Mathematikwettbewerb Des Landes Nordrhein-Westfalen Rauchende Köpfe im Klassenzimmer

Willich · Auf dem Schulhof der Gemeinschaftsgrundschule St. Hubert stehen Mütter und Väter, schauen auf ihre Handys, unterhalten sich. Kleinere Geschwisterkinder vergnügen sich auf dem Klettergerüst. Wärmer haben es diejenigen, die bei Kaffee und Kuchen in dem zu einer Cafeteria umgewandeltem Klassenzimmer sitzen. Allen gemeinsam ist, dass sie warten. Auf ihre Kinder, die gerade am Mathematikwettbewerb des Landes Nordrhein-Westfalen teilnehmen.

 Da hatten die Kinder mächtig zu grübeln. Die Aufgaben waren nämlich alles andere als leicht.

Da hatten die Kinder mächtig zu grübeln. Die Aufgaben waren nämlich alles andere als leicht.

Foto: wolfgang kaiser

Die 181 Viertklässler, die über den Aufgaben brüten, stammen aus 22 Grundschulen des Kreises Viersen. In einer ersten Runde, die an jeder Grundschule eigenverantwortlich durchgeführt wurde, haben sie sich als die Besten herauskristallisiert. Hier in St. Hubert geht es für sie in die zweite Runde. Die besten Knobler und Tüftler aus dem Kreis Viersen können sich heute für die dritte Runde qualifizieren, die im April auf Landesebene stattfindet.

Die Aufgaben wurden von einem bundesweiten Aufgabenausschuss für Mathematikolympiaden erstellt. Zwei Stunden haben die Schülerinnen und Schüler Zeit für die Lösung. Sabine Schöpgens (47) ist Lehrerin an der GGS St. Hubert. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Uta Louwen (43) organisiert sie den Wettbewerb für den Kreis Viersen. "Heute ist eigentlich ein entspannter Tag", sagt sie und erzählt von den vielen Vorbereitungen. Acht Kollegen führen in den verschiedenen Räumen Aufsicht. Allein neun Kollegen von anderen Grundschulen stehen bereit, um die Aufgaben gleich nach der Abgabe mit Punkten zu bewerten. Sie werden dann noch am selben Tag an eine zentrale Stelle weitergeleitet, die die endgültige Benotung vornimmt.

Dabei sei es ganz wichtig, dass die Kinder auch ihren Lösungsweg aufzeichnen, sagt Sabine Schöpgens. Denn auch für einen richtigen Lösungsansatz werden Punkte vergeben: "Der Weg ist wichtiger als das Ziel", betont sie. Sie selbst kennt die aktuellen Aufgaben nicht: "Da halten wir uns streng neutral." Aber sie zeigt das Aufgabenblatt des vergangenen Jahres. Die Aufgaben sind nur teilweise rein rechnerischer Natur. Es geht auch um räumliches Denken ("Teile beide Figuren durch einen geraden Schnitt so in zwei Flächen, dass sie zusammengelegt ein Quadrat ergeben.") oder um Kombinationslösungen.

Dabei muss etwa ermittelt werden, welche Halbzeitstände bei einem Hockeyspiel möglich sind, das mit 1:3 endet. Nach einer guten Stunde erscheinen die ersten Schülerinnen und Schüler auf dem Hof. Sie sind früh fertig geworden. Jesper Höwel (9) von der Gemeinschaftsgrundschule Tönisberg stürmt auf seinen Vater Alexander zu. In der einen Hand hält er eine Brezel, in der anderen die gelbe Teilnahmeurkunde, die jedes Kind heute erhält. "Du hast toll geknobelt und ehrgeizig an den schwierigen Aufgaben gearbeitet" steht darauf. Es sei "gut" gewesen, erzählt Jesper aufgeregt. Aber die Aufgaben seien schon "schwer" gewesen, auch weil sie für ihn in ihrer Art ganz neu gewesen seien. Mit insgesamt sechs Mitschülern aus seiner Schule ist er hier, "es ist aber nur ein Mädchen dabei", sagt Jesper.

Auf Anna Luckfiel (8) von der GGS St. Hubert warten schon Mama Christiane mit einer leeren Kuchenbox und die große Schwester Nele (11). Anna hat extra eine Einladung zu einem Kindergeburtstag abgesagt, um hier teilnehmen zu können. Auch sie fand die Aufgaben "schwierig", eine habe sie nicht lösen können. In Mathe habe sie eine "Eins", sagt sie auf Nachfrage, aber ihre Lieblingsfächer seien dann doch Sport und Kunst. Henriette Paßgang (10) ist mit ihrem Vater Tobias aus Viersen-Dülken angereist. Dort besucht sie die Paul-Weyers-Schule. Sie ist ebenfalls das einzige Mädchen aus ihrer Schule, die es hierher geschafft hat. "Es war gut", so ihr Gefühl. "Und es hat auch Spaß gemacht", findet sie. Eva Scheuss

(RP)
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