräumen. Dorgarten (58) spricht von mangelnder Wertschätzung und massiven, teils sehr persönlichen Angriffen. Er selber wirft den Spitzenleuten vor, "alte, verkrustete Strukturen aufrecht zu halten" und an Posten zu kleben.

Den ersten Zeitungsberichten schoben Partei- und Fraktionsvorstand der SPD eine Presseerklärung hinterher, in der sie alle Vorwürfe zurückwiesen und ihrerseits Dorgarthen "selbstbezogen" und persönlich frustriert bezeichneten. Auf die Anschuldigung, verkrustete Strukturen zu erhalten, kontert der 71-jährige Röhrscheid mit dem Hinweis auf Hendrik Pempelfort. Der erst 23-jährige Student wurde vor wenigen Wochen zum ersten stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. In der letzten SPD-Vorstandssitzung und der darauf folgenden Fraktionssitzung seien fünf junge Parteimitglieder zu sachkundigen (oder stellvertretenden sachkundigen Bürgern, d.h. Mitglieder in Ausschüssen des Stadtrates ohne ein Ratsmandat) bestimmt worden. Röhrscheid wörtlich: "Verhindert habe ich nicht einen einzigen jungen Kandidaten". Parteivorstand Dietmar Winkels weist den Vorwurf, Dorgarthen sei in der Mitgliederversammlung diffamiert, beschädigt und demontiert worden, zurück. Winkels schreibt: "Tatsache ist, dass auf Rückfragen von Parteimitgliedern die tatsächlichen Differenzen, die zwischen einigen Ratsmitgliedern und dem Partei- und Fraktionsvorstand seit Monaten bestehen, beim Namen genannt worden sind." SPD-Mitglieder und Öffentlichkeit können nur weiter warten, über die tatsächlichen Differenzen informiert zu werden,

(RP)
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