Stadt Willich Schönwetterfahrzeug auf Tour

Stadt Willich · Ein ungewöhnliches Gefährt begegnet in diesen Tagen den Bürgern: Ein Messfahrzeug für die Datenerfassung der Straßenzustände ist in Willich unterwegs.

 Sebastian Pralat (von links), Andreas Hans, Uwe Goetzie, Udo Klages und Stefan Lange vor dem Messfahrzeug.

Sebastian Pralat (von links), Andreas Hans, Uwe Goetzie, Udo Klages und Stefan Lange vor dem Messfahrzeug.

Foto: Kaiser

Wenn sich Sebastian Pralat an seinen Computer setzt, legt er als erstes den Sicherheitsgurt an, bevor er den Rechner hochfährt. Sein Arbeitsplatz hat nämlich vier Reifen, ist 7,50 Meter lang, 2,40 Meter breit und hat mitsamt dem 300 Kilogramm schweren Aufbau, der eine verstärkte Karosserie nötig macht, eine Höhe von 3,35 Metern. Und genau dieser Aufbau ist es, der dem Mercedes Sprinter seinen leicht futuristischen Touch gibt. Es handelt sich nämlich um eine orangefarbene Aluminiumkonstruktion, die insgesamt zehn festgestellte Kameras trägt sowie über einen Laserscanner, eine 360-Grad-Kamera, einen 3-D-Kompass und eine GPS-Antenne verfügt. Dieses Gefährt werden die Willicher Bürger in den nächsten Tagen des öfteren sehen, denn es liegen 325 Kilometer Straße vor dem Messfahrzeug für Datenerfassung des Berliner Unternehmens "eagle eye technologies".

Die Stadt Willich lässt die Straßenzustände in allen vier Ortsteilen erfassen. "Die letzte Erfassung liegt zehn Jahre zurück. Damals ging ein Ingenieurbüro unsere Straßen noch zu Fuß ab und machte Fotos. Es gab eine visuelle Bewertung", erinnert sich Uwe Goetzie vom Geschäftsbereich Landschaft und Straßen der Stadt Willich. Eine erneute Inventur des städtischen Infrastrukturvermögens wurde nun nötig, und die Stadt machte sich auf die Suche nach einem entsprechenden Anbieter, wobei die fortgeschrittene Technik heute ganz andere Alternativen bietet als noch vor zehn Jahren.

Im Zuge der Recherche stieß die Verwaltung auf "eagle eye technologies", die unter anderem schon im Umkreis für Städte und Gemeinden tätig waren. Die Stadt Willich entschloss sich, ebenfalls auf das Spezialfahrzeug zurückzugreifen. "Diese moderne Art der Erfassung gibt uns ganz andere Möglichkeiten. Wir erhalten nicht nur ein Straßenkataster mit detaillierten Flächen- und Zustandsdaten der Straßen, sondern können die Daten auch ins Geoinformationssystem einbringen. So sind wir unter anderem in der Lage, Straßen- und Kanalbau zu koordinieren", erklärt Andreas Hans, Leiter des Geschäftsbereiches Landschaft und Straßen, die Vorteile.

Die gesamte Technik des hochmodernen Fahrzeuges kommt aber in Willich nicht zum Tragen. Der Laserscanner, mit dem unter anderem eine hochgenaue Vermessung von Spurrillen möglich ist, bleibt ausgeschaltet, und auch die 360-Grad-Kamera kommt nicht zum Einsatz.

Wenn Messfahrzeugfahrer Udo Klages den Motor startet, fährt Pralat fünf Kamerasysteme mit je zwei Kameras hoch. Die beiden nach vorn ausgerichteten Kameras, die Paare, die jeweils schräg nach links und rechts im vorderen Bereich montiert sind, sowie die beiden rechten und die zwei Kameras hinten laufen dann. "An der linken Seite haben wir keine Kameras, da wir die Straße ja von beiden Seiten befahren", erläutert der Fahrzeugnavigator, der in Willich Unterstützung durch seinen Kollegen Stefan Lange hat.

Alle fünf Meter gibt es Aufnahmen, was bei einem Kilometer 2000 Bilder macht, denn alle Kameras lösen gleichzeitig aus. Perfekte Aufnahmen gelingen bei einer Geschwindigkeit bis zu 100 km/h. Das ausgeklügelte System konfiguriert nämlich automatisch. Die Bilder werden auf einem speziellen Rechner direkt gespeichert. Passend dazu schreibt der Wegsensor am Hinterrad des Mercedes die Wegstrecke Millimeter genau mit. Jede Aufnahme kann auf diesem Weg zugeordnet werden, und bei späterer Benutzung weiß man genau, um welche Stelle es sich handelt. Hightech am Fahrzeugäußeren und im Inneren, die Hand in Hand in arbeiten.

Etwas allerdings mag das Messfahrzeug, besser gesagt: die Technik, nicht. Wenn es regnet, bleibt das Messfahrzeug stehen. "Die Fahrbahn spiegelt bei Regen, und wir hätten Tropfen auf den Kameras. Allesamt Dinge, die wir für optimale Aufnahmen nicht gebrauchen können", erklärt Pralat. Das Messfahrzeug mit den Adleraugen hat dabei schon ganz Deutschland gesehen und lernt jetzt erstmalig die Willicher Straßen kennen. Und das gilt auch für die Radwege. Denn dort fährt "eagle eye technologies" ebenfalls.

(tref)
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