Willicher Tierquäler zündet 15. Igel an Taten sind "hochgradig pervers"

Willich · Ein unbekannter Tierquäler, der in Willich seit Monaten die Polizei in Atem hält, weil er Igel bei lebendigem Leibe anzündet, hat erneut zugeschlagen. Am Mittwochabend stellte die Polizei in einem Mülleimer im Ortszentrum einen toten Igel sicher.

 In diesem Mülleimer neben einer Bank auf dem Schützenplatz in Willich entdeckte eine Spaziergängerin den toten Igel, den die hinzugerufene Polizei sicherstellte.

In diesem Mülleimer neben einer Bank auf dem Schützenplatz in Willich entdeckte eine Spaziergängerin den toten Igel, den die hinzugerufene Polizei sicherstellte.

Foto: Achim Hüskes

Dort war das Tier offensichtlich in Brand gesetzt worden. Eine Spaziergängerin hatte den grausigen Fund gemacht.

Der Igel ist der mittlerweile 14., den die Polizei in Willich verbrannt aufgefunden hat. Einen weiteren Igel hatte ein Hundehalter vor zwei Wochen nahe einer Grundschule in einem Mülleimer gefunden. Das Tier lebte und war unversehrt, doch sein Kopf steckte in einer Zigarettenschachtel. Die Polizei geht davon aus, dass dieses Tier von demselben Täter in die Mülltonne gesetzt wurde, der die anderen Tiere getötet hat. Experten hatten festgestellt, dass zwei der verendeten Igel bei lebendigem Leibe angezündet worden waren. Auf die Igeltötungen aufmerksam geworden war die Polizei bei Ermittlungen wegen Sachbeschädigungen an Spielplätzen im Juli. Dabei hatten Mitarbeiter der Stadt berichtet, dass sie acht tote Igel gefunden hätten. Tierfreunde setzten für Hinweise auf den Täter 3000 Euro Belohnung aus.

Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nennt die Taten "hochgradig pervers". Die sonst sehr ruhigen Tiere schrien bei solchen Misshandlungen laut auf. "Wie einem so etwas Spaß machen kann, erschließt sich mir absolut nicht." Doch um Spaß geht es dem oder den Tätern wohl auch nicht.

"Der höchstwahrscheinlich männliche Täter dürfte sich im Alltag oft ohnmächtig fühlen. Wenn jemand Tiere quält, weicht diese Ohnmacht einem Gefühl der Allmacht, er ist dann Herr über Leben und Tod", sagt der auf Kinder und Jugendliche spezialisierte Psychotherapeut Christian Lüdke aus Essen.

"Niemand wird als Tierquäler geboren, aber jeder will als Person wahrgenommen werden. Wenn das nirgendwo gelingt — weder in der Familie noch in der Schule —, heißt es irgendwann: ,Wenn ich schon nicht geliebt werde, dann will ich wenigstens gehasst werden. Jetzt muss man mich ernst nehmen'", sagt Lüdke. Tierquäler strebten nach Macht und Kontrolle. "Sie wollen Angst und Schrecken verbreiten."

Igel sieht Lüdke als perfekte Opfer, "weil sie Sympathieträger sind, freundliche Gesellen". Stabilisieren könnte den Täter eine Verbesserung seiner privaten oder beruflichen Situation, mutmaßt Lüdke. Bleibe dies aus, sei eine weitere Brutalisierung des Täters zu erwarten. "Zum Aggressionsabbau muss dann wieder irgendetwas herhalten — oder auch irgendjemand." Voraussetzung für eine Therapie seien "Einsicht und Unterstützung von Familien und Freunden", die Abbrecherquote liege bei etwa 60 Prozent.

Die Polizei hat bislang keinen Verdächtigen. Dem oder den Tätern drohen nicht nur Geldstrafen bis zu 50.000 Euro, sondern laut Tierschutzgesetz theoretisch sogar eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort