Stadt Willich Schutz kostet 10.000 Euro pro Haus

Stadt Willich · Die Überflutung im August 2010 ist vielen Anrathern noch gut im Gedächtnis. Im Planungsausschuss ging es jetzt darum, wie eine Wiederholung dieses Ereignisses zu verhindern ist. Für fast 1000 Hausbesitzer kann das sehr teuer werden.

Diplom-Ingenieur Ralf Ostermann vom Ingenieur-Büro Franz Fischer erklärte es im Planungsausschuss anschaulich: Eine Wiederholung eines so großen Überschwemmungsereignisses wie am 17. August 2010 in Anrath kann nur durch eine grundlegend verbesserte Kanalisation verhindert werden. Der Grund für die Überschwemmung sei ein Rückstau vor der Schmutzwasser-Pumpstation am Pimpertzweg gewesen, deren Leistungsfähigkeit für die Wassermengen nicht ausgereicht hatte. Der Grund dafür wiederum liegt darin, dass zu viel Fremdwasser in das Schmutzwasser-Kanalsystem gelangt - einerseits durch Undichtigkeiten im Kanalsystem, andererseits weil es viele "fehlangeschlossene" Flächen gibt: Darüber gelangt Regenwasser in die Schmutzwasser-Kanäle. Durch die Undichtigkeiten dringt Grundwasser in die Schmutzwasser-Rohre - und das steht in Anrath in vielen Bereichen sehr hoch. Ostermann zog eine Beschreibung aus dem Jahr 1880 hinzu - schon damals war klar, dass dieses Gelände nur über Donken (Bodenaufschüttungen) bebaubar gemacht werden könne. Heute stehen noch viele Gebäude bis zu einem Meter im Grundwasser, beschrieb er.

Das Ergebnis der Fachleute: Um das Fremdwasser zum Schutz der Anlieger zu reduzieren, "muss eine Reduzierung der fehlangeschlossenen Flächen (Niederschlagswasser von Oberflächen) und des angeschlossenen Bodenkörpers (Grundwasser und Niederschlagswasser aus dem Bodenkörper) um je 50 Prozent angestrebt werden". Die Fachleute hatten sich mit drei möglichen Varianten zur Erreichung dieses Ziels beschäftigt. Letztlich empfahl Ostermann die Lösung, das Fremdwasser über das größtenteils bestehende Regenwasser-Kanalisationssystem abzuleiten.

Dabei sind allerdings etliche Arbeiten notwendig: Die Fassung der privaten Drainagewasserleitungen und Umklemmen an den Regenwasserkanal über private Pumpstationen. Die Fassung der privaten und öffentlichen Fehlanschlüsse und Umklemmen an den Regenwasserkanal. Die Sanierung der privaten Schmutzwassergrundstücks- und -hausanschlussleitungen einschließlich aller Inspektionsöffnungen. Die Sanierung und Abdichtung des öffentlichen Schmutzwasserkanals.

Das Ganze wird teuer: Die Fachleute schätzen die Investitionskosten für die Umsetzung der Variante allein im öffentlichen Bereich auf knapp 2,8 Millionen Euro. Die Grundstücks-Eigentümer müssen insgesamt circa 9,64 Millionen Euro in den Um- und Neubau ihrer Entwässerungssysteme investieren - betroffen sind 984 Grundstücke in einem "Fremdwasser-Schwerpunktgebiet". Das bedeutet knapp 10.000 Euro pro Grundstück. Die Maßnahmen bringen aber auch klare Vorteile, so Ostermann: Unter anderem vermeiden die Haus-Eigentümer Ausschwemmungen und mögliche Hohlräume unter ihren Häusern - das sichere den Wert.

In diesem Jahr gibt es noch ein Förderprogramm des Landes NRW für Maßnahmen zur privaten Fremdwassersanierung. Es ist aber noch unklar, ob und wann dieses Förderprogramm fortgesetzt wird, so Dagmar Schaaf (Kommunalagentur NRW). Sobald dazu konkrete Infos vorliegen, wolle sie die Stadt Willich informieren.

Die Planungs-Politiker nahmen die Ausführungen zur Kenntnis. "Das waren klare Worte, dass wir handeln müssen", so der Ausschuss-Vorsitzende Christian Pakusch. Die Fraktionen wollen die Informationen jetzt beraten und in der Oktober-Sitzung eine Entscheidung treffen. Diese muss dann noch vom Rat bestätigt werden.

(djm)
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