Stadt Willich Stellt FDP Bürgermeister-Kandidaten?

Stadt Willich · Bei der Mitgliederversammlung der Willicher Liberalen kam die Idee auf, bei den Kommunalwahlen 2020 wieder einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten ins Rennen zu schicken. Der Vorstand soll das nun prüfen.

 Der alte und neue Vorstand der Willicher FDP (von links): Hans-Joachim Donath, Christoph Maethner, Ellen Roidl-Hock, Stefanie Vogt, Franz-Josef Stapel und Karl-Heinz Koch.

Der alte und neue Vorstand der Willicher FDP (von links): Hans-Joachim Donath, Christoph Maethner, Ellen Roidl-Hock, Stefanie Vogt, Franz-Josef Stapel und Karl-Heinz Koch.

Foto: Marc Schütz

Auch in Zeiten, da die FDP gerade aus dem Bundestag geflogen war, hielten sich die Liberalen im Kreis Viersen wacker. Nun, nach den für die Partei erfolgreichen Landtags- und Bundestagswahlen, strotzt die FDP vor Kraft. Schwergewicht im Kreis sind die Liberalen aus Willich: Sie stellen 70 der 340 Mitglieder, mit steigender Tendenz. Grund genug, um bei den kommenden Kommunalwahlen im Jahr 2020 mit Selbstbewusstsein anzutreten. Und so forderte FDP-Ratsmitglied und ehemaliger Willicher Parteichef Thomas Brandt am Ende der Mitgliederversammlung im Café Steffi in Neersen: "Wir sollten wieder einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten aufstellen. Egal, wen die CDU aufstellt - ich bin der Meinung, das können wir besser." Gemunkelt wird, dass die Union den bisherigen ersten stellvertretenden Bürgermeister Guido Görtz, Parteichef Christian Pakusch oder die Umweltausschussvorsitzende Nanette Amfaldern als Bürgermeisterkandidat aufstellen wird.

Die Liberalen stört es gewaltig, dass in der vergangenen Woche die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger (sie ist CDU-Mitglied) im Rat mit den Stimmen von CDU, Grünen und "Für Willich" einfach wiedergewählt wurde, statt die Stelle auszuschreiben. "Uns ist es egal, welches Parteibuch jemand hat, wir wollen eine Bestenauslese", sagte Brandt. Vor allem die Ende des Jahres verkündete strategische Zusammenarbeit der Willicher Union und der Grünen stößt auf große Vorbehalte - wovon die Liberalen aber durchaus zu profitieren hoffen. Nicht nur sie vermuten, dass die Grünen ihren Fraktionsvorsitzenden Raimund Berg mit Unterstützung der Union in zwei Jahren als Stadt-Kämmerer installieren wollen. "Ob dann die CDU-Mitglieder ,Hurra' schreien? Der Bürger, der konservativ gewählt hat, wird plötzlich merken, dass er auch Grün gewählt hat", sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende und stellvertretende Parteivorsitzende Hans-Joachim Donath. Er war 2014 gegen Bürgermeister Josef Heyes angetreten und hatte rund 33 Prozent der Wählerstimmen geholt. "Wenn die CDU uns als unzuverlässig ansieht, dann adelt uns das. Denn wir machen Politik für den Bürger und nicht für Beigeordnete oder Politiker, die Beigeordnete werden wollen", so Donath. Aber nicht nur Union und Grüne kritisierte Donath, sondern auch SPD und "Für Willich": "Sie streiten sich in Presse und Justiz, sollten sich aber lieber auf Inhalte konzentrieren."

Als Erfolg für die FDP verbuchte Donath die Tatsache, dass sich die FDP mit ihrem Antrag zum Haushalt 2018 durchsetzen konnte: Höchste Priorität hat demnach die Senkung der Kassenkredite, alle frei werdenenden Mittel im Haushalt 2018 werden zu deren weiterer Reduzierung verwendet, und 30 Prozent der Kredite werden mit einem Sperrvermerk versehen, die der Haupt- und Finanzausschuss freigeben muss. Wichtig sei, so Donath, dass die Verschuldung weiter abgebaut werde und keine Geschenke verteilt würden, die hinterher wieder einkassiert werden müssten.

Augenmerk wollen die Liberalen auch weiterhin auf die Verkehrsprobleme legen. Ob Wekeln, Stahlwerk Becker oder "Schiefbahner Dreieck": Es werde gebaut, aber es würden nicht die entsprechenden Straßen dafür errichtet. "Diesen Fehler will die Verwaltung jetzt wieder im Neubaugebiet Fontanestraße machen - aber da machen wir nicht mit", sagte Donath. Auch beim Thema Elektromobilität sehen die Liberalen großen Handlungsbedarf, und der öffentliche Personennahverkehr müsse gestärkt werden. Zudem müsse dringend eine Alternative zum gerade gescheiterten "Ambulatorium" her. Willich mit seinen 53.000 Einwohnern brauche eine medizinische Anlaufstelle nachts und am Wochenende - mindestens eine kleine Lösung in der Nähe der Feuer- und Rettungswache in Alt-Willich, so Donath.

Der alte und neue Parteivorsitzende Christoph Maethner ehrte am Ende der Versammlung langjährige Mitglieder. Seit 45 Jahren ist Brigitte Gruschel dabei, seit 40 Jahren sind Elisabeth Icks und Andreas Rost bei den Liberalen, seit 35 Jahren ist Bernhard Holtmann Mitglied. Für 30-jährige Mitgliedschaft wurden Ellen Roidl-Hock und Franz-Josef Stapel geehrt, seit 25 Jahren ist Ortrud Stapel dabei.

(RP)
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