Stadt Willich Schlossfestspiele: Es geht wieder los

Stadt Willich · Gestern kamen Schauspieler, Regisseure, Ausstatter, Techniker sowie Vertreter des Trägervereins, der Stadt und der Sponsoren der Schlossfestspiele Neersen 2017 erstmals zusammen. Jetzt beginnen die Proben für die ersten Premieren.

 Die Tribüne für die Zuschauer und die Bühne vor dem Hauptportal sind bereits aufgebaut. Gestern hieß es erst einmal Bühne frei für die Fotografen. Dieses Foto ist der "Gegenschuss" zum Ensemble-Foto von Wolfgang Kaiser (3.v.l.).

Die Tribüne für die Zuschauer und die Bühne vor dem Hauptportal sind bereits aufgebaut. Gestern hieß es erst einmal Bühne frei für die Fotografen. Dieses Foto ist der "Gegenschuss" zum Ensemble-Foto von Wolfgang Kaiser (3.v.l.).

Foto: H. BRINKMANN

Bekommt er die Haare auf dem Kopf rasiert oder eine Latex-Perücke verpasst, um wie der Dorfrichter Adam auf dem Plakat auszusehen? Noch rauft sich Michael Schanze seine Haare. Im Moment ist er jede Nacht im Studio, um an der Musik für ein Musical zu arbeiten. Premiere ist am 29. Mai in Berlin. Und dann zieht er sich auf eine kleine Hütte in den Bergen zurück, 2500 Meter hoch gelegen, um sich auf seine Rolle als Dorfrichter Adam in "Der zerbrochene Krug" vorzubereiten. Gestern, beim ersten Zusammentreffen des neuen Ensembles, war noch seine Hauptsorge, als Richter eine Robe verpasst zu bekommen und wieder so schwitzen zu müssen, wie vor zwei Jahren in der Soutane bei "Pater Brown".

Doch bis zur Premiere am 29. Juli ist alles vergeben und vergessen. Denn in diesem Jahr hat Intendant Jan Bodinus den Festspielen das Motto "Vergeben, vergessen, verzeihen" gegeben. Im Mittelpunkt stehen drei starke Stücke mit einer Top-Besetzung: So konnte Michael Schanze nach dem Erfolg vor zwei Jahren erneut für Neersen gewonnen werden. In der ersten Abendpremiere steht "Honig im Kopf" an, eine Bühnenadaption nach dem gleichnamigen Film von Til Schweiger. Hier hat R. A. Güther die Hauptrolle von Großvater Amandus, der zunehmend vergesslich und skurril wird, übernommen. Als elfjährige Enkelin Tilda ist Maria Arnold zu sehen. Matthias Freihof, der im vergangenen Jahr bei "Ziemlich beste Freunde" im Rollstuhl sitzen musste, ist jetzt als Regisseur wieder dabei. Er inszeniert die Tragikomödie.

Für Intendant Jan Bodinus erfüllt sich mit "Der zerbrochene Krug" ein langgehegter Wunsch. Für ihn ist Michael Schanze im Lustspiel-Klassiker ein Super-Coup. Schanze selber findet es eine ganz wunderbare Aufgabe - schön und schwer zugleich - mal wieder eine Rolle in gebundener Sprache mit Blankversen auf die Bühne bringen zu können.

Gideon Rapp, in Neersen unvergessen aus "Pension Schöller" und "In 80 Tagen um die Welt", musste gestern bereits wieder im Zug nach Hannover sein, wo er abends spielte. Für die Schlossfestspiele 2017 übernimmt er die Regie des Kinderstückes "Michael aus Lönneberga" nach Astrid Lindgren. Hauptdarsteller Holger Stolz erhält als Lausebengel Michel eine blonde Perücke. Aus der eigenen Kindheit hat er noch gute Erinnerungen an die Geschichten von Michel auf dem Lande in Schweden ("Was habe ich gelacht").

Gelacht wurde beim ersten Treffen gestern im Technische Rathaus auch viel. "Wir freuen uns riesig", erklärte Bürgermeister Josef Heyes und versprach eine sehr, sehr positive Stimmung in der Stadt. Für die Schlossfestspiele kündigte er Regen zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens an - damit auch die Landwirte zufrieden sind. Gestern bewies Jan Bodinus ein gutes Händchen fürs Wetter. Pünktlich zum Fotoshooting mit dem Ensemble riss die graue Wolkendecke auf, und die Sonne schien durch.

Zu Beginn des Zusammentreffens im Technischen Rathaus bat Sabine Mroch, Vorsitzende des Festspielvereins, sich in Gedenken an Peter Kothen zu erheben. Intendant Jan Bodinus - der sein schwarzes Outfit samt Hut mit einem Paar knallblauen Sneakers akzentuierte - steckt voller Tatendrang für die Schlossfestspiele. Mit einer Nebenbemerkung verriet er auch, dass er bereits auf der Suche nach einem "Kracher" für 2018 ist, wenn die Schlossfestspiele ihre 35. Saison erleben. In diesem Jahr gebe es keine Konkurrenz von Fußball-EM oder -WM. Es sei aber nicht sein Ziel, die Vorjahreszahlen zu toppen und die Aufwärtsspirale unendlich weiter zu drehen, ihm gehe es darum, auf der Bühne - von Angesicht zu Angesicht - eine eigene Welt aufzutun und den Zuschauern gute Geschichten zu erzählen. Und den Dank an die zahlreichen Sponsoren vergaß er auch nicht.

(RP)
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